Kein Platz für Sentimentalität
Der Verein RespekTiere blickt auf zehn Jahre Engagement für Esel in Mauretanien zurück – es hat sich viel getan.
BERGHEIM/MAURETANIEN (mek). Mit rund 120 Kilogramm Hilfsmitteln und Medikamenten haben sich Thomas Putzgruber vom Verein "RespekTiere" und Matthias Facharani, Tierarzt aus Bayerisch Gmain kürzlich auf den Weg nach Nouakchott, die Hauptstadt von Mauretanien gemacht. Die Wüstennation ist das viertärmste Land der Welt und laut dem Weltfriedensindex auch eines der gefährlichsten. Bereits seit zehn Jahren kümmern sich die Tierschützer des Bergheimer Vereins dort regelmäßig um Esel. "Für die Menschen in Mauretanien sind Esel der Schlüssel zum Überleben", weiß Putzgruber. Rund 20 Mal war er bereits vor Ort und hat schon unzähligen Menschen und Tieren geholfen. Im Gepäck der beiden Männer befindet sich auch eine Luftpumpe, um die oft platten Reifen der Karren wieder zu befüllen und den Tieren das Ziehen der schweren Last etwas zu vereinfachen, sowie viele Warnwesten. "Sie sind enorm wichtig, damit die Gefährte auch bei einbrechender Dunkelheit gesehen werden können".
Keine Wirtschaft ohne Esel
Nahezu die gesamte Wirtschaft des Landes passiert auf dem Rücken von rund 100.000 Eseln. "Hauptsächlich werden die Tiere für den Wassertransport benutzt, denn nur sehr wenige Häuser in Nouakchott sind mit Leitungen versorgt", so der Tierschützer. Auch für Transporte zu und von Baustellen werden die Esel verwendet. Als Lohn für die schwere Arbeit bei rund 45 Grad im Sommer erhalten die Tiere lediglich Karton als Nahrung. "Sie entziehen der Pappe die Zellulose. So können die Tiere überleben". Der Verein RespekTiere hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Leben der Tiere so weit wie möglich zu verbessern. "Es ist uns sehr wichtig, die Besitzer aufzuklären, dass sie ja auch mehr von ihrem Esel haben, wenn er gesund ist und lange lebt".
Ein großer Fortschritt
Viele Erfolge können die Tierschützer seit 2005 vorweisen, auch wenn noch unendlich viel zu tun sei: "Wir haben eine mobile Klinik aufgebaut, in der die Esel kostenlos versorgt werden. Einheimische Tierärzte fahren zu den verschiedenen Wasserstellen und verarzten die Tiere". Noch weitere Arbeitsplätze konnten mit Hilfe des Vereins in Nouakchott geschaffen werden. Halfter und Stricke für die Esel werden seit einiger Zeit dort hergestellt – finanziert mit Spendengeldern. "Insgesamt hat es in den vergangenen zehn Jahren, in denen wir regelmäßig nach Mauretanien fliegen, eine riesengroße Veränderung gegeben. Die Aufklärung ist neben der Behandlung von Verletzungen das Wichtigste. Wir haben es unter anderem mittels Radiospots geschafft, dass ein Umdenken bei den Menschen vor Ort stattfindet", freut sich Putzgruber. Viele der Einheimischen seien Analphabeten und wissen gar nicht, dass Tiere im Koran als ganz besonderer Teil der Schöpfung gelten.
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