Ärztemangel: 10 Turnus-Stellen sind unbesetzt

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Es gibt einen drastischen Rückgang an Jungärzten. Wir in Freistadt können derzeit zehn der insgesamt 18 Turnusstellen nicht besetzen. Und so geht es vielen Krankenhäusern vor allem am Land, warnt Primar Josef Friedrich Hofer eindringlich.
FREISTADT (hel). Im Landeskrankenhaus Freistadt sind derzeit zehn der 18 möglichen Turnus-Stellen nicht besetzt. Mit weitreichenden Konsequenzen: die Ärzteschaft ist stark belastet und muss zusätzliche Dienste schieben. Zur Information: Nach dem Medizinstudium ist es in Österreich Usus, die Turnusarztausbildung zu absolvieren. Grundsätzlich handelt es sich dabei um die Ausbildung zum Allgemeinmediziner. Auch viele Ausbildungsstätten verlangen den abgeschlossenen Turnus, um eine Facharztstelle antreten zu können.
Junge Ärzte bleiben lieber in
den großen Ballungszentren
Vor allem die Nachtdienste können aber schon jetzt nicht mehr vollständig aufrecht erhalten werden. Da kommt es vor, dass ein Facharzt auch ohne Turnusarzt auskommen muss, schildert Professor Hofer die prekäre Situation. Etwas besser ist, so der Primar, die ärztliche Versorgung noch in den Ballungsräumen, vor allem in Wien: Die jungen Mediziner wollen lieber im Goßraum Wien bleiben und nehmen dafür auch schon einmal zwei Jahre Wartezeit in Kauf. Und deutsche Kliniken werben sogar in Österreich, um Mediziner zu bekommen. Bei mir war kürzlich ein junger Arzt, der hat zwischen St. Pölten und Braunau gleich fünf offene Stellen vorgefunden, wo er sofort anfangen könnte.
Primar Hofer hat in seiner Laufbahn mindestens 150 Uni-Absolventinnen und -Absolventen als Ärzte für Allgemeinmedizin in Innere Medizin und elf Fachärzte im Sonderfach Innere Medizin ausgebildet. Doch so dramatisch wie jetzt war die Situation noch nie. Ein Indiz dafür, dass es einfach allgemein an Medizin-Studenten fehlt, ist der Andrang auf die vorgeschriebenen Pflichtpraktika. Hofer: Früher hatten wir im Sommer immer zwischen 15 und 20 Studenten, heuer waren nur fünf da! Der Freistädter Primar appelliert daher dringend: Die zuständigen Ministerien müssen jetzt sofort reagieren: Die Zahl der Erstinskribienten an den Medizinischen Universitäten muss dringend verdoppelt und das Budget für die Unis drastisch aufgestockt werden. Und selbst dann wird es etliche Jahre dauern, bis die derzeit schon sehr große und kaum mehr überbrückbare Lücke geschlossen werden kann. Primar Hofer: Dazu kommt noch, dass viele Medizinstudenten aus Deutschland nach Österreich kommen, die natürlich dann wieder in ihre Heimat zurückkehren und in diesem Sog auch Absolventen aus Österreich mitnehmen.
Primar sucht selbst über Facebook
Aus großer Sorge um die Zukunft der Spitäler am Land, vor allem des Krankenhauses Freistadt, greift Primar Hofer zur Selbsthilfe und sucht selbst in Wien über Facebook und mittels Flyern nach Turnusärzten. Damit möchte er verhindern, dass in Zukunft vielleicht sogar Stationen geschlossen werden müssen. Und auf ein weiteres Detail macht Hofer aufmerksam: Letztendlich wird es auch bei der Besetzung der Arztpraxen am Land zu Problemen kommen. Schon jetzt hat sich etwa in St. Oswald gezeigt, dass es für eine Stelle nur mehr zwei Bewerber gibt!
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