Im Jahreslauf
Kathrein stellt den Tanz ein - Das Jahresrad steht nun still

Am 25. November gedenkt der katholische Heiligenkalender der Hl. Katharina. Ums Jahr 300 soll sie in Alexandrien das Martyrium erlitten haben, indem sie zum Tod durch Rädern verurteilt worden wäre. Wie auch bei anderen christlichen Überlieferungen von Heiligenlegenden wird erzählt, dass sie nicht gewillt war den Sohn des Kaisers zu heiraten. Stattdessen habe sie Jesus als den richtigen Bräutigam erkannt, als ihr das Jesuskind im Traum einen Verlobungsring an den Finger steckte. Daraufhin habe sie habe sich taufen lassen und mit den 50 besten Philosophen des römischen Kaisers über „Götzenopfer und Aberglauben“ diskutiert. Da die Räder brachen, als Katharina gerädert werden sollte, soll dieses Wunder das Volk und die Kaiserin auf die Seite der Heiligen und des Christentums gebracht haben. Der römische Kaiser soll ihr daraufhin ihre Brüste abreißen und sie enthaupten haben lassen. Doch aus ihrer Halswunde strömte kein Blut, sondern Milch. Katharina wird als katholische Heilige aufgrund dessen mit dem Rad abgebildet.

Die „stade Zeit“ zieht ins Land

Die „stille Zeit“ beginnt am Abend nach dem Kathreinstanz, genau einen Monat vor dem heutigen Weihnachtsfest. Diese „stade Zeit“ ist uns heutzutage als Advent vertraut und zu einem hektischen Marathon aus Geschenkekauf, Weihnachtsfeiern und Adventmärkten verkommen. Auch die dunkelste Zeit im Jahreslauf dürfen diese Wochen nicht mehr sein, sondern hell und grell erleuchtet strahlen Häuser und Straßen ihr künstliches Licht hinein in die langen, dunklen Abende und Nächte.

Seit der Herbst-Tagundnachtgleiche hat die sommerliche Fülle für dieses Jahr ihren Weg zurück in den Erdenschoss gefunden. Die Natur ist ihren herbstlichen Tod gestorben, hat sich von Tag zu Tag mehr zurück in den Bauch der Erde gezogen. Anfang November schließt sich dieser jährlich wiederkehrende Prozess des Loslassens und der Transformation in der für uns sichtbaren, äußeren Welt ab. Dann stellt am 25. November „Kathrein den Tanz ein“, sprich: Das Jahresrad als matriarchal-schamanisches Symbol für den Jahreslauf kommt in dieser Phase des Jahres zum Stillstand, in der sich die Säfte der Bäume und die Kräfte der Pflanzen in den Erdenbauch zurückgezogen haben.

Es war und ist Mutter Erde als die Große Göttin der matriarchal-jungsteinzeitlichen Kulturen, welche mit ihrer fruchtbaren Schöpferinnenkraft im Frühling und Sommer alles wachsen und reifen lässt, um es im Herbst zurück in ihren Bauch zu nehmen. Dort verwandelt sie das Alte und Gestorbene, hütet über den Winter die Samen als Keime des neuen Lebens und schenkt den Wachstumskräften Regeneration. Im Frühling, da gebiert sie das junge, neue Leben dann wieder.

Katharina mit dem Jahresrad

Die weiße Frühlings- und Himmelsgöttin, die rote Göttin des Sommers, des Lebens und der Liebe und die schwarze Herbst- und Wintergöttin begegnen uns bis heute im katholischen Kleide der hl. drei Madln. Katharina hält bis heute das vorchristliche Symbol des Jahresrades als Attribut in ihren Händen. Mit ihrer Schöpferinnenkraft hat sie dieses vom Frühling bis zum Herbst in Schwung gehalten. Doch nun, Ende November, ist die Wachstumsphase für dieses Erdenjahr endgültig vorüber. Sie stellt ihren Tanz ein. Deshalb galt zu Kathrein früher ein Arbeitsverbot, das alle Räder betraf. Die Frauen sollten nicht spinnen, Wagen durften nicht fahren und die Mühlen nicht mahlen. Mutter Erde wurde dadurch in ihrem magischen Tun geehrt, unterstützt und begleitet, indem es ihre Menschenkinder ihr gleichtaten.

Christianisierung und Kapitalismus haben uns diesem zyklischen Weltbild mehr und mehr entfremdet und Räder, die nie stillstehen und permanentes Wachstum, zum obersten Ziel erklärt. Möge dieser uns alle erschöpfende und die Erde immer weiter ausbeutende „Tanz um Geld und Macht“ zum Stillstand kommen und die „Milch der Erde“ in Gestalt all der Nahrung, die sie für uns wachsen lässt, für uns Menschen wieder heilig sein.

Foto: Katharina mit dem achtspeichigem Rad auf einer Grabplatte in der Stiftskirche von Laufen an der Salzach / Bayern

Dieser Beitrag ist auch im November 2022 auch in der Ausgabe des Magazins "Salzachbrücke", Salzburger Nachrichten - erschienen. Dieser und alle meine bisherigen Beiträge für die "Salzachbrücke" können hier nachgelesen werden: Zu meinen bisherigen, landschaftsmythologischen Beiträgen für das regionale Magazin "Salzachbrücke" aus dem Hause der Salzburger Nachrichten

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