Vorsorgeuntersuchung sollte zur Lebensstiländerung motivieren
FREISTADT. "Vorsorgeuntersuchungen sind umstritten. Für die einen sind sie eine plausible Erklärung für die gestiegene Lebenserwartung, ein wichtiger Meilenstein der medizinischen Versorgung, für die anderen vergeudetes Geld, vielleicht sogar eine Gefahr für die Menschen. Nun, die Wahrheit lässt sich nicht so einfach finden", weiß Gerhard Doppler, Allgemeinmediziner in Freistadt.
Eine Vorsorgeuntersuchung kann jeder, der in Österreich wohnt, in Anspruch nehmen. Einerseits ist sie ausgerichtet auf die Früherkennung bösartiger Krankheiten von Gebärmutter, Brustdrüse, Prostata oder Dickdarm, andererseits auf Risikofaktoren für Herz-Kreislaufkrankheiten. Wobei Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Rauchen, Alkohol und Bewegungsmangel im Fokus der Vorsorge stehen. Dieses frühe Erkennen von Krankheiten macht Sinn.
"Nur, Vorsorgeuntersuchungen bringen kaum eine Verbesserung der Gesundheit. Denn sie sind weder vorbeugend gegen Krankheiten, noch verhindern sie diese. Krankmachende Umstände, wie Übergewicht, Rauchen, Trinken und Bewegungsmangel, werden nur wenig beeinflusst. Für eine Änderung des Lebensstiles sind sie kaum motivierend und können verleiten, sich in Sicherheit zu wiegen, weil Cholesterin und Blutdruck eh passen“, so Doktor Doppler. Noch dazu seien beliebte Untersuchungen wie Mammografie, Cholesterinspiegel oder Prostatatest (PSA) umstritten.
Der Medizinalrat weiß um die Probleme: "Wesentliche Lebensumstände werden bei Vorsorgeuntersuchungen leider nicht hinterfragt, obwohl sie für die Entstehung von Gesundheit und Krankheit wichtig sind. Man denke da an die Arbeitswelt, das soziales Umfeld, an Lärm, Stress, aber auch Freude oder Zufriedenheit. Trotz aller Kritik ist die Vorsorgeuntersuchung in der heutigen Form aber eine Chance, die von Arzt und Patient genützt werden sollte. Notwendig dafür ist jedoch ein ausführliches Gespräch, das die Ergebnisse erklärt und die individuelle Lebenswelt miteinbezieht." So können auch unnötige Folgeuntersuchungen und Therapien vermieden werden. Die Konsequenzen aus den Ergebnissen sollten in den Alltag mit einfließen in Form einer Änderung des Lebensstils mit mehr Bewegung sowie Nikotin Verzicht, gesunde Ernährung und weniger Alkohol. "Wer mit dieser Motivation weggeht, für den war die Vorsorgeuntersuchung kein Placebo", so Doppler abschließend.
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