Sepp Schartmüller
Aufwühlendes Buch über die Nazizeit in Pregarten
PREGARTEN. "Scherz-Artikel – Erinnerungen eines Wirtsbuben" nannte sich das erste, 2017 erschienene Werk von Sepp Schartmüller aus Pregarten. Der pensionierte Rechtsanwalt erzählt darin Geschichten, die er als kleiner Bub in seinem Elternhaus, dem "Wirt z’Erdmannsdorf" in Gutau, aufschnappte.
Düsteres Kapitel
Mitte November dieses Jahres erscheint wieder ein Buch ("Der Brunnen") von Schartmüller. Diesmal ist Pregarten der Schauplatz und diesmal geht es um ein düsteres Kapitel in der Geschichte. Im bäuerlichen Jahreskreis erlebt die Sudetendeutsche Anna die letzten Kriegsmonate im Landdienstlager Kriechmayrdorf unter dem nationalsozialistischen Bürgermeister Ferdinand Fröhlich.
Nummer zwei im Bezirk
Fröhlich, Jahrgang 1901, war laut Schartmüller ein überzeugter Nazi: "Man kann ihn hinter Kreisleiter Wilhelm Wolfsgruber aus Freistadt als Nummer zwei im Bezirk Freistadt bezeichnen." Umso erstaunlicher war es für den 64-jährigen Juristen, dass Fröhlich im Jahr 1947 trotz erdrückender Beweise gegen ihn vor dem Volksgericht Linz freigesprochen wurde. Als "minder belastet" konnte er ein beschauliches Leben führen, das 1968 in Linz-Urfahr endete.
Dutzende Menschen verschwanden
In seiner Zeit als Bürgermeister der Großgemeinde Pregarten war Fröhlich mit weitreichenden Machtbefugnissen ausgestattet. "Er hatte sogar eine kleine Privatarmee, die für ihn die 'Drecksarbeit' erledigte." Drecksarbeit? "In Pregarten verschwanden zu dieser Zeit immer wieder Menschen", sagt Schartmüller. "Allein im Jahr 1945 wurden unter Fröhlich 100 Todesurteile verkündet und auch vollstreckt."
Geht Pregarten über Leichen?
Schartmüller ruft in seinem 160 Seiten starken Werk, illustriert vom Rainbacher Künstler Rupert Hörbst, die dramatischen Geschehnisse von damals in Erinnerung und er geht anhand des Schicksals des Rauchfangkehrermeisters Hanausek der Frage nach, warum viele von den Ereignissen wussten, aber keiner jemals darüber sprach. Geht Pregarten etwa nach wie vor über Leichen? Diese Frage scheint berechtigt angesichts der Tatsache, dass ein Brunnen im Stadtteil Mitterfeld noch heute große Rätsel aufgibt. In Schartmüllers Werk verschwimmen Tatsachen und Fiktion. Historisch begleitet wurde der Autor vom Pregartner Heimatforscher Erwin Zeinhofer.
Hinweis: Erscheinen wird das Buch "Der Brunnen" im Verlag Schartmüller-IT in einer Erstauflage von 1.000 Stück. Erhältlich ist es im regionalen Buchhandel sowie unter 0664 / 2340 520 und josef.schartmueller@gmail.com
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