Sportverletzung
Clemens Reindl – Kreuzbandriss im Doppelpack

Pechvogel und Optimist zugleich: Clemens Reindl (DSG Union Gutau). | Foto: Privat
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  • Pechvogel und Optimist zugleich: Clemens Reindl (DSG Union Gutau).
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GUTAU, PREGARTEN. Der Worst Case für einen Fußballer ist der Riss des vorderen Kreuzbandes und noch schlimmer ist es, wenn kurz nach dem Comeback das Kreuzband des anderen Knies reißt.
 Genau das passierte dem Gutauer Kicker Clemens Reindl. Seinen Optimismus verlor der 24-jährige Innenverteidiger trotzdem nicht, denn die Aussicht, wieder komplett zu genesen und sportlich alles machen zu können, wonach er Lust hat, motiviert und beflügelt ihn auf seinem Weg zurück.

Nach OP gleich Physio


Clemens Reindl wurde im vergangenen Herbst vom Kniespezialisten Alexander Seewald, der als Wahlarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie im Therapiezentrum Aist in Pregarten tätig ist, operiert. "Unmittelbar im Anschluss haben wir mit der Therapie begonnen", sagt Physiotherapeut Ronald Voglhofer vom TZ Aist. "Wir arbeiteten von Beginn an intensiv an seiner Genesung, um einen raschen Heilungserfolg herbeizuführen." Standen am Anfang abschwellende Maßnahmen wie Lymphdrainage und Manualtherapie zur Bewegungsverbesserung am Programm, so geht es nun um komplexe Übungen, damit wieder das Maximum an Kraft und Stabilität erlangt werden kann. Spezifische Tests erlauben dabei zu entscheiden, ab wann Patienten, die nach einem Kreuzbandriss rund ein Jahr lang behandelt werden, in ein nächst höheres Level aufsteigen können. "Dann beginnen wir, intensivere Reize zu setzen – wie zum Beispiel springen, laufen und sportartspezifisches Training", sagt Voglhofer.

Überall Schweißperlen

"Bei den Trainingseinheiten geht es richtig hart her und die Schweißperlen stehen überall, aber genau das motiviert und führt zu neuen Kräften", sagt Reindl. Einzigartig an jenen Fällen, bei denen Seewald operiert und im TZ Aist die Nachbehandlung durchgeführt wird, sind der permanente Austausch und die gute Kommunikation zwischen Operateur und Physiotherapeuten. "Damit ist ein reibungsloser und optimaler Übergang von der OP zur Nachbehandlung gewährleistet, der langfristig einen guten Therapieerfolg mit sich bringt", betonen Voglhofer und Seewald.
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Kreuzbandverletzungen erkennen und individuell behandeln

(von Alexander Seewald*)

Da coronabedingt durch die gesetzten Einschränkungen Kontaktsportarten wie zum Beispiel Fußball untersagt wurden und auch die heurige Skisaison trotz vielerorts ausgezeichneter Bedingungen nur dürftig ausfiel, ließ sich im Klinikalltag im Vergleich zu den Vorjahren ein Rückgang der Knieverletzungen feststellen.
 Nichtsdestotrotz ist der Riss des vorderen Kreuzbandes mit gut 20 Prozent die häufigste klinisch relevante Bandverletzung im Knie mit entsprechender volkswirtschaftlicher Bedeutung, die diese Verletzung durch berufliche Ausfallszeiten mit sich bringt.

Ursächlich für einen Riss des vorderen Kreuzbandes ist fast immer eine indirekte Gewalteinwirkung auf das gebeugte Knie. Aufgrund der Funktion der Kreuzbänder als zentrale Stabilisatoren des Kniegelenkes kommt es im Falle einer Verletzung zu unterschiedlich ausgeprägter Instabilität. 
Am Beispiel eines Skifahrers kann man sich zwei unterschiedliche klassische Verletzungsmuster vorstellen: Einerseits kann es zu einem Verkanten kommen mit abruptem Einwärtsdrehen des Unterschenkels, andererseits beschreiben Patienten das klassische „Einfädeln“ mit plötzlichem Auswärtsdrehen gegen Widerstand. Je nach Ausmaß der Krafteinwirkung können dabei eventuell Begleitverletzungen in unterschiedlichem Ausmaß an Menisci und Seitenbändern auftreten.

Im Anschluss an eine Knieverletzung ist häufig eine Fortsetzung der Sportausübung aufgrund der Schmerzen nicht mehr möglich, verursacht durch eine Einblutung ins Gelenk mit Schwellung. 
Hier sei die PECH-Regel in Erinnerung gerufen, welche generell für Sportverletzungen gilt: P für Pausieren, E für Eis (Kühlung), C für Kompression und H für Hochlagern der verletzten Extremität.
Sollte man nach Abklingen der ersten Schmerzphase eine Instabilität des Kniegelenkes bemerken –subjektiv oft als Wegrutschen oder Auslassen beschrieben – so ist eine klinische Untersuchung durch den Haus- oder Facharzt angezeigt. In diesem Fall wird eine MRT-Untersuchung zur Diagnosesicherung notwendig sein. Bei deutlicher Instabilität ist auch eine Schienenversorgung möglich.

Die gute Nachricht: Nicht jedes vordere Kreuzband muss nach Verletzung zwingend operiert werden. Von Relevanz sind neben dem Alter die Ausprägung der Instabilität, eine Beeinträchtigung im Beruf und Alltag, die sportliche Beanspruchung sowie vorhandene Begleitverletzungen. 
Da die persönlichen Ansprüche an das Knie auch abseits vom Leistungssport in den vergangenen Jahrzehnten immer höher werden, wird die Indikation zur Operation großzügig gestellt, wobei diese Entscheidung immer im gemeinsamen Gespräch zwischen Arzt und Patient getroffen werden sollte.

Im Falle der Operation gibt es zwei ideale Zeitpunkte für den Eingriff. Entweder innerhalb der ersten fünf Tage nach Trauma, dies ist jedoch nur in wenigen Fällen realistisch möglich. Oder nach einem Zeitintervall von etwa fünf Wochen bei relativ freiem Bewegungsmuster. Dazwischen besteht eine Phase mit erhöhtem Risiko für Komplikationen, wie zum Beispiel Arthrofibrose (Einsteifung). Dieses Intervall kann dafür ideal durch physiotherapeutisches Beüben genutzt werden, um einem Muskelabbau des Quadrizeps, der oft nach kurzer Zeit mit freiem Auge erkennbar ist, entgegenzuwirken.

Die operativen Verfahren haben sich in den vergangenen Jahren weiter verfeinert. Während früher häufig ein Sehnenanteil zwischen Kniescheibe und Unterschenkel mit angrenzenden Knochen entnommen wurde, so wird diese Technik heute eher bei Revisionen angewendet. 
Als Standard hat sich die Entnahme einer Sehne von der inneren Hinterseite des Oberschenkels (Semitendinosus) bewährt, die am OP-Tisch entsprechend präpariert und dadurch ein stabiler und gleichwertiger Ersatz für das native Kreuzband geschaffen wird. 
Durch die Etablierung neuer Instrumente wird auch der Quadrizepssehne als alternativem Transplantat wieder mehr Beachtung geschenkt, da im Gegensatz zu früher die Entnahme über einen minimalinvasiven Zugang möglich ist. 
Rezente Studien zeigen zwischen den verschiedenen Sehnen jedoch keinen Unterschied hinsichtlich Stabilität, sodass die Entscheidung für das gewählte Verfahren individuell für den Patienten getroffen wird.
 Der operative Eingriff ist aufgrund der arthroskopischen Techniken sehr patientenschonend, es sind nur wenige Inzisionen notwendig, gleichzeitig können Verletzungen am Meniskus oder Knorpel mit versorgt werden. Ein stationärer Aufenthalt von vier Tagen ist gewöhnlich ausreichend.

Eine Schienenanlage nach vorderer Kreuzbandoperation ist postoperativ nicht notwendig, sofern keine Begleitverletzungen versorgt werden müssen. Eine Teilbelastung für etwa zwei Wochen ist empfehlenswert, mit der Physiotherapie kann aber unmittelbar begonnen werden. 
In diesem Zusammenhang wird auch auf die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit zwischen Arzt und Physiotherapeuten hingewiesen, wodurch nach erfolgter Operation der maximale Erfolg für einen raschen Wiedereinstieg in das Berufsleben gewährleistet ist und das vormalige Sportniveau oft erreicht werden kann.
 Gerade während der Einheilungsphase des Transplantates in den ersten sechs Monaten nach Operation ist es von ungeheurer Wichtigkeit, ein individuell erstelltes Trainingsprogramm zu absolvieren. Eine kräftige Oberschenkelmuskulatur stabilisiert das Knie, nimmt übermäßigen Stress vom Transplantat, und schützt so vor Auslockerung oder im schlimmsten Fall einem erneuten Riss.
 Die Wiederaufnahme von Wettkampfsport sollte daher erst nach Durchführung eines spezifischen Return-to-SportTests durch den Therapeuten erfolgen.

(*Alexander Seewald ist Facharzt für Unfallchirurgie, Orthopädie und Traumatologie)

Therapiezentrum Aist

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