Thomas Steiner
„Es geht immer um die Lebensqualität“

Thomas Steiner glaubt nicht, dass es einmal eine Stadt ohne Autos geben wird. | Foto: Uchann
  • Thomas Steiner glaubt nicht, dass es einmal eine Stadt ohne Autos geben wird.
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Interview mit Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner, seit Kurzem Vizepräsident des Städtebundes.

Eine Frage zur Organisation des Städtebundes: Offenbar muss man keine Stadt sein, um Mitglied zu werden. So sind 15 Kommunen im Burgenland Mitglied, darunter Gemeinden wie Andau …
THOMAS STEINER: Es kann sich jeder um die Mitgliedschaft bewerben, aber es ist notwendig, dass der Hauptausschuss dem auch zustimmt. Andau ist sicher eine Spezialfall. Grundsätzlich geht es aber schon darum, dass man eine gewisse städtische Struktur nachweisen kann.

Ich frage auch deshalb, weil oft die Interessen bzw. Forderungen an den Bund unterschiedlich sind – etwa, wenn es um den Finanzausgleich geht. Hier fordern Gemeindevertreterverbände mehr Gerechtigkeit – nach dem Motto „Jeder Bürger muss gleich viel Wert sein“…

Das ist natürlich ein Schwerpunkt der Arbeit der kommunalen Interessensvertretungen. Wichtig ist, dass sich die Städte und Gemeinden nicht auseinander dividieren lassen dürfen. Es gibt sehr viele Interessen, die gleich gelagert sind – egal ob das eine kleine Gemeinde oder eine große Stadt ist.
Es gibt natürlich auch unterschiedliche Zugänge. Ich bin zu 100 Prozent für einen gerechten Finanzausgleich. Das muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass jede Gemeinde und jede Stadt den gleichen Anteil pro Bewohner bekommt. So erfüllen Städte überregionale Aufgaben, die andere Gemeinden nicht erfüllen. Und das gehört bewertet.

„Beim Thema Klimawandel sind die Städte nicht das Problem, sondern in Wahrheit die Lösung.“

Neben Corona ist der Kampf gegen den Klimawandel ein bestimmendes Thema. Was können hier die Städte beitragen?
Gerade beim Thema Klimawandel sind die Städte nicht das Problem, sondern in Wahrheit die Lösung. Weil wir sehr gut vorzeigen können, wie man klimafreundlich das Leben möglich macht. Wenn man sich den Verbrauch des Bodens zum Beispiel anschaut, dann ist es logisch, dass Städte pro Kopf einen kleineren Bodenverbrauch haben, als ländliche Gemeinden. Und deshalb finde ich es manchmal ungerecht, wenn man sagt, die Städte sind so arg verbaut, und das ist schädlich für das Klima.

Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs endet oft an den Stadtgrenzen. Müssen hier nicht die Umlandgemeinden miteinbezogen werden?

Das ist die wahre Herausforderung – nämlich zu schauen, wie man die Regionen besser einbinden kann. Vorarlberg zeigt das gut vor. Da gibt es das Bussystem, wo Land-und Stadtbusse ineinander greifen.
Das ist auch ein Thema, das ich in der Vergangenheit immer wieder propagiert habe. Der Burgenland-Bus – wie ich ihn genannt habe – wäre eigentlich die perfekte Lösung. Der Bus fährt kleine Gemeinden an und stellt Verbindungen zu den großen Gemeinen her. Das könnte man relativ kostengünstig über das ganze Burgenland ausspannen und auch die Verbindungen zu den Zügen schaffen.

Wird die Stadt der Zukunft eine autofreie Stadt sein?
Ich glaube nicht, dass es einmal eine Stadt ohne Autos gibt oder dass es überhaupt ein Leben ohne Autos geben wird. Die Frage ist: Wie werden die Autos ausschauen, welchen Antrieb werden sie haben, werden sie im alleinigen Eigentum eines Bürgers sein oder gibt es Modelle, bei denen die Nutzung der Fahrzeuge geteilt wird?
Was wir jetzt auch im Stadtentwicklungsplan für Eisenstadt beantworten möchten: Wie gestalten wir diesen Verkehr, wie schaffen wir es, dass die Menschen in der Stadt auch gut leben können? Da geht es auch ganz stark um Zufahrtsbeschränkungen, da geht es um Entschleunigung und Verlangsamung des Verkehrs.

„Heute geht es darum, wie wir mehr Bäume in den öffentlichen Rau bringen können, wie wir innerhalb der Stadt Grünoasen schaffen können. “

In Eisenstadt wird die Bevölkerung in die Stadtentwicklung stark eingebunden. In welche Richtung gehen die Wünsche?
Es geht immer um die Lebensqualität, und um die Frage, wie kann man die Lebensqualität verbessern.
Vor 10 Jahren ging es um Sanierung von Straßen. Das Thema ist komplett weg - abgesehen davon, dass wir die Straßen saniert haben. Heute geht es darum, wie wir mehr Bäume in den öffentlichen Rau bringen können, wie wir innerhalb der Stadt Grünoasen schaffen können. Wie man insgesamt die Aufenthaltsqualität erhöhen und verbessern kann.
Für mich war etwa überraschend, dass 70 bis 75 Prozent sagen, dass mehr Bäume gepflanzt werden sollen, auch wenn dadurch Parkplätze verloren gehen. Das ist schon ein Paradigmenwechsel, der mich persönlich freut.

Also doch Richtung autofreie Stadt…
Nicht Richtung autofreie Stadt, aber in Richtung mehr Bewusstsein für die Umwelt, mehr Bewusstsein für nachhaltiges Arbeiten und nachhaltiges Leben und da gehört natürlich auch dazu, dass man auf das Auto – wenn es geht – verzichten soll.
Deshalb haben wir sich so bewusstseinsbildende Aktivitäten gemacht – wie etwa ,Eisenstadt geht zu Fuß‘. Oder das Thema Radfahren, dass viele Jahre eher im Dornröschenschlaf gelegen ist. Da werden wir übrigens im nächsten Jahr so viel in die Infrastruktur investieren, wie noch nie zuvor.

„Das, was die Einkaufszentren in den Innenstädten ,anrichten‘ konnten, haben sie angerichtet.“

Was kann man gegen die Verödung der Stadtkerne und Innenstädte tun? Man hat das Gefühl, dass der Bau von weiteren Einkaufs- und Gewerbezentren kein Ende findet…
Es ist eine Frage der politischen Lenkung. Wir haben im Burgenland das Problem, dass wir leider bei der Änderung des Raumplanungsgesetzes das Gegenteil erlebt haben – nämlich, dass das Errichten von Einkaufszentren noch einmal erleichtert wurde.
Ich glaube, dass dieses Thema rund um die Konkurrenzsituation zwischen Einkaufszentren am Stadtrand und Innenstadt erledigt ist. Das, was die Einkaufszentren in den Innenstädten „anrichten“ konnten, haben sie angerichtet.
Aber was man jetzt feststellt ist, dass in den Nachbargemeinden nach und nach Einkaufszentren entstehen. Das heißt, es verlagert sich vom Stadtrand in die nächsten Gemeinden. Und das halte ich für eine gefährliche Sache. Ich glaube, dass in 10 bis 15 Jahren in der einen oder anderen Gemeinde Ruinen ehemaliger Einkaufszentren entstehen werden.

Wie ist die Situation in Eisenstadt?
Wir haben erlebt, dass die Innenstadt nach der Pandemie massiv gewonnen hat. Es gibt kaum Leerstände, die Leute kommen wieder gerne in die Innenstadt – unter anderem, weil wir Maßnahmen ergriffen haben. Wir haben den Innenstadtbonus eingeführt, der massiv wirkt. Wir haben einen guten Mix an Geschäften. Das Wesentliche bei den Innenstädten ist, dass es dort Geschäfte gibt, die es sonst nirgends gibt.

Wie schaut eine Stadt aus, die sich sowohl an den Bedürfnissen der älteren als auch der jüngeren Bevölkerung ausrichtet?

Das ist eine große Herausforderung für alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Die Kunst ist, dass man Angebote für möglichst viele aus diesen Bevölkerungsgruppen schafft.
Wir haben das in den vergangenen Jahren ganz massiv über Sporteinrichtungen versucht, weil das eigentlich alle eint.
Wenn ich an die Leichtathletikanlage oder an das Hallenbad denke, das wir für die nächsten Jahrzehnte gesichert haben, den Eislaufplatz mit der Überdachung, und viele kleinere Sporteinrichtungen – dann merkt man, dass da etwas zurückkommt.
Wenn man auf die Leichtathletikanlage geht und man sieht hunderte Kinder und Jugendliche trainieren und gleichzeitig sieht man zwanzig Pensionisten, die dort gleichzeitig Sport machen, dann denkt man sich, das vieles richtig gemacht wurde. Wir wollen im Sport weiter investieren und uns als Sportstadt ganz stark positionieren.
Aber man muss natürlich auch ganz spezifische Einrichtungen haben. Deshalb haben wir in Kleinhöflein ein Haus für die Jugend angekauf, in Eisenstadt wird es ein Jugendzentrum geben, wir haben den E_Cube – und wir haben viele Einrichtungen auch für die ältere Generation.
Und natürlich haben wir den Vorteil mit dem großen Kulturangebot in der Stadt.

Es muss nicht überall „städtischer“ werden
Weniger Bebauung und mehr Bäume gewünscht
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