S1 Außenring
Erneuter Zwist um Lobautunnel
Wissenschaftler argumentieren für einen Stopp des Lobautunnels und gegen die Wiener Stadtstraße.
DONAUSTADT. Wissenschaftler, die Bürgerinitiative "Hirschstetten-retten", die Umweltorganisation "Virus" und der WWF üben Kritik an dem geplanten Projekt der S1-Außenring-Schnellstraße zwischen Schwechat und Süßenbrunn mit dem Tunnel Lobau. Sie wollen das Projekt stoppen.
Die Gründe dafür: Sie sehen keine Verkehrsentlastung, das Projekt sei überholt und das Grundwasser durch den Bau gefährdet. Bezüglich Grundwasser läuft diese Woche eine Verhandlung beim Bundesverwaltungsgericht zum ersten Abschnitt der Lobau-Autobahn zu Naturschutz und Wasserrecht.
"Derzeit laufen sowohl für den Verwirklichungsabschnitt 1 (Groß Enzersdorf bis Süßenbrunn), als auch für den Verwirklichungsabschnitt 2 (Schwechat bis Groß Enzersdorf mit dem Tunnel Donau-Lobau) die nachgelagerten Materienrechtsverfahren zu Wasserrecht und Naturschutzrecht, in denen nochmals die Umweltauswirkungen des Projekts detailliert und genau untersucht werden", bestätigt die Asfinag.
Die S1-Außenring-Schnellstraße zwischen Schwechat und Süßenbrunn mit dem Tunnel Lobau ist 19 Kilometer lang, davon sind 8,2 Kilometer Tunnel. Offizielles Budget: 1,9 Milliarden Euro. Geplanter Baubeginn: 2021. Als Vorteile der S1 inklusive Tunnel nennt die Asfinag ein rasches, sicheres Vorankommen und mehr Lebensqualität für Anrainer. Das Argument der Verkehrsentlastung teilt auch Donaustadts Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ). "Wir brauchen die Donauquerung immer dringender, die Menschen warten auf diese Verkehrsentlastung", meint Nevrivy.
Verkehrsexperte Hermann Knoflacher kritisiert die genannten Vorteile der Asfinag. Denn ein rasches Vorankommen gelingt am besten mit den Öffis seiner Meinung nach. Das Auto bezeichnet er als Förderung eines Unfallerzeugers, weshalb man mit dem Auto seiner Aussage nach nicht sicher unterwegs sein kann wird. "Eine Bewilligung der S1 bedeutet einen Schuss ins Knie", betont Knoflacher. Auch er ist für einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs.
Klimaneutral bis 2040
Bis 2040 hat die österreichische Regierung das Ziel, klimaneutral zu werden. Kritiker stufen das Vorhaben aufgrund der S1 und des Tunnels als eher unrealistisch ein. "Der Verkehr ist eines der Problemfelder in Österreich, wenn es darum geht, Klimaschutz einzuhalten", erklärt Herbert Formayer vom Institut für Meteorologie und Klimatologie der Boku.
Das Problem bestehe laut Formayer darin, dass es ein Grundbedürfnis an Verkehr gebe. Sei es, um an den eigenen Arbeitsplatz zu kommen oder für Freizeitaktivitäten. Deshalb auch von ihm der Appell, in den öffentlichen Verkehr zu investieren. Zuspruch gibt es vom Bezirksvorsteher: "Selbstverständlich braucht es auch den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, was auch geschieht und weiter vorangetrieben wird."
Für die Bürger
Auch Werner Schandl, Gründer der Bürgerinitiative "Hirschstetten-retten", spricht sich für den Öffi-Ausbau aus. Er vertritt hauptsächlich die Jugend bei diesem Projekt. "Die Kinder und Jugendlichen haben noch keine eigene Stimme, aber müssen dann die toxische Suppe auslöffeln, die ihnen Politiker einbrocken wollen", sagt er. Schandl spricht im Zuge des Projekts von gesundheitlichen Auswirkungen aufgrund der Feinstaubbelastung. Nahe der geplanten S1-Spange, zur Ergänzung der Schnellstraße, befinden sich zwei Kindergärten, das Quartier Hausfeld sowie die Blumengärten Hirschstetten. Abgesehen davon sollen 100.000 Quadratmeter Grünland versiegelt werden.
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