Favoritner Modehaus Tlapa: Aus, aber nicht das Ende

(gek). Vor zwei Jahren hat man noch den 140. Geburtstag im Traditions-Modehaus in der Favoritenstraße 73 gefeiert. Zwei Jahre später ist alles aus: Carlo Vitaly, Eigentümer und Geschäftsführer des „Tlapa“ kündigt für Jänner 2016 die Schließung an.

Kündigungswelle im Mai 2015

Nach einer ersten Kündigungswelle im Mai sind nun die verbliebenen 40 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet worden.
„Es müssen manchmal Türen geschlossen werden, damit andere wieder aufgehen können. Das Modehaus Tlapa wird aber auf alle Fälle ein Comeback feiern“, meint Vitaly kryptisch und lässt damit eine Weiterführung offen.

Preisnachlass bis 70 Prozent

Die völlig verunsicherten Mitarbeiter („Wir dürfen nichts sagen!“) müssen nun die Bestände mit bis zu 70 Prozent Preisnachlass abverkaufen.

"Kaiser von Favoriten"

Der „Tlapa“ wurde 1873 vom Schneidermeister Wenzel Tlapa gegründet. Seit damals gehörte es in Wien, Niederösterreich und sogar im Burgenland zum guten Ton, beim „Tlapa“ einzukaufen.
Karl Gustav Vitaly, der langjährige Patriarch, oft auch „der Kaiser von Favoriten“ genannt, hatte das Unternehmen groß gemacht. Er starb 2003.

Heinz Conrads und Hans Krankl

Der ehemalige Tlapa-Lehrling Klaus J. erinnert sich an die gute Zeiten: „Wir hatten ja jede Menge Prominente, die wir beraten durften. Ich hatte damals Heinz Conrads und Klaus Jürgen Wussow als Stammkunden. Schade dass dieses Unternehmen den Bach runter geht.“
Auch Werbeträger wie Hans Krankl und Moderatoren von Fernsehsendungen wurden von Tlapa eingekleidet.

Was die Kunden sagen

Bei einem Lokalaugenschein trifft die bz die Familie Steuer aus Liesing: „Wir kommen seit Jahren her und wurden auch immer gut beraten. Uns sind die Gründe für die Schließung völlig schleierhaft.“
Manuel M. meint dazu: „Ich hab mir hier zwei Anzüge gekauft und war sowohl mit der Beratung wie auch mit der Qualität sehr zufrieden. Aber offenbar gibt es jetzt schon zu viel Konkurrenz mit Billigwaren!“

Dinosaurier im Computerzeitalter

„Tlapa“ ist für Bekleidung eine Markenbezeichnung. Der Bekanntheitsgrad der Marke übertrifft sogar heute noch dem mancher internationaler Modeketten. Allerdings strahlt das Haus mit nur einem Standort auch den Charme eines Dinosauriers aus.
Das dürfte auch der Hintergrund der Sperre sein: Ein Umbau ist zumindest in Planung. Als Kaufhaus musste man der Filialen-Konkurrenz der Branche zwangsläufig unterliegen.
Die Zeiten, wo sich ganze Familien zu Saisonbeginn neu eingekleidet haben, sind auch längst vorbei. Und dass die Fußgängerzone in der Favoritenstraße mit der Mariahilfer Straße nicht mehr mithalten kann, ist spätestens seit der Eröffnung des Hauptbahnhofs mit seinen 80 Geschäften offenkundig.