Bezirk Gmünd
Die Helden zum Nulltarif

- 70 Feuerwehrleute aus dem Bezirk Gmünd haben sich am Mittwoch frei genommen, um am Hochkar zu helfen.
- Foto: BFKDO Gmünd
- hochgeladen von Bettina Talkner
Ob und unter welchen Umständen Feuerwehrleute ihre Arbeitsstelle für Einsätze verlassen dürfen, wird in den Firmen ausgeschnapst.
BEZIRK GMÜND. Wir alle kennen sie, die Bilder von Feuerwehrleuten, die in den verschneitesten Ecken des Landes ganze Häuser vom Schnee freischaufeln. Unterstützung kam letzten Mittwoch aus dem Bezirk Gmünd: 70 Florianis haben sich um 4 Uhr früh zum Hochkar aufgemacht, wo den ganzen Tag angepackt wurde. "Manpower war gefragt", ist Bezirksfeuerwehrkommandant Erich Dangl stolz. Als selbstverständlich ist dieser Einsatz nämlich nicht zu erachten, schließlich musste sich ein großer Teil Urlaub nehmen.
Was ist aber, wenn in Gmünd ein Haus brennt, es in Weitra einen Verkehrsunfall gibt oder im Bezirk, wie 2002 durch ein Hochwasser, Ausnahmezustand herrscht – die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren also während ihrer Arbeitszeit zum Einsatz gerufen werden? Wie Andreas Krenn, Leiter der Gmünder Wirtschaftskammer informiert, haben Feuerwehrleute dann Anspruch auf eine Dienstfreistellung. Unbezahlt. Aber praktisch gesehen bewegen sich Arbeitgeber und -nehmer hier in einem Graubereich. "Unserer Meinung nach soll dieser aber auch nicht konkret geregelt sein, sondern allein im Ermessen der beteiligten Personen liegen. Wir haben uns daher immer dafür stark gemacht, dass es zu keiner gesetzlichen Regelung für die Mitarbeiterfreistellung kommt, sondern dass hier eine flexible innerbetriebliche Regelung zum Tragen kommt", so Krenn.
Neue Anreize sind gefragt
"Es wäre wünschenswert, wenn es mehr Arbeitgeber geben würde, die ihre Leute bei Einsätzen freistellen", meint Bezirksfeuerwehrkommandant Erich Dangl, der einer verpflichtenden bezahlten Freistellung nicht abgeneigt wäre. Denn die Tageseinsatzbereitschaft aufrechtzuerhalten, ist nicht gerade leicht. Dieses Problem kennt auch Litschaus Abschnittsfeuerwehrkommandant Johann Glaubauf, der erleichtert ist, dass unter der Woche die Gemeindearbeiter parat stehen. Diese sind nämlich dazu angehalten, der Feuerwehr anzugehören. Franz Florian Zechmann, Kommandant des Gmünder Abschnittes, steht einer Verpflichtung hingegen äußerst kritisch gegenüber: "Wenn Feuerwehrleute den Rechtsanspruch haben, ist die Gefahr groß, dass sie erst gar nicht mehr eingestellt werden." Er spricht sich eher für Zuckerl für die Freiwilligen aus: "Dass sie vielleicht zwei Jahre früher in Pension gehen können." Dadurch könnte das Freiwilligenwesen attraktiviert werden. Und je mehr Mitglieder eine Organisation zählt, desto größer ist die Chance, dass auch tagsüber ausreichend Leute da sind.
Natürlich können größere Betriebe leichter Mitarbeiter entbehren als kleinere. Eine der Vorzeigefirmen im Bezirk ist Eaton. "Durch unsere sehr gut ausgebildeten Fachkräfte haben wir ein hohes Maß an Flexibilität und können in den meisten Fällen sehr kurzfristig reagieren und Kollegen freistellen", so Werksleiter Thomas Graf. Die Mitarbeiter werden für diese Zeit auch bezahlt. Graf erklärt: "Das ist einer unserer vielen Beiträge, um die Gemeinde und die Region tatkräftig zu unterstützen."
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