Flachgauer, die man kennt
"Genug für alle, für niemanden zu viel"

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Hans Holzinger beschäftigt sich mit Zukunftsfragen. Und seine Denkanstösse sind aktueller denn je.
SEEKIRCHEN. Hans Holzinger ist ein Denker, ein Publizist, ein Nachhaltigkeitsforscher und einer, der den Glauben an eine gerechtere, bessere Zukunft noch lange nicht aufgegeben hat. Als langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen kann er mit Pensionsantritt nicht einfach aufhören, zu forschen. Deshalb zeigt er weiterhin Wege auf, wie wir im Wohlstand leben können, ohne den Ast, auf dem wir sitzen, noch mehr anzusägen. Als "Senior Advisor" der Robert-Jungk-Bibliothek hält er Vorträge zum Thema und leitet Zukunftswerkstätten.
Sinn für Gerechtigkeit
Der Gerechtigkeitssinn des studierten Germanisten und Geografen war schon in seiner Unizeit sehr ausgeprägt: "Ich wollte wissen, warum Menschen verhungern, während andere immer reicher werden." Und durch sein Engagement für die Friedensbewegung kam er auch zum Friedensbüro, das er mit aufbaute.
Wandel muss stattfinden
Er beschäftigt sich viel mit Transformationsforschung. "Wir befinden uns in einer paradoxen Situation. Historisch gesehen ist unser Reichtum einmalig, aber der Wohlstand kommt nicht bei allen an", erklärt Holzinger. Darum befasste er sich nach seinem ersten Buch "Nachhaltig leben" mit einer neuen Verteilung des Wohlstandes. In "Neuer Wohlstand" und "Von nichts zu viel – für alle genug" zeigt er Möglichkeiten auf, wie es funktionieren könnte. Denn "Ein Genug für alle" bedeutet in einer endlichen Welt auch ''Für niemanden zu viel". "Wir können den Wohlstand bei fairer Verteilung für alle sichern, ohne, dass die Wirtschaft weiter wächst", sagt Holzinger, der überzeugt davon ist, dass uns Wachstum nicht weiterbringt.
Es geht um Lebensqualität

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"Eine Zufriedenheitsstudie zeigt, dass materieller Wohlstand nicht an erster Stelle steht", so Holzinger. Es gibt auch andere Arten, wie etwa Beziehungswohlstand oder Zeit- und Ernährungswohlstand. All diese verschiedenen Arten, gilt es in Balance zu bringen. "Sich sinnvoll zu engagieren, wie etwa in Vereinen, NGOs oder in der Nachbarschaftshilfe, macht zufriedener als der ständige Konsum", verweist er auf Studien und rät dazu, sich von Dingen zu verabschieden, die nicht zukunftsfähig sind – wie etwa die fossile Energie oder die Vergeudung unserer Ressourcen. "Wir brauchen neue Routinen. Der Umstieg auf das Elektroauto ist nur ein Teil der Lösung, bleibt aber ressourcenintensiv. Nachhaltig wäre es, auf eine alte, bekannte Technologie zurückzugreifen, wie etwa auf die Bahn und das Fahrrad", erklärt er.
Seekirchner mit Begeisterung
Und das macht Hans Holzinger schon seit Jahrzehnten. Er lebt seit 28 Jahren in Seekirchen und kombiniert bei seinen Wegen das Fahrrad mit dem Zug, um vor Ort gleich losradeln zu können. Er hat hier in Sachen Zufriedenheit sein Zuhause gefunden. "Ich liebe den See, die Natur, die guten Bäckereien und das Einkaufen bei den Biobauern", schwärmt er. Darüber hinaus ist er stolz und nicht ganz unbeteiligt daran, dass Seekirchen eine Fair-Trade-Gemeinde ist.
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