Armut im Bezirk Hermagor hat viele Gesichter
Gailtal. (nic) Was ist Armut? Fängt sie da an, wo ich mir im Supermarkt nur die Aktionen und statt der Marken-Pizza nur die Discountware leisten kann? Offiziell ist die Grenze klar definiert: Ein Alleinstehender, der im Monat netto weniger als 1066 Euro für sein Leben zur Verfügung hat, lebt unterhalb der Armutsgrenze. Bei Mehrpersonen-Haushalten sind die Grenzen ein wenig höher.
Sind es in Kärnten nach aktuellen Zahlen rund 90.000 Menschen, die davon betroffen sind, bedeutet das für die Region Gailtal ebenfalls immerhin ebenfalls rund 16 Prozent Betroffene. Dazu zählen dann uch diejenigen, die aufgrund ihrer Wohn- bzw. Lebenssituation „ausgrenzungsgefäührdet“ sind, weil sie nicht uneingeschränkt am sozialen und auch kulturellen Leben teilnehmen können.
Mag. Heinz Pichler ist Mitbegründer und stellvertretender Obmann des Kärntner Armuts-Netzwerks. Er skizziert eine Betroffene: „Zum Beispiel in der Region Hermagor ist das Bild eines von Armut betroffenen Menschen für mich weiblich, Pensionistin und in ihrer Mobilität eingeschränkt.“ Diese Feststellung beruht auf der Tatsache, dass die Gruppe der Pensionisten, die von der auf etwa 815 Euro aufgestockten Mindestrente leben müssen, gerade im ländlichen Bereich einen hohen Anteil haben.
Jährliche Sonderzahlungen, wie Heizkostenzuschüsse in Höhe von 100 oder 150 Euro, sind freiwillige Leistungen der Gemeinden bzw. der Landesregierung. Doch diese Armutspolitik erscheint vorsintflutlich, da sie nicht das Grundproblem löst und lediglich punktuell und im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung, Löcher in den Haushaltsklassen der Einzelnen vorübergehend stopft.
Doch selbst Menschen, die einen Job ausüben, sind von Armut betroffen. Pichler, der zudem bildungspolitischer Experte der Arbeiterkammer in Villach ist und hier für die Aufarbeitung der Armutsstatistiken zuständig ist, weiß wovon er spricht: „Ein unhaltbarer Zustand. Wir fordern daher, dass die Kollektivverträge aller Branchen auf einen Mindestlohn von 1350 Euro angehoben werden.“
Hilfestellungen für Menschen, die ein zu geringes Einkommen haben oder in Notsituationen geraten sind – zum Beispiel durch Arbeitslosigkeit – bietet auch die Caritas zentral in Klagenfurt an. Auch andere Instrumente, unter anderem die Sommermärkte und Tafeln, die es teilweise in Kärnten oder in anderen Bundesländern sind, gibt es nur im Umfeld der größeren Städte und nicht im ländlichen Bereich. Armut ist demnach ein großes Problem und sie hat von Region zu Region durchaus ein anderes Gesicht und andere Möglichkeiten Abhilfe zu schaffen. Gleich ist nicht immer gleich ...
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