"Hoffe nicht, dass er jetzt viel zu Hause ist"
Ludwig Bieringers Frau Rosi Bieringer im Interview über das Leben mit ihrem Mann nach der Politik
Das Bezirksblatt traf sich vergangenen Donnerstag, am Tag eins ohne Bürgermeisteraufgaben für Ludwig Bieringer, mit seiner Frau Rosi Bieringer im Seniorenzentrum Walser Birnbaum.
Frau Bieringer, Sie waren bei der offiziellen Amtsübergabe von Ludwig Bieringer an seinen Nachfolger Joachim Maislinger im Gemeindesitzungssaal gar nicht dabei. Was hatten Sie denn Wichtigeres zu tun?
ROSI BIERINGER (lacht): Es war von Haus aus nicht geplant, dass ich da hingehe – ich war übrigens auch nicht bei seiner Amtsübernahme dabei. Brauchst du mich dort, habe ich ihn jetzt gefragt, und er hat gesagt 'nein'. Und an dem Abend habe ich meine Essensausfahrer zu einer Führung durch die Johann Berger-Ausstellung in der Bachschmiede eingeladen, mit anschließender Jause. Unseren Sozialdienst mit Essen auf Rädern haben wir seit 25 Jahren.
Und wie ist es Ihrem Mann am "Tag danach", also am ersten Tag in Politpension, gegangen?
ROSI BIERINGER: Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich bin schon vor neun außer Haus gegangen, und da hat er noch geschlafen.
Wie wird das jetzt Ihren Alltag verändern, wenn Ihr Mann ständig zu Hause ist?
ROSI BIERINGER: Ich hoffe, dass er nicht viel zu Hause ist (lacht). Ich selber habe mir nach dem Tod unserer Tochter, die ich ja zwei Jahre lang gepflegt habe, neue Aktivitäten gesucht, denn da hatte ich plötzlich viel Zeit. Und diese Aktivitäten werde ich jetzt nicht aufgeben. Nur die Zofe des Gatten möchte ich nicht sein – mein Mann kann sich das nicht vorstellen und ich auch nicht. Wenn ich jetzt plötzlich ständig darauf warten würde, etwas mit ihm zu unternehmen, dann ginge ihm das sicher auf die Nerven.
Wird sich Ihr Mann jetzt neue Betätigungsfelder, ein neues Hobby oder eine neue Sportart suchen?
ROSI BIERINGER: Welche Aufgaben ihm etwa bei der Kameradschaft oder bei den Ringern bleiben, das weiß ich nicht. Ich denke, das weiß er selber noch nicht so genau. Wir lassen das auf uns zukommen.
Haben Sie beide einen längeren Urlaub geplant?
ROSI BIERINGER: Nein, nur einen Kurzurlaub. Mit der Pfarre fahren wir eine Woche an die Amalfiküste. Und wir haben seit 37 Jahren einen Wohnwagen am Mattsee stehen, der immer zu kurz gekommen ist. Vielleicht hat mein Mann jetzt Zeit, mir bei den Dingen zu helfen, die dort zu tun sind.
Ludwig Bieringer war jahrzehntelang Bürgermeister: Wie leicht fällt einem da der Abschied von der Politik, auch wenn er auf eigenen Wunsch geschieht und lange geplant war?
ROSI BIERINGER: Das ist natürlich nicht leicht. Er versucht, Abstand zu halten. Ich glaube kaum, dass er viel auf die Gemeinde gehen wird. Er will sicher nicht als Besserwisser auftreten.
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