Wilhelm Millonig
„Ich habe mich nie verbiegen lassen“
Wilhelm Millonig aus Vorderberg, ein ehemaliger Lehrer, ist 1920, also im Jahr der Kärntner Volksabstimmung, geboren. Die WOCHE Gailtal im Gespräch mit dem 100-Jährigen.
VORDERBERG. Es ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Ehre und ein erfrischendes Privileg, sich mit einem leidenschaftlichen Kärntner im dreistelligen Alter auf Augenhöhe zu unterhalten. Beim Gespräch mit der WOCHE Gailtal in seiner gemütlichen Bauernstube in Vorderberg erzählt der 100-jährige Wilhelm Millonig mit klarem Blick und gewählter Sprache über seinen spartanischen Lebensstil, über seine Disziplin in allen Lebenslagen, über seine harten Jugend-Jahre, über den sechsjährigen Kriegsdienst und die schweren Jahre nach 1945.
„Mein große Liebe war und ist nach wie vor das gemeinsame Singen im Chor oder in Kleingruppen, das mir zu allen Zeiten Kraft und Antrieb zum positiven Denken und zum unverzagten Weitermachen gegeben hat. Mein Jahrhundert – von 1920 bis 2020 – hatte es in sich, kein Jahrzehnt gleicht dem vorhergehenden.“
Ausbildung zum Lehrer
Leidenschaftlich gerne sang der rundum noch immer erstaunlich rüstige Jubilar schon seit seiner Kindheit. „In der Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt, von 1935 bis zum Kriegsausbruch 1939, wurde auf gute Noten bei Sport- und Gesangs-Prüfungen stets großer Wert gelegt“, weiß Millonig. In bester Erinnerung sind ihm in diesem Zusammenhang auch jene Jahre geblieben, in denen er gemeinsam mit der LBA-Singschar, bestehend aus 20 Burschen und 20 Mädchen (darunter auch der inzwischen schon verstorbene Lehrer-Kollege Arnold „Noldi“ Ronacher), singend und voll motiviert durch das damalige Großdeutschland gezogen ist.
Erst Krieg, dann Beruf
In der Zielgeraden der beruflichen Ausbildung zerplatzten für den angehenden Jung-Lehrer jedoch plötzlich alle vorläufigen Zukunftspläne. Es war der 1. September 1939, als Adolf Hitler den Überfall auf Polen befahl und damit der Zweite Weltkrieg begann. Der 19-jährige Millonig wurde zum Fallschirmjäger ausgebildet und erlebte in Folge sechs Jahre lang alle Ängste, Schrecken, Höhen und Tiefen eines Soldaten-Lebens. Stolz erinnert sich heute der zielstrebige, geradlinige und disziplinierte Vorderberger: „Egal, was daher gekommen ist, ich habe mich nie verbiegen lassen. Ich bin ein Vorderberger mit Haut und Haar geblieben!“
Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht endeten die Kampfhandlungen in Europa am 8.Mai 1945. Die beiden Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki führten zur Kapitulation Japans und damit zum Kriegsende. Der Rest ist Geschichte.
Stationen als Lehrer
Die schrecklichen Erinnerungen an die soeben überlebten Kriegsjahre waren natürlich noch immer stark präsent, als Wilhelm Millonig schlussendlich im Herbst 1945 stolz die erste Sprosse seiner Lehrer-Karriere mit der Übernahme der zweiten Klasse an der Volksschule Hermagor erklomm. Die zweite Station war von 1947 bis 1954 die Volksschule St. Stefan an der Gail, bevor er von 1954 bis 1958 die Oberstufe der Volksschule Komel/Gupf in Bleiburg übernahm.
Nach weiteren vier Jahren im Schuldienst in Bleiberg kehrte Millonig im Jahr 1962 in seine geliebte Heimat Vorderberg zurück, wo er bis 1973 an der dortigen Volksschule tätig war. Es folgten von 1973 bis 1980 noch weitere sieben Schuljahre im Nachbar-Ort St. Stefan/Gail, bevor sich Millonig 1981 von seiner Pädagogen-Laufbahn in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedete.
100 Jahre Volksabstimmung
Auf das heuer geplante große Kärntner Fest anlässlich der Volksabstimmung vor hundert Jahren auf dem Neuen Platz in Klagenfurt hätte sich Millonig sehr gefreut, aber Corona veränderte leider alles, so dass er selbst nicht „live“ dabei sein kann: „Schade, ich wäre sehr gerne dabei gewesen und hätte mich zum Klang des Kärntner Heimatlieds mit Stolz und Freude von meinem Sitzplatz erhoben."
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