„Ja, das ist neu“: Doraja Eberle vertritt ab Oktober eine Bank – als Vorstand in der Erste Stiftung.
SALZBURG. Gut zehn Monate nach ihrem Ausscheiden aus der Landespolitik startet Doraja Eberle (57) eine neue Karriere. Den Bezirksblättern verriet sie, warum sie sich über dieses Jobangebot so besonders gefreut hat.
BB: Frau Eberle, was genau wird bei der Erste Stiftung Ihre Aufgabe sein?
DORAJA EBERLE: „Nutznießer der Stiftung sind die Bereiche Soziales, Kultur und Europa. Der Sinn dahinter soll es sein, Menschen durch Gelder für bestimmte Projekte ein besseres Leben zu ermöglichen – vor allem in Osteuropa, überall dort, wo es die Erste Bank gibt.“
BB: Um wie viel Geld wird es gehen?
DORAJA EBERLE: „Die Erste Stiftung ist Aktionär der Erste Bank, sie hält 25,3 Prozent der Aktien. Und je nachdem wie gut es diesen Aktien geht, wird es auch der Stiftung gut gehen. In den letzten fünf Jahren waren es insgesamt knapp 40 Millionen Euro, die in rund 550 Projekte geflossen sind.“
BB: Sie haben ja monatelang ein Geheimnis aus Ihrer neuen Aufgabe gemacht. Wann ist die Entscheidung gefallen?
DORAJA EBERLE: „Definitiv ‚ja‘ gesagt habe ich vor zwei Monaten. Danach musste noch der Erste-Vorstand entscheiden. Das ist vor einigen Tagen geschehen. Fakt ist, ich habe sehr schnell ‚ja‘ gesagt, aber ich habe das auch hinterfragt. Was will Andreas Treichl (Vorstand Erste Bank, Anm.) von mir?“
BB: Und was wollte er?
DORAJA EBERLE: „Er hat es ungefähr so formuliert: ‚Doraja, du bist eine der wenigen, die in einem Zelt in Srebrenica schlafen und gleichzeitig in New York bei jeder Tür hineingehen kann.‘ Und ich weiß, das ist ein Spagat, den ich tatsächlich beherrsche.“
BB: Was spricht Sie an Ihrem neuen Job an, warum wollten Sie ihn? Immerhin werden Sie Ihr Büro in Wien haben und sehr viel mehr als bisher auf der ganzen Welt unterwegs sein.
DORAJA EBERLE: „Ich arbeite seit zwanzig Jahren mit und für ‚Bauern helfen Bauern‘, ich habe sieben Jahre in der Politik gearbeitet, ich war 17 Jahre lang Sozialarbeiterin und dabei habe ich unglaublich viel Lebenserfahrung gewonnen. Ich möchte der Erste Stiftung diesen Geist geben, sie sozusagen beseelen.“
BB: Haben Sie keine Sekunde gezögert?
DORAJA EBERLE: „Zuerst habe ich überlegt, ob ich vielleicht zu alt bin. Ob ich die Kraft habe, mit 57 Jahren noch einmal neu zu beginnen. Ich bin ja keine Quereinsteigerin, ich steige komplett neu ein. Und dann habe ich gespürt, ja, ich schaffe das noch einmal.“
BB: Sie vertreten dann die Bank, keine soziale Organisation – das ist neu.
DORAJA EBERLE: „Ja, das ist neu. Wenn ich zurückdenke, dann habe ich das Gefühl, ich hatte schon zehn Leben. Ich war immer ein Pionier und deswegen traue ich mir das auch zu.“
BB: Lässt sich Ihre neue Funktion als Erste Stiftung-Vorstand mit der Arbeit für Bauern helfen Bauern vereinbaren?
DORAJA EBERLE: „Ja, sehr gut sogar, im Sozialbereich, aber auch im Kulturbereich. Und weil ich immer eine glühende Europäerin war. Ich habe mich mit der EU-Osterweiterung auseinandergesetzt und zum Beispiel in Bosnien gesehen, dass man viele Sozialprojekte – wenn sie die Grundbedürfnisse der Menschen gestillt haben – in Kulturprojekte umdrehen kann. In Srebrenica bringen wir junge Menschen über diese Schiene zusammen.“
BB: Am ersten Oktober geht es los. Wie stellen Sie sich Ihren ersten Arbeitstag vor?
DORAJA EBERLE: „Schauen, Hören, Spüren – nichts anderes. Mich erwartet ein großes Team, das ich erst einmal kennenlernen werde und auch Wien ist ein anderes Bankett als Salzburg. Ich habe großen Respekt vor einem Vorstandsposten und eine große Achtung vor der Stiftung. Und auch ein klein wenig Bauchweh. Aber ich freue mich natürlich auch auf diese neue Aufgabe.“
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