Bilanz 2022
Privatinsolvenzen im Bezirk Freistadt fast verdoppelt
BEZIRK FREISTADT. Laut Insolvenzstatistik des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV 1870) schlitterten im Jahr 2022 acht Unternehmen aus dem Bezirk Freistadt in die Insolvenz. Im Jahr davor waren es zehn. Die Anzahl der eröffneten Privatinsolvenzen stieg hingegen von 19 auf 37 Verfahren – dies entspricht einem Plus von 94 Prozent. Damit liegt der Bezirk Freistadt weit über dem bundesweiten Trend. Steigende Energie- und Rohstoffpreise, die hohe Inflation, steigende Zinsen und der akute Fachkräftemangel waren im Vorjahr jene Herausforderungen, die Unternehmen und Privatpersonen massiv beschäftigten. "Daran wird sich wohl auch heuer nichts ändern", sagt der Freistädter Harald Neumüller, Insolvenzexperte des KSV 1870 am Standort Linz.
Rasch in Schwierigkeiten
Nach den Herausforderungen der Corona-Krise mit Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit sind viele Haushalte nun zusätzlich mit den Auswirkungen von Energiekrise, Inflation und Teuerungen belastet. In welchem Umfang diese finanziellen Belastungen vermehrt zu Privatkonkursen führen werden, hängt laut KSV 1870 nicht zuletzt auch davon ab, ob politische Lenkungsmaßnahmen und etwaige betriebliche Unterstützungsmaßnahmen den Haushalten nachhaltige Entlastung bringen. „Ein Privatkonkurs benötigt bis zur tatsächlichen Insolvenzeröffnung zwar in der Regel eine längere Vorlaufzeit, doch die massiven Teuerungen und die anhaltend hohe Inflation können insbesondere Menschen mit niedrigen Einkommen rasch in finanzielle Schwierigkeiten bringen“, erläutert Neumüller.
Für manche geht es sich nicht mehr aus
Trotz aller aktuellen Herausforderungen erwartet der KSV 1870 im Jahr 2023 keine Flutwelle an Unternehmens-Insolvenzen. Zwar würden die Firmenpleiten aus heutiger Sicht zunehmen, doch von einem echten "Insolvenzschock" könne nicht gesprochen werden. Gefährdet seien vor allem jene Betriebe, die schon vor Corona wenig erfolgreich waren und sich nur dank umfassender Finanzhilfen aus Steuermitteln über Wasser halten konnten. „Jetzt, wo die staatlichen Hilfsleistungen größtenteils eingestellt wurden, geht es sich für finanziell bereits angeschlagene Betriebe einfach nicht mehr aus“, sagt Neumüller.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.