Caritas
Seit 70 Jahren hilft Familienhilfe in Freistadt und Perg
Kommenden Samstag, 15. Mai, ist internationaler Tag der Familie. Um Familien in schwierigen Zeiten zu helfen, hat die Caritas OÖ vor 70 Jahren die Familienhilfe gegründet. Was als Pionierprojekt begann, ist heute aus dem Sozialsystem nicht mehr wegzudenken.
FREISTADT. Vor 70 Jahren holte die Caritas OÖ die Idee der Familienhilfe von den Niederlanden nach Oberösterreich. Begonnen mit zwei Mitarbeiterinnen, begleiten heute rund 200 Familienhelferinnen pro Jahr bis zu 1.300 Familien im ganzen Bundesland. Der Grundauftrag hat sich in den sieben Jahrzehnten nicht verändert: Für Familien da sein, wenn diese Unterstützung in schwierigen Situationen benötigen. Ein Meilenstein in der Geschichte der Familienhilfe war, dass die Dienstleistung 1973 vom Land OÖ als Aufgabe des Sozialstaates erkannt wurde. Seither wird ein Teil der Kosten von der öffentlichen Hand finanziert. Die Familien leisten Eigenbeiträge, die sozial gestaffelt sind. Seit Jahresbeginn gibt es als „unkomplizierte erste Hilfe" sogar eine Pauschale: In den ersten 21 Stunden fallen lediglich 5 Euro pro Stunde an.
Kinderbetreuung und Hilfe im Haushalt
Zu Beginn wurden die Mitarbeiterinnen „Schwestern“ genannt und waren mit weißem Häubchen ausgestattet. Die Mobilität war anfangs beschwerlich. Die Familienhelferinnen mussten oft stundenlang mit Bahn und Bus fahren oder hatten lange Fußmärsche, bis sie ihre Einsatzfamilien erreichten, wo sie häufig übernachteten. „In den 50er und 60er Jahren war es für die Familienhelferinnen die große Herausforderung, die kinderreichen Familien satt zu bekommen“, erklärt Anne Imbery, Leiterin der Mobilen Familiendienste der Caritas OÖ. Heute sind die Caritas-Mitarbeiterinnen mit anderen Herausforderungen konfrontiert, weil sich die Rahmenbedingungen für Familien in den letzten Jahrzehnten stark verändert haben: Großeltern sind in der Regel noch berufstätig und nicht unbedingt im gleichen Ort wohnhaft. Ebenso sind beide Elternteile berufstätig, Mütter legen keine lange „Familienpause“ ein, sondern kehren früh in ihren Beruf zurück. Viele sind alleinerziehend.
Immer mehr psychische Herausforderungen
Unter diesen Voraussetzungen können akute Erkrankungen, Unfälle oder schwere chronische Krankheiten von Elternteilen oder von Kindern nicht mehr ausschließlich in der Familie bewältigt werden. „In manchen kritischen Lebenssituationen ist es für die Entwicklung der Kinder wichtig, dass sie gerade dann im familiären Umfeld aufgefangen und begleitet werden“, weiß Anne Imbery aus Erfahrung. Vermehrt sind es psychische Probleme, die zu kritischen Situationen in Familien führen, beispielsweise Burnout und Depressionen. Wenn Ereignisse das Familiensystem nachhaltig ins Wanken bringen, unterstützen die Caritas-Mitarbeiterinnen außerdem, dass sich das Familiensystem neu „formiert“, gibt Anstöße zur Veränderung und hilft beim Festigen neuer Verhaltensmuster. Für diese längerfristigen Einsätze gründete die Caritas vor 30 Jahren die Langzeithilfe für Familienhilfe. „In dieser Zeit begannen wir außerdem, die regionalen Stützpunkte aufzubauen. Heute ist für jeden Bezirk eine regionale Ansprechpartnerin zuständig“, sagt die Leiterin der Caritas-Familienhilfe.
Caritas-Mitarbeiterinnen gestalten Vorlesebuch zum Jubiläum
Kinder lieben es Geschichten zu hören. Caritas-Mitarbeiterinnen und Ehrenamtliche haben anlässlich des 70. Geburtstages der Familienhilfe die schönsten Geschichten, die auch in schwierigen Situationen für ein wenig Leichtigkeit sorgen, zusammengetragen. Die Texte und selbst gestalteten Zeichnungen dazu sollen zum Helfen, Entdecken, Träumen und Lachen einladen. Das Buch kann ab Juni gegen eine Spende zugunsten der Mobilen Familiendienste unter mobiledienste.or.at erworben werden.
Näheres: caritas-linz.at
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