Ibrahim Cansiz
"Freistadt ist eine friedliche Stadt mit Kulturvielfalt"
Ibrahim Cansiz ist einer der Brückenbauer zwischen Freistädtern und der türkischen Community.
FREISTADT. Zwei Berufsschüler pöbelten im Juni eine Freistädterin türkischer Herkunft an. Stichwort: "KTM". FPÖ-Bezirksparteichef Peter Handlos wollte daraufhin ein "massives Integrationsproblem in Freistadt" erkannt haben. Wir baten Ibrahim Cansiz zum Interview. Der 29-Jährige ist seit 2015 Gemeinderat für die SPÖ Freistadt.
Herr Cansiz, hat Freistadt tatsächlich ein "massives Integrationsproblem"?
Nein, bei weitem nicht. Freistadt ist eine friedliche Stadt mit Kulturvielfalt. Natürlich gibt es Themen, über die wir diskutieren und gemeinsame Lösungen finden müssen, aber diese sind nicht so gravierend, dass unser Zusammenleben oder unser Frieden gefährdet wäre. Da gibt es viel mehr positive Sachen als negative.
Woran machen Sie das fest?
Ich will Ihnen ein Beispiel geben: Eine muslimische Frau hat für das Ramadanfest Baklava gebacken. Sie ist dann zu ihrer österreichischen Nachbarin gegangen, um ihr ein Stück anzubieten, mit ihr ins Gespräch zu kommen und sie besser kennenzulernen. Am nächsten Tag wurde sie wiederum mit einem Kuchen von der Nachbarin überrascht. Dadurch konnten die beiden das Gespräch fortsetzen, ihre Kommunikation positiv stärken und endlich Vorurteile abbauen.
Sind bestehende Vorurteile eines der größten Probleme im Zusammenleben?
Absolut! Es wäre wünschenswert, wenn die Menschen Gespräche mit ihren Nachbarn oder Arbeitskollegen suchen würde. Wenn Vorurteile aufgrund von Alltagserfahrungen weniger werden oder im besten Fall ganz verschwinden, wird gewissen politischen Ansichten der Nährboden entzogen.
Was tun Freistädter mit türkischen Wurzeln aktiv, um die Situation zu verbessern?
Die Vereine Alif und Atib bieten nach dem Sommer Tage der offenen Türen an. Es werden dort Einblicke gegeben, was die Vereine für ein besseres Miteinander leisten. Ich bitte eindringlich: Besuchen Sie diese Veranstaltungen! In den vergangenen Wochen fanden auch Kulturfeste statt, bei denen die Menschen die Gelegenheit hatten, miteinander traditionell zu essen und zu plaudern.
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