Leitl und die Menschenrechte?
Ganz ehrlich, Freunde, es gibt Tage, da beginne ich mich zu fragen, ob mein Buch „Wenn unsere Ärzte Mammon dienen“ überhaupt eine Berechtigung besitzt, ob es denn nicht vielmehr eine Folge einer fehlgeleiteten Politik ist, die unsere Ärzte daran hindert, optimale Leistungen zu erbringen.
Ja, manche politische Fehlentscheidung, die von Ärzten initierten Projekte einfach scheitern lässt. Nur weil sich zum Beispiel die Wirtschaftskammer querlegt.
Solche Tage erlebe ich immer dann, wenn ich so wie am gestrigen Tag einem Arzt, laut Club Carrier eine Kohevehe in seinem Fach, gegenüber sitze, der selbst über unser System enttäuscht ist.
Enttäuscht, weil man ihm eines seiner grössten Projekte, die Entlastung der Wiener Spitäler unmöglich gemacht hat. Eine politische Entscheidung ein menschlich geführtes Krankenhaus in der Kreuzgasse Wien Währing boykottierte.
Da hatte es sich der Herr Primar nämlich zum Ziel gesetzt, mitten in der Kreuzgasse, zu der von ihm errichteten Privatklinik Döbling ein weiteres Krankenhaus zu eröffnen. Wissend, dass in den nächsten Jahren eine ganze Reihe Wiener Krankenhäuser einfach geschlossen werden würden. Und wie er selbst sagt: Den Standard für den Patienten zu heben.
Anstatt aber über die Eigeninitiative eines Arztes und die finanzielle Entlastung des Bundes und der Gemeinde bei der Errichtung und dem Erhalt einer Krankenanstalt dankbar zu sein, entschloss sich die Wirtschaftskammer dazu, gerade diesem Privatspital als Einzigem unter 45 die Aufnahme in die Prikraf, den Privatkrankenkassenanstalten-Finanzierungsfond, zu verweigern. Die Klinik also von Grund auf dazu zu zwingen, ihrer Arbeit nicht im geplanten Ausmass nachzukommen.
Mit Schönheitschirurgie Millionen in den Sand gesetzt
Sicherlich wissend, dass zu diesem Zeitpunkt bereits einige Gemeindespitäler vor der Schliessung standen. Verweigerte defakto also nicht nur die Gleichheit der Unternehmer, sondern möglicherweise auch die Sicherstellung der medizinischen Versorgung.
Eigentlich erstaunlich: Da beklagt sich die Gemeinde Wien seit Jahren, dass der Erhalt der Gemeindespitäler nur schwer finanzierbar wäre und denkt über die Schliessung der einen oder anderen Krankenanstalt nach:
.) Wiener Spitäler: Was kommt, was geht
.) Rudolfsstiftung muss abspecken
und da bemüht sich ein Arzt die Gemeinde durch Eigenmittel zu entlasten und wird in der Folge behindert?
Trotz des Gleichheitsgrundsatzes der Menschenrechtscharta?
Artikel 1
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.
Trotz der in den Menschenrechten geforderten Sicherstellung der medizinischen Versorgung?
Artikel 25
1. Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen gewährleistet sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.
Menschenrechte also der allgemeinen Menschenrechtscharta 1948, verankert über das Völkerrecht in der österreichischen Bundesverfassung!
Vielleicht hätte ich daher in meinem Buch nicht fragen sollen, ob unsere Ärzte Mammon dienen, sondern vielmehr:
Was eigentlich ist die Gesundheit der Bevölkerung unserer Republik, unserer Gemeinde wirklich wert? Und: Was gelten Ihnen die Menschenrechte?
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