Ex-Gemeindearzt: "System gehört reformiert!"
FREISTADT, LASBERG. Seit einem halben Jahr ist die Kassenarztstelle von Gerhard Doppler ausgeschrieben. Dass sich bis dato kein vierter OÖGKK-Vertragsarzt für Freistadt gefunden hat, wundert Helmuth Czekal nicht. "Die Krankenkasse weiß seit 25 Jahren Bescheid, dass es eng wird", sagt der ehemalige Lasberger Gemeindearzt, der von 1973 bis Ende 2016 ordinierte.
Im Wesentlichen führt Czekal zwei Punkte ins Treffen, die für den Ärzte-Engpass verantwortlich sind. "Wir verlieren rund die Hälfte der bei uns ausgebildeten Ärzte ans Ausland, weil dort besser gezahlt wird." Czekal fordert, dass jeder - egal ob reich oder arm - Medizin studieren kann. Die Studenten sollen während der Ausbildung ein angemessenes Stipendium bekommen, von dem sie gut leben können. "Und wenn sie dann in Österreich bleiben, brauchen sie das Geld nicht mehr zurückzuzahlen."
Die zweite große Baustelle ortet Czekal im Honorierungssystem der Krankenkasse. "Hier besteht ein leistungsfeindliches System, das dringend reformiert gehört." Tatsache ist: Je mehr Krankenscheine ein Arzt abrechnet, desto weniger bekommt er dafür. "Ab 1100 Krankenscheinen im Quartal erhält ein Arzt zwölf Euro, ab 1500 nur mehr fünf Euro", rechnet Czekal vor. "Das heißt, jemand, der viel arbeitet, wird bestraft." Auch andere Limitierungen – wie die Anzahl der abrechenbaren Elektrokardiogramme (EKG) – gehörten seiner Meinung nach abgeschafft.
Dass sich in naher Zukunft an der Misere in der ländlichen Gesundheitsversorgung etwas verbessert, glaubt Czekal nicht. Im Gegenteil! "In den nächsten Jahren gehen neun Ärzte in der Region Freistadt in Pension. Die Gebietskrankenkasse muss froh sein, wenn sie die Hälfte der Stellen nachbesetzen kann."
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