Bankenexperte zur Causa Commerzialbank
„Die Verantwortung ist klar geregelt“
Stefan Pichler, Professor für Bank- und Finanzwirtschaft, erläuterte im Zusammenhang mit der Commerzialbank-Pleite die Rolle der einzelnen Aufsichts- und Prüfungsorgane.
BURGENLAND. „Es wundert mich auch, dass so lange nichts aufgefallen ist. Aber es ist noch zu früh, von einem kompletten Systemversagen zu sprechen“, meinte Bankenexperte Stefan Pichler im ORF Burgenland-Interview.
Für ihn sei jedoch auffallend, dass die Wirtschaftsprüfungskanzlei, die die Ordnungsmäßigkeit der Bilanz zu prüfen hat, nicht früher die Unregelmäßigkeiten erkannt hat. „Bei großen Salden-Bestätigungen hätte man nachtelefonieren können und bei den betreffenden Banken nachfragen können, ob es diese Einlagen gibt.“
Erhaltung der Finanzmarktstabilität
Pichler kann sich auch nicht vorstellen, dass eine Haftung der Finanzmarktaufsicht oder der Nationalbank entstehen kann. „Die gesetzliche Grundlage für die Finanzmarktaufsicht und auch die Österreichische Nationalbank ist die Erhaltung der Finanzmarktstabilität – also das Verhindern größerer Bankenkrisen. Es ist aber nicht das primäre Ziel, Insolvenzen einzelner Banken zu verhindern. Das wird in der Öffentlichkeit manchmal ein bisschen missverstanden“, so Pichler.
Ordnungsnormen
Im Ö1-Interview geht Pichler noch mehr ins Detail: „Die Verantwortung ist klar geregelt. Im Bankwesengesetz ist festgehalten, welche Augaben die Finanzmarktaufsicht hat“. So sind sogenannte „Ordnungsnormen“ zu erfüllen. Dazu werden Kennzahlen berechnet – wie etwa der Eigenkapitalquotient oder der Liquiditätsquotient, die in einer bestimmten Bandbreite liegen müssen. „Bei der Commerzialbank war dies in den letzten 15 Jahren der Fall. Es hat zwar einige Ausreißer gegeben, die wurden aber saniert“, meinte Pichler und ergänzte: „Die Aufsicht muss sich darauf verlassen können, dass das, was in den Bilanzen drinnen steht, auch wirklich stimmt“ Hier sieht er vor allem die Wirtschaftsprüfung gefordert.
Geld auf mehrere Banken aufteilen
Stefan Pichler sieht aber auch die Sparer und Anleger selbst in der Verantwortung. „Wenn man einen Betrag über die 100.000 Euro Einlagensicherung anlegt, muss man auch genau schauen, welche Bonität die betreffende Bank hat. Und wenn man das nicht tun will oder kann, dann ist es das allerbeste, das Geld auf mehrere Banken aufzuteilen.“
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