„Das sind keine Träumereien“

Turbokapitalismus, Gewinnmaximierung und Eigeninteressen haben ausgedient – finden Salzburgs Grüne, die am Sonntag zum „Zukunftskongress“ geladen haben. Warum auch die Grünen radikal umdenken müssen, erzählt deren Landessprecher LAbg. Cyriak Schwaighofer im BB-Gespräch.

BB: Sie wollen, dass sich auch die Grüne Programmatik ändert. Haben sich die Grünen bisher am Turbokapitalismus orientiert?
CYRIAK SCHWAIGHOFER:
„Nein, sicher nicht, aber auch wir haben dem Wachstumsdenken zu lange geglaubt und haben uns immer ‚nur‘ für Veränderungen der derzeitigen Politik eingesetzt – einfach gesagt, für ein bisschen höhere Steuern dort oder da – aber wir brauchen eigentlich einen Paradigmenwechsel, der ruhig einiges auf den Kopf stellen darf. Wir werden nicht an einem Abend das Licht ausschalten und am nächsten Tag etwas anderes aufdrehen, aber wir könnten zum Beispiel sämtliche Förderungen an ökologische Anhaltspunkte knüpfen. Und man darf auch nicht vergessen: Unser Grundsatzprogramm ist aus dem Jahr 2002.“

BB: Zukunftskongress, alternative Wirtschaftsordnung – das hört sich nach Weltverbesserung an. Interessiert das die Menschen?
CYRIAK SCHWAIGHOFER:
„Einer Bertelsmann-Studie zufolge wünschen sich 90 Prozent der Österreicher eine alternative Wirtschaftsordnung, sie empfinden den Status quo als nicht zufriedenstellend, nicht verträglich für dauerhaften Wohlstand – und sie spüren, dass sie nicht glücklich sind. Das Thema brennt den Leuten unter den Nägeln – das haben wir auch bei den Anmeldungen für unseren Zukunftskongress gesehen, wir mussten einen Anmeldestopp vornehmen, weil wir nicht genug Platz hatten.“

BB: Und wie wollen Sie auf einer regionalen Ebene die globale Wirtschaftsordnung verändern?
CYRIAK SCHWAIGHOFER:
„Solche Veränderungen müssen ja auch auf lokaler Ebene passieren – und zwar an möglichst vielen Punkten. Denn nur dann wird sich auch global etwas verändern. Ein Dorf wie Goldegg zum Beispiel kann sich komplett auf erneuerbare Energie umstellen – und damit unabhängig sein von den Launen des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin oder irgendwelchen Ölscheichs.“

BB: Wenn sich 90 Prozent der Österreicher – und da gehören ja auch Politiker von SPÖ und ÖVP dazu – eine andere Wirtschaftsordnung wünschen: Warum gibt es dann nicht schon längst eine Veränderung?
CYRIAK SCHWAIGHOFER:
„Weil das gegen die Interessen der herrschenden Schichten wäre – und es sind einflussreiche Lobbys der Industrie, auch der Medien, die kein Interesse haben, das System zu verändern.“

BB: Aber unsere Politiker können ja nicht alle in die Kategorie jener 10 Prozent fallen, die keine Änderungen wollen, oder doch?
CYRIAK SCHWAIGHOFER:
„Bei der ÖVP rennt man gegen eine Wand und bei der SPÖ ist so gut wie kein Mut vorhanden: Die gleichen Gewerkschaftsfunktionäre, die für einen Mindestlohn auf die Straße gegangen sind, haben einen entsprechenden Antrag unserer Nationalrätin Birgit Schatz niedergestimmt – Jacky Maier (SPÖ-NR, Anm.) zum Beispiel.“

BB: Sie haben selbst gesagt, beim Zukunftskongress handelt es sich um keinen Event, sondern um einen Prozess. Sind das nicht Träumereien, die vielleicht in 50 oder 100 Jahren einmal Gestalt annehmen?
CYRIAK SCHWAIGHOFER:
„Nein, das denke ich nicht. Ich lebe maximal noch 30 Jahre und ich will noch sehr viel an Veränderungen miterleben. Und es gibt ja schon einiges: Ungefähr 1.000 Unternehmen in Österreich wirtschaften schon jetzt nach anderen Kriterien als wir es kennen: Hier steht nicht mehr die Gewinnmaximierung im Vordergrund, sondern andere Aspekte.“

BB: Zum Beispiel?
CYRIAK SCHWAIGHOFER:
„Zum Beispiel GEA. In dem Waldviertler Unternehmen bezieht der Bestverdiener ein nur doppelt so hohes Gehalt wie der Niedrigstverdiener. Die ziehen das durch.“

BB: Und was macht Sie zuversichtlich, dass das keine Einzelfälle bleiben?
CYRIAK SCHWAIGHOFER:
„Die Leute wollen ja eine Veränderung. Die Wut der Bevölkerung über die Budgetpläne des Bundes sind schon ein erstes Zeichen. Ich glaube zum Beispiel an eine Renaissance der genossenschaftlichen Organisationen.“

Interview: St. Osman-Schenker

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