Psychische Gewalt an Frauen nimmt zu

- Christine Lasinger und das Team der Frauenberatungsstelle BABSI führen pro Jahr rund 150 Beratungsgespräche, in denen „Gewalt an Frauen“ einen zentrale Rolle spielt.
- Foto: BABSI
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BEZIRK FREISTADT. „Gewalt an Frauen hat es immer schon gegeben“, sagt Christine Lasinger. Das sei nichts Neues in Österreich. Gewalt sei weder importiert worden noch seien nur gewisse Gesellschaftsschichten betroffen. „Gewalt an Frauen kommt in Beziehungen und Familien unabhängig von ökonomischem Status, Bildung, Kultur und Religion vor.“ Die Geschäftsführerin der Frauenberatungsstelle BABSI in Freistadt verweist allerdings auf einen interessanten Aspekt: „Die psychischen Formen der Gewalt nehmen zu.“ Während Frauen in der Partnerschaft oft beleidigt, eingeschüchtert oder angeschrien werden, sind sie am Arbeitsplatz mitunter Demütigungen, Schikanen und Mobbing ausgesetzt. „Oder sie werden der Lächerlichkeit preisgegeben.“
150 Beratungen pro Jahr
Lasinger und ihr Team führen pro Jahr rund 150 Beratungsgespräche durch, in denen das Thema Gewalt eine zentrale Rolle spielt. Nicht alle Fälle sind gleich schwierig. Manchmal kann BABSI sofort helfen, manchmal ist externe Unterstützung notwendig. Daher gibt es seit 20 Jahren eine gute Kooperation mit dem Gewaltschutzzentrum Oberösterreich. So werden bei BABSI zweimal pro Woche Beratungen vor Ort angeboten – vor allem bei Wegweisungen und Betretungsverboten sowie bei Stalking.
Körperlich, psychisch, ökonomisch, sozial oder sexualisiert – Gewalt hat mehrere Gesichter. Erst kürzlich konnte im Bezirk Freistadt ein junger Mann ausgeforscht werden, der in den Jahren 2016 und 2017 mindestens drei Frauen sexuell belästigt hat. Er bedrängte sie, begrapschte sie und forderte sie zum Geschlechtsverkehr auf. Wie soll eine Betroffene damit umgehen? „Frauen müssen ganz klar ‚Stopp!‘ sagen und ihrem Gegenüber zu erkennen geben, wo die Grenzen liegen“, sagt Lasinger. „Vielleicht ist das jetzt leicht gesagt, aber man kann es lernen, sich verbal zu wehren und ganz klar ‚Nein‘ zu sagen.“ BABSI bietet zu diesem Zweck kostenlose Beratungen durch eine Psychologin an. „Dabei geht es darum, Frauen mehr Selbstsicherheit und Selbstwert zu vermitteln.“ Für spezielle Fälle hat BABSI übrigens eine Übergangswohnung. Lasinger: „Dort können sich betroffene Frauen stabilisieren, zur Ruhe kommen und sich neu orientieren.“
ZUR SACHE
Die Frauenberatungsstelle BABSI in der Ledererstraße 5 in Freistadt, die 2018 ihren 30. Geburtstag feierte, stellt folgendes Beratungsangebot zur Verfügung:
1.) Beratungen zu beruflichen Plänen: berufliche Veränderung, Wiedereinstieg ins Berufsleben, Bewerbungshilfe, Kinderbetreuung, Bildungsinformation, Probleme im Job.
2.) Beratungen in bewegenden Lebenssituationen: Probleme in der Partnerschaft, Familie und Erziehung, Lebenskrisen, Angst, Depression, Essstörungen, psychosomatische Beschwerden, Gewalterfahrungen.
3.) Beratungen bei rechtlichen Fragen: Scheidung, Trennung, Unterhalt, Obsorge.
KONTAKT
07942 / 72140 oder 73263
babsi.freistadt@aon.at
Frauenberatungsstelle BABSI
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