Wehrhaftes Land unter dem Berge

- <b>Vizeleutnant</b> in Ruhe Sepp Gruber, der letzte Wallmeister mit seinem Buch.
- Foto: Wolfgang Riedlsperger
- hochgeladen von Peter J. W.
Im Kalten Krieg, in den 80er und 90ern, war Salzburg gegen die Bedrohung aus dem Osten gerüstet.
SALZBURG (pjw). Als letzter Wallmeister des Militärkommandos Salzburg war Vizeleutnant i. R. Sepp Gruber aus Mauterndorf, in seiner Zeit als Pionier, mit der Errichtung fester Raumverteidigungs-Anlagen beschäftigt.
"Einer der am stärksten befestigten Orte im Bundesland Salzburg waren der Pass Lueg und der Eingang zum Lammertal. Die militärische Gefahr erwartete man vom Norden her. Die damalige Bedrohung ging vom Ostblock aus", erzählt Gruber. "Der Zugang zum Zentralraum – und dieser war nicht etwa Salzburg-Stadt, sondern Innergebirg – musste geschützt werden. In den 80ern sah der Einsatzplan zum Beispiel vor, dass sich die Bundesregierung bei Gefahr im Innergebirg – im Zentralraum – aufhält. So gab es im gesam-ten Bundesland Salzburg 33 Spreng-sperren, 85 Panzerigelsperren mit 2.225 Panzerigeln, zwei strategische Brückensperren auf der Tauernautobahn und vieles mehr."
Kroatenhöhle am Pass Lueg
Am Knotenpunkt Pass Lueg war zum einen die Kroatenhöhle in Betrieb. Diese ist eine Naturhöhle, die das Bundesheer bereits in den 1960ern ausgebaut und erweitert hat. Es wurden Gänge und Kavernen (Höhlen) errichtet, wo zwischen 50 und 70 Soldaten bei Übungen stationiert waren. Die Kroatenhöhle diente als Schutz- und Kampfanlage. "Es kam glücklicherweise nie zum Ernstfall", sagt Gruber. Die Anlage wurde vor rund zehn Jahren dem Grundeigentümer, der Firma Leube, zurückgegeben. Die Schießscharten sind allerdings zum Teil heute noch zu sehen. Ihren genauen Ort will der Vizeleutnant nicht verraten. "Der Grund ist der, dass wir in der Vergangenheit öfter Einbrüche melden mussten. Darum meine Geheimnistuerei", schmunzelt Sepp Gruber.
Großanlage "Pass Lueg"
Am Übergang zwischen Pongau und Tennengau war auch die Großanlage "Pass Lueg" installiert. Am Pass, dort wo sich der Tunnel befindet (viele sind sicher schon einmal durchgefahren), befindet sich noch heute das sogenannte "obere und untere Blockhaus". In diesem Stollensystem waren zum Beispiel zwei Panzerabwehrkanonen stationiert, die den zuvor angesprochenen Zentralraum schützen sollten", berichtet Gruber.
Weitere Anlagen gab es etliche. Erwähnenswert wären Standorte in Weißbach/Lofer im Pinzgau; oder im Flachgau die Seenplatte im Raum Scharfling, St. Gilgen, über die Franzosenschanze in Richtung St. Wolfgang. Mehrere "Feste Anlagen" mit Abwehrgeschützen waren dort stationiert. Eine dieser Anlagen befand sich auch in St. Michael im Lungau.
Anlagen großteils rückgebaut
Nach dem Ende des Kalten Krieges – in Österreich war das 1996 – wurden die meisten dieser Befestigungsanlagen wieder zurückgebaut bzw. wurden diese Bunker den Grundbesitzern wieder übergeben.
Sepp Gruber hat seine Erfahrungen in einem illustrierten Buch verarbeitet. "Wehrhaftes Salzburg" heißt es und ist im Milizverlag erschienen. Auf 372 Seiten erzählt er von den geheimen unterirdischen Anlagen im Bundesland Salzburg.


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