Krisen positiv bewältigen
"Sie lassen uns lernen, sie machen uns stark"
Irene Gratzer, Ennser Psychotherapeutin, gibt Tipps, wie einem in Ausnahmesituationen nicht die "Decke auf den Kopf fällt".
ENNS. "Da unsere Alltagsroutine derzeit unterbrochen ist, haben wir eine Nähe und Dichte, die wir so nicht kennen", sagt die Psychotherapeutin. Vergleichbar seien Situationen wie längere gemeinsame Urlaube oder die Weihnachtsfeiertage. Besonders wichtig sei es derzeit also sich darauf einzustellen und sich umzustellen. "Wesentlich ist es, sich einen Tagesablauf zurechtzulegen. Festgelegte Rituale können dabei eine große Hilfe sein. Fixe Essens-, Schlaf-, Arbeits- und Lernzeiten geben halt." Auch das Anziehen in der Früh und nicht im Pyjama zu bleiben, sei ein wichtiges Ritual.
Mit sich in Kontakt bleiben
Ein Tagebuch zu schreiben, könne auch gegen den Kontrollverlust helfen. "Dadurch bleibt man mit sich selbst in Kontakt und verliert nicht den Boden unter den Füßen." Die gewonnene Zeit mit der Familie solle man nutzen, um etwas zu tun, das man sonst nicht tun würde. "Slow food – also das gemeinsame Kochen und dann Essen zu zelebrieren, bringt Freude und bietet Abwechslung zum Alltag."
Medien bewusst konsumieren
Ein weiterer wichtiger Punkt seien Medien. "Dadurch dass auf Social-Media-Plattformen viele Fehlinformationen und Horrorszenarien herum kursieren, ist hier besondere Vorsicht geboten. Corona-freie Zeiten sind besonders wichtig. Verzichten Sie vor allem auf einen ununterbrochenen Informationsstrom." Auch während des Home-Offices sollten keine Medien konsumiert werden. Außerdem sei es besonders wichtig, den Arbeits- vom Privatbereich zu trennen: "Richten Sie sich einen fixen Ort, auch wenn er klein ist, ein und beenden Sie Ihre Arbeit bewusst. Auch der Lernplatz für Kinder ist wesentlich."
Bewegung bewirkt Wunder
Nach dem Lernen oder der Arbeit und dazwischen sollte auch immer Zeit für Bewegung sein: "Sie bewirkt Wunder. Was es auch ist, bewegen Sie sich und trainieren Sie Ihren Körper, dies ist auch auf engem Raum möglich. Es gibt viele ausgezeichnete Anleitungen im Netz. Körperliche Übungen erzeugen Botenstoffe im Gehirn, die Zuversicht und sogar Glück aktivieren." Glücksmomente bringt auch die Pflege von Kontakten. Durch die Digitalisierung sei dies auch in Krisenzeiten ohne weiters möglich: "Treffen Sie Verabredungen und pflegen Sie Verbindungen. Legen Sie im Gespräch Wert auf das Austauschen von Positivem. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Lebendigkeit und nicht auf den befürchteten Mangel." Letzten Endes seien Krisen aber auch Chancen, aus Herausforderungen gestärkt hervorzugehen: "Die Frage ist, wie wir diese Chance nützen – wir und vor allem die Kinder. Krisen gehören zum Leben, sie lassen uns lernen, und sie machen uns stark. Bleiben Sie respektvoll und achten Sie auf sich."
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