S1 Außenring Schnellstraße
Ist das Grundwasser bedroht?
In Simmering sorgt man sich um die Grundwasserversorgung in Zusammenhang mit der S1 Verlängerung.
SIMMERING/DONAUSTADT. Die geplante S1 Außenring Schnellstraße zwischen Schwechat und Süßenbrunn mit dem Tunnel Lobau sorgte in der Vergangenheit für viel Aufregung seitens Politik und Umwelt- und Naturschützern. Nun werden auch besorgte Stimmen aus dem 11. Bezirk laut.
Konkret geht es um den zweiten Bauabschnitt des Vorhabens. Dieser reicht vom Knoten Schwechat bis Groß-Enzersdorf und beinhaltet den Bau des Lobautunnels. Seitens der Asfinag wurden die Unterlagen zur wasserrechtlichen Genehmigung in dem Abschnitt vor kurzem eingereicht. Bei dem Vorhaben geht es um die Bewilligung einer Brunnenanlage zur Gewinnung von Grundwasser, einerseits als Prozesswasser für die Bauphase des Lobautunnels und andererseits als Ersatzwasser für die OMV.
Geplant ist die Grabung von drei Brunnen mit einer maximal geplanten Entnahmemenge von 138 Liter pro Sekunde, wofür das Wasserniveau abgesenkt werden müsste. "Gärtner und Landwirte in Simmering, Kaiserebersdorf, Mannswörth und Albern sorgen sich daher berechtigterweise um die Grundwasserversorgung" so Leopold Prochazka, ehemaliger Bezirksrat in Simmering, selbst Gärtner und stellvertretender Obmann der Wiener Gärtner – Landesgartenbauvereinigung Wien.
Gefahr für Grundwasserspiegel
Bei den Landwirten klingeln also die Alarmglocken, denn geringe Niederschläge der letzten Jahre hätten laut Prochazka bereits zu einem Absinken des Grundwasserspiegels geführt. In der Vergangenheit hat sich auch immer wieder gezeigt, dass infolge von Bauprojekten das Wasserniveau gesunken ist. So war es auch beim Bau des Fernwärmekraftwerks im 11. Bezirk: Das Wasserniveau in Kaiserebersdorf sank daraufhin um ein bis zwei Meter.
Von der Niederösterreichischen Wasserrechtsbehörde gibt es zudem einen Bericht aus den 90er-Jahren, in dem von einem nur begrenzten Grundwassersee in der Region Schwechat-Masswörth-Albern an der Landesgrenze gesprochen wird. Darin wird auch die Meinung vertreten, dass Grundwasser vom Gebiet nördlich der Donau in das Gebiet von Simmering und Schwechat gezogen werden muss, um die dortigen Grundwasserrechte überhaupt zu befriedigen.
Einwendungen bei der Wasserrechtsbehörde
"Uns geht es nicht um die Verhinderung der Verlängerung der S1 sondern darum, dass damit keine Gefahr für Gemüse- und Gartenbaubetriebe einhergeht“, so Prochazka. Auf seine Initiative konnten bisher rund 150 Eingaben von Gärtnern und Anrainern aus Simmering, Schwechat sowie der Donaustadt an die Wasserrechtsbehörden in Wien (MA58) und Niederösterreich bekannt gegeben werden. Bei diesen Einwendungen in dem Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren (UVP) verlangen die Betriebe entsprechende Absicherungsmaßnahmen für die Grundwasserversorgung.
Simmerings Bezirksvorsteher Thomas Steinhart (SPÖ) teilt die Sorgen: "Wir müssen da ganz genau hinsehen, damit für unsere Gärtner und Landwirtschaftsbetriebe kein Nachteil entsteht. Grundsätzlich vertraue ich aber darauf, dass alles ordnungsgemäß, und entsprechend geprüft, ablaufen wird." Bezirksvorsteher der Donaustadt, Ernst Nevrivy (SPÖ), plädiert dafür, die Sorgen der Gärtner ernst zu nehmen. "Ich bin allerdings überzeugt, dass seitens der für die Planung und den Bau Verantwortlichen alles dafür getan wird, dass es hier zu keinen nachteiligen Veränderungen oder gar Schwierigkeiten für die Gärtnereien kommt“, ergänzt Nevrivy.
Verhandlungen im Frühjahr
Das Thema Grundwasser und Wasserversorgung war bereits ein wesentlicher Punkt im Rahmen des mittlerweile rechtskräftig genehmigten UVP-Verfahrens zur Planung der S1. Dabei wurde vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt, dass negative Einflüsse auf das Grundwasser und Nutzungen ausgeschlossen werden. Im aktuell anhängigen Wasserrechtsverfahren wurde das Thema dem Verfahren entsprechend noch einmal vertieft untersucht und unter Berücksichtigung der konkreten Wasserrechte aufbereitet.
"Die Ergebnisse entsprechen denen des UVP-Verfahrens. Aus unserer Sicht sind nachteilige Auswirkungen auf den Grundwasserkörper daher auszuschließen", heißt es von der Asfinag. Die eingereichten Stellungnahmen bei der MA58 sollen nun in Gutachten von unabhängigen Sachverständigen berücksichtigt werden. Seitens der Asfinag rechnet man mit Verhandlung dazu im Laufe des Frühjahrs 2021 und einem anschließendem Baustart in noch diesem Jahr.
Zur Sache
Die Wiener Außenring-Schnellstraße zwischen Schwechat und Süßenbrunn mit dem Lobautunnel soll die Südosttangente, das Marchfeld sowie die Donaustadt vom Verkehr entlasten. Aufgrund der laufenden Behördenverfahren gibt es derzeit noch keine detaillierteren Auskünfte zu Baubeginn und Dauer der Schnellstraße.
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