Wie Seidenschals einem Lepra-Projekt helfen: Mag.a Vilanek und ihr „Little Flower“ in Indien

Mag.a Claudia Vilanek vor einem Bild, das Kinder aus "Little Flower" zeigt
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(kra) Irgendwo im äußersten Nordosten Indiens im Bundesstaat Bihar, der gerade mal etwas größer als Österreich ist, aber zehn Mal mehr Einwohnern hat, liegt nahe dem Ort Sunderpur das kleine Lepra-Dorf „Little Flower“, „kleine (aufblühende) Blume“. Lepra ist in Indien immer noch eine Geisel der Menschen und wer damit infiziert ist, gilt als Ausgestoßener. Eine gebürtige Innsbruckerin, Mag.a Claudia Vilanek, die seit Jahrzehnten in Salzburg lebt, wollte nicht nur zuschauen oder spenden, sondern stellte ihr Leben im Dienste von „Little Flower“.

Wer schweigt, wird mitschuldig
Als Claudia Vilanek mit zwölf Jahren die Ostermesse in Innsbruck besuchte, sah sie ein behindertes Mädchen, das verzweifelt versuchte, einen Sitzplatz zu bekommen. Von den „Gottgläubigen mit starrem Blick nach vorne“ stand niemand auf, das Mädchen blieb hilflos am Rand stehen. Von diesem Erlebnis sehr berührt fasste Claudia Vilanek den Entschluss, für solche Menschen wie dieses behinderte Mädchen „Stimme“ sein zu wollen. Sie las das Buch von Amnesty International „Wer schweigt, wird mitschuldig“, half ab diesem Zeitpunkt in ihrer Freizeit in sozialen Einrichtungen und plante, verborgen vor ihren Eltern, ihre Zukunft als „Stimme der Ungehörten“. Als sie volljährig wurde, erzählte sie ihren Eltern von ihrem Wunsch. Die Mutter konnte es ihr nicht mehr ausreden, der Vater gab ihr zwar nicht seine Zustimmung, wohl aber seinen Segen. Claudia Vilanek brach nach Kalkutta auf.

Bruder Christdas, der Gründer von „Little Flower“ tritt in Claudias Leben
Claudia Vilanek arbeitete ein Monat lang im Februar/März 1983 bei den „Missionaren der Nächstenliebe“, einem Orden von Mutter Theresa. Als sie einmal Titagarh, eine Leprastation im Süden Kalkuttas besuchte, wo drei Ärzte einmal die Woche kostenlos operierten, traf sie Bruder Christdas. Dieser hatte 1981 „Little Flower“ im Nordosten Indiens gegründet, in einer Region, deren ärztliche Versorgung besonders schlecht und die Rate an Leprakranken besonders hoch war. Die frühen Morgenstunden, in denen es noch nicht so heiß in Kalkutta war und die Arbeit noch nicht rief, philosophierten die beiden oft, wie alles einmal mit „Little Flower“ sein wird.

“Little Flower“ blühte auf
Mit Hütten aus Lehm hatte Bruder Christdas begonnen und sein größter Wunsch war immer, spendenunabhängig zu werden. Aus dieser Überlegung heraus gründete er in „Little Flower“ eine Landwirtschaft, eine Seidenweberei und andere Betriebe sowie eine Schule. Da es in Indien üblich ist, dass oft die Angehörigen mit dem Leprakranken ausgestoßen werden, fanden sich bald rund tausend Menschen in „Little Flower“ ein. Doch längst wohnen sie nicht mehr in Lehmhütten, sondern in wohl kleinen, aber gemauerten Häusern, jedes von einem kleinen eigenen Garten umgeben, in dem die Familie für sich selbst anbauen kann, was sie will.

Unterstützt wurde das Projekt von Anfang an hauptsächlich von der „Leger Foundation“ aus Kanada, die von Paul Émile Kardinal Leger ins Leben gerufen worden war. Bruder Christdas legte alle Einnahmen aus der Landwirtschaft auf ein Sparbuch, um „irgendwann“ einmal von dessen Zinsen wenigstens die Gehälter für die rund 170 Beschäftigten in der Weberei bezahlen zu können. Doch Bruder Christdas erlebte dies leider nicht mehr, er verstarb heuer im Sommer, die weltweite Bankenkrise der letzten Jahre hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Klack, klack, tönt es weitum
Aber zurück zu „Little Flower“. Über tausend Bäume wurden im Dorf gepflanzt, an den Straßenrändern werden Blumen gepflegt, in der Schule haben 120 Buben und Mädchen eine Ausbildung, sie kommen von den umliegenden Dörfern, aus „Little Flower“ oder wohnen in einem Schulinternat. Im Krankenhaus werden monatlich rund 20 000 Menschen ambulant behandelt.

Von den rund 170 Mitarbeitern in der Weberei sind etwa 70 Prozent Frauen. Sie spinnen beim trockenem Wetter im Hof der Weberei unter freiem Himmel, in den Räumen stehen die Webstühle, deren „klack, klack“ weitum hörbar ist und für Claudia Vilanek bei jedem ihren häufigen Besuche im Dorf als Willkommensmusik in den Ohren erklingt.

Schal-Partys
Claudia Vilanek ließ dieses Dorf seit ihrem ersten Besuch in den 1980er Jahren nicht mehr los. Mit Charity-Veranstaltungen versucht sie immer wieder Spenden zu organisieren. Bis Ende letzten Jahres kamen so rund 56.000 Euro zusammen, die ohne viel Aufwand direkt am Konto des Lepradorfes landen. Aber Claudia Vilanek möchte auch durch den Verkauf der farbenfrohen Seidenschals, die in der Weberei von „Little Flower“ entstehen, helfen.

In ihrem Haus in Salzburg stapeln sich manchmal, wenn eine neue Lieferung von Schals eingetroffen ist, die Kisten mit roten, blauen, grünen, türkisen und in anderen Farben erstrahlenden Schals. Sie gibt diese Schals gegen eine Spende ab, organisiert Schal-Partys und in vier Apotheken in Linz und Traun (beide Oberösterreich) kann man sie ebenfalls schon bekommen. Ihr Wunsch wäre es, 2011 rund 2 000 Schals von und für „Little Flower“ zu verkaufen.

Bruder Christdas ist tot
Am Mittwoch, den 27. August 2011, erreichte Claudia Vilanek die traurige Nachricht, dass Bruder Christdas fünf Monate vor dem 30. Geburtstag von „Little Flower“, verstorben war. Nahezu 30 Jahre, nachdem er sich entschieden hatte, in diesem Gott verlassenen Landstrich mit den Lepra kranken Menschen zu leben und mit ihnen ein Modell der Zuversicht zu entwerfen, hatte er am 27. Juli in den frühen Morgenstunden verabschiedet. Er war mit Herz- und Atembeschwerden ins Duncon Hospital eingeliefert worden, wenige Tage später kam ein Nierenversagen dazu, und am 27. Juli um 4:30 tat er mit 75 Jahren seinen letzten Atemzug.

Im Dezember 2010 hatte sich Claudia Vilanek das letzte Mal von ihm verabschiedet, durchaus im Bewusstsein, einen alten und müden Mann zurück zu lassen, trotzdem, immer noch voll Humor und Energie, wenn sie in intensiven Diskussionen über “Little Flower“ Stunden und Tage verbrachten, sie sein Ende und sein Erbe diskutiert hatten.

Doch die Mutter dreier erwachsener Söhne und Unternehmerin wird weiter für ihr Lebenswerk, für „ihr Little Flower“ emsig die Werbetrommeln rühren. Sie weiß, dass Lepra bis zu einem gewissen Grad heilbar ist, dass „Little Flower“ den Menschen Hoffnung und Mut gibt und vielleicht irgendwann der Wunsch Bruder Christdas in Erfüllung geht: dass die Menschen dieses kleinen Dorfes sich selbst erhalten.

Mehr über „Little Flower“
Mag.a Claudia Vilanek hat auf der Homepage www.littleflower.at alle wichtigen Informationen, Bilder und Rundbriefe über Aktuelles aus dem Dorf zum Nachlesen bereit. Wer also eine vorweihnachtliche „Schalparty“ für einen wirklich guten Zweck organisieren möchte, findet dort auch die Kontaktadresse.

Weitere Bilder finden Sie auf der Facebook-Seite von "Little Flower" ... siehe hier

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