Komatrinken als eine jugendliche Mutprobe?
Alkohol ist gesellschaftlich stark verankert und gilt mitunter bei den Jugendlichen als cool.
FREISTADT. Die spezielle Gefahr beim Alkohol liege darin, dass er gesellschaftlich so stark verankert und anerkannt ist und, weil der Missbrauch mitunter bei den Jugendlichen als eine Art Mutprobe oder einfach als cool gilt. Der Alkoholkonsum sei bei männlichen Jugendlichen statistisch gesehen stärker verbreitet, besonders, wenn sie keine Ausbildung, wenig Perspektive haben. Michael Schrotter, Psychotherapeut, erläutert: "Grundsätzlich wird das Alter, wo Alkohol konsumiert wird, niedriger, was natürlich noch bedenklicher ist. Der Körper ist da im Aufbau, die Schädigungen sind massiver." Jugendliche wollen sich in diesem altersbedingten Zwischenzustand von ihren Eltern distanzieren, müssen sich jedoch heutzutage schon ganz schön anstrengen, um noch aufzufallen. "Wie betroffene Eltern damit umgehen können, ist relativ einfach," sagt Schrotter. "Wichtig ist vor allem, den Jugendlichen die eigene Sorge und Angst mitzuteilen und über den Alkohol oder die Substanz zu reden. Die Eltern sollten sich vielleicht selbst bei einer Beratungsstelle informieren. Auf keinen Fall sollte der Missbrauch sanktioniert werden und das Allerwichtigste ist natürlich die Vorbildwirkung." Schrotter meint: "Diese Ballermanngeschichten führen aber ganz selten zur Sucht. Das endet irgendwann, irgendwann hat man es ausprobiert. Wenn man dann am Alkohol hängen bleibt, hat das andere Gründe."
Der Psychotherapeut unterscheidet vier Abstufungen bis zur Sucht. Als erste der Genuss, das heißt, man trinkt vielleicht einmal ein Achterl Wein zum Essen. Die zweite Stufe wäre dann die Gewohnheit, man braucht zum Beispiel bereits zu jedem Essen Alkohol. Bei der dritten Stufe, dem Missbrauch, geht es nicht mehr um den Geschmack, sondern wirklich nur um die Wirkung, Komatrinken fällt da auch hinein. Der Alltag wird dabei aber noch ganz gut gemeistert. Das ist ein großer Unterschied zur vierten Stufe der Sucht, wo man nicht mehr anders kann, wo das Suchtmittel in den Mittelpunkt des Lebens gerät, sich das ganze Leben um das Suchtmittel dreht, auch bei substanzungebundenen Süchten, wie etwa Einkaufs- oder Spielsucht. Schrotter warnt: "Man erkennt substanzgebundene Süchte, wie die Alkoholsucht, selber oft erst spät, nämlich wenn schon körperliche Schädigungen auftreten oder die eigenen Kinder betroffen sind."
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