Bayer sein in Oberndorf

„Wenn ich nach Oberndorf hinübersehe, schaue ich nicht ins Ausland. Das sind nicht die anderen, das sind WIR. Zwischen uns besteht eine enge kulturelle Verbindung.“ Josef Heringer lebt in der bayerischen Stadt Laufen und weiß viel über die gemeinsame Geschichte zu berichten.

LAUFEN/OBERNDORF (myr). Das Licht der untergehenden Sonne hat das alte Haus neben der Laufener Stiftskirche in warmes Licht getaucht. Ein Blick aus dem Fenster der behaglichen Küche bietet die Aussicht auf die Stadt Oberndorf am anderen Salzachufer. Heringer beginnt zu erzählen: „Die Oberndorfer sind eigentlich Stammesbayern. Bis etwa 1856 wurde gar nicht von „Oberndorf“, sondern von „Bayerisch Laufen“ gesprochen, erst im Laufe der Jahre kristallisierte sich der heutige Name heraus. Das Bewusstsein der Oberndorfer wuchs, als man sich im "oberen Dorf" angesiedelt hatte und nicht mehr dem Hochwasser ausgesetzt war.“ Er ist ein leidenschaftlicher Landschaftsökologe. Rund 30 Jahre lang arbeitete er an der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege. Der gebürtige Rosenheimer lebt seit 1976 in Laufen. Er fühlt sich aber auch in Oberndorf daheim. Die barocke Kalvarienberg-Kapelle auf dem Totenberg an der Salzach sowie die Wallfahrtskirche Maria Bühel sind oft Ziel seiner Spaziergänge.

Emsig schönes Oberndorf

„Das Schöne an Oberndorf und der Umgebung ist zweifelsohne der kulturlandschaftliche Rahmen. Der Blick auf die Kalkalpen mit dem sagenumwobenen Untersberg bietet einen wunderbaren Bühnenhintergrund. Man kann Laufen nicht von Oberndorf trennen und umgekehrt, denn das Schönste an Oberndorf ist der Blick nach Laufen. Umgekehrt sind wir froh um die Nachbarschaftskulisse.“, erklärt der 75-Jährige. „Oberndorf war auch schon immer sehr emsig. Das hängt mit der Geschichte zusammen, denn die Oberndorfer waren seit jehr für ihre tüchtigen Schiffsleute bekannt, während in Laufen die Schiffsherren daheim waren.“ Die Stadt bietet ihren Bewohnern und Besuchern nicht nur nur eine schöne Landschaftskulisse, sondern auch ein breites Angebot an Einkaufsmöglichkeiten. Die Firma Hinterholzer etwa hält Heringer für eine Fundgrube, vor allem was das Werkzeug anbelangt. Außerdem entwickelte sich Oberndorf mit der Salzachhalle, der Kleinkunstbühne und den Salzachfestspielen zu einem kulturellen Zentrum im Rupertiwinkel. In der Advents- und Weihanchtszeit ist die Stille-Nacht-Kapelle ein Anziehungspunkt für Menschen aus aller Welt.

Gemeinsames Erbe

„Wir haben ein gemeinsames Wohlfühlpotenzial, das es auszuschöpfen gilt. Mein Wunsch für die Zukunft ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Städten vor allem im Bereich der Landschaftspflege und -gestaltung. Auch die Architektur muss darauf abgestimmt werden. Der Mensch ist von Natur aus ein Gestalter der Landschaft und er lebt auch von der Schönheit. Unsere Kulturlandschaft bietet uns reichlich davon. Dieses gemeinsame Erbe gilt es gemeinsam zu wahren. Beziehungsreichtum ist Teil eines erfüllten Lebens, das Glück ist die Summe gelungener Lebensbeziehungen.“, weiß Heringer.