Wiener Museen
Gesetz oder Moral
Man kann erst nach einer Taschenvisitation in den Justizpalast, aber das ist selbstverständlich. Nicht dass jemand irgendeine Waffe zu einem dort stattfindenden Prozess mitnimmt!
Wir bleiben in der riesigen prachtvollen, glasgedeckten Aula: Ein Blick die Stiegen hinauf zeigt die sitzende Justitia, ein Bild, das in jedem Schulbuch zu finden ist. Sie hat ein Gesetzesbuch und ein Schwert in der Hand.
In der Aula findet eine Ausstellung zur Person Fritz Bauer statt. Die Ausstellung besteht zwar hauptsächlich aus alten Fotos und Kopien von Amtsschriften, aber sie ist sehenswert. Es sind auch recht viele BesucherInnen da.
Fritz Bauer (1903 – 1968) war ein deutscher Jurist. Als politisch links denkendem Juden wurde ihm Deutschland schon früh unbequem und bald lebensgefährlich. Er konnte 1936 nach Dänemark bzw später nach Schweden flüchten. Beeindruckend seine frühe klare Sicht auf das Kommende. Er war schon 1933 acht Monate im Konzentrationslager (KZ Heuberg und KZ Oberer Kuhberg), nachdem er einen Generalstreik gegen die Machtübernahme der Nazis mit geplant hatte.
In der schwedischen Emigration gründete er zusammen mit Willy Brandt die Zeitschrift „Sozialistische Tribüne”.
1949 kehrte er nach Deutschland zurück und war dann 1956 bis 1968 Generalstaatsanwalt in Hessen, mit Sitz in Frankfurt. Seine größten Leistungen sind die positive Wiederbewertung des misslungenen Attentates auf Hitler am 20.Juli 1944; mehr als 10 Jahre nach Ende des Krieges galten diese Attentäter noch immer als „Verräter”, weil sie „gegen das Gesetz” handelten. Das Gesetz war allerdings das mörderische Nazigesetz...
Er hat sich aktiv bei der Suche und Auffindung des nach Argentinien geflüchteten berüchtigten Nazi-Massenmörders Adolf Eichmann betätigt.
Er unterstützte die so genannten Auschwitz-Prozesse in Frankfurt gegen Nazi-Täter, auch Vollstrecker von "Euthanasie-Morden" an "minderwertigen", weil kranken Kindern und Erwachsenen. Das nannten die Nazis "Gnadentod"!
Neben all dem galt Fritz Bauers Sorge einem humanistischeren Strafvollzug als das, was in den 1960-er Jahren in deutschen Gefängnissen üblich war.
Er war im besten Sinne des Wortes ein unbeugsamer Fanatiker von Humanismus und gerechtem Recht.
Die Ausstellung ist kopflastig, nicht leicht zu „konsumieren”, trotzdem sollten möglichst viele Menschen hingehen. Sie ist bis 19.Mai zu sehen, der Eintritt ist kostenlos.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.