"Das Dach der Lebensfreude steht schief"

WAIERN (fri). Fasten ist mehr als Verzicht auf Essen. Jacqueline Stolk, die im Krankenhaus Waiern arbeitet und zusätzlich in ihrer Funktion als Diätologin Beratungen anbietet, sieht Fasten an sich immer in Verbindung mit einer Lebensumstellung.

Worauf verzichten?

"Für mich stellt sich immer die Frage: Warum will ich fasten und was will ich erreichen?", so Stolk, die in ihrer Funktion als Diätologin vor allem darauf achtet, dass sich die Betroffenen selbst keinen Schaden zufügen. Es sei nämlich wichtig zu wissen, ob nur auf Genussmittel wie Kaffee, Süßigkeiten, Zigaretten oder Alkohol verzichtet wird, oder generell der Lebensmittelkonsum verändert werden soll.

Körper braucht Energie

"Bei jeder Fastenkur geht dem Körper Energie verloren. Gerade unser Gehirn benötigt neben langsam freigesetzten Kohlenhydraten auch essentielle Fettsäuren, Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe, um richtig funktionieren zu können." Dieser Aspekt müsste bei einer Fastenkur berücksichtigt werden. Das vielfach verfolgte Zweitziel – nämlich das Abnehmen – sollte bei einer bewussten Fastenkur im Hintergrund stehen. "Viele Menschen verlieren schnell Gewicht, kehren dann aber ebenso schnell wieder in ihre Routine zurück. Dann kommt es zum weithin bekannten Jo-Jo-Effekt. Bei wiederholten Diäten kann sich das Körpergewicht wie ein Jo-Jo auf und ab bewegen, wobei das neue Endgewicht oft höher ist als das Ausgangsgewicht."

Drei Säulen

Für die Diätologin steht die Gesundheit auf drei Säulen: Ernährung, Bewegung und Entspannung. Diese Einheit sollte möglichst ausbalanciert sein. "Sollte dieses Dreiergespann aus dem Gleichgewicht geraten, dann steht das ‚Dach der Lebens-Freude‘ plötzlich schief und darunter leidet der gesamte Organismus, da der Mensch ja immer als Ganzheit betrachtet werden muss."
Persönliche Beratung würde daher immer im Zentrum ihrer Arbeit stehen. Ein wichtiger Prozess: "Oft kommen Motivation und das Abholen der Person, die sich aus gesundheitlichen oder persönlichen Gründen zu einer Ernährungsumstellung entschließt, noch vor der Beratung."

Fasten beginnt im Kopf

"Wenn es im Kopf angekommen ist, dass man selbst Entscheidendes zum Wohlbefinden und zur Gesundheit beitragen kann, läuft alles andere wie von selbst." Allen, die gerade eine extreme Fastenkur begonnen haben, empfiehlt die Diätologin aber in Bezug auf sportliche Aktivitäten vorsichtig zu sein. "Leichte Bewegung ist gut, Leistungssport sollte man in Fastenzeiten tunlichst vermeiden."