UNESCO
Südböhmische Blasmusik in Brand-Nagelberg ist immaterielles Kulturerbe
Die Musiktradition der "Südböhmischen Blasmusik in Brand-Nagelberg" wurde in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.
BRAND-NAGELBERG. Unter dem Begriff "Immaterielles Kulturerbe" werden weltweit seit 2003 vielfältige gelebte Traditionen dokumentiert und geschützt. Ob darstellende Künste, Bräuche, Feste, Naturwissen oder Handwerkstechniken: alle Formen des immateriellen Kulturerbes sind immer von menschlichem Wissen und Können getragen.
Mit 4. November 2021 wurden nun elf neue Elemente in das Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen, darunter auch die Südböhmische Blasmusik in Brand-Nagelberg.
Seit Generationen verbunden
Die Südböhmische Blasmusik in Brand-Nagelberg ist eine Musiktradition, die sich durch den engen musikalischen Austausch mit tschechischen Musikern bildet. Diese grenzüberschreitende, bis heute anhaltende Zusammenarbeit, führte auch zur Entstehung einer eigenen Spielweise und trug zur Verbreitung des bis heute weit verwendeten Liedgutes wie der bekannten "Südböhmischen Polka" bei.
Die Trachtenkapelle Brand ist schon seit der Zwischenkriegszeit mit benachbarten tschechischen Musikern bzw. Blaskapellen in Verbindung. Man pflegt somit seit Generationen - Krieg, Eisernem Vorhang und Krisen zum Trotz – die österreichisch-südböhmischen Beziehungen sowie den zwischenmenschlichen und musikalischen Austausch.
Internationales Blasmusikfestival
Die Trachtenkapelle Brand spielt seit Jahrzehnten im Rahmen von Veranstaltungen und regelmäßigen Aufführungen südböhmische Blasmusikkompositionen. Gegenseitige Besuche mit den vor allem in Tschechien ansässigen Musikgruppen tragen zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der musikalischen Tradition bei. In der Grenzregion gilt die südböhmische Blasmusiktradition schon lange als Mittel zur Förderung von Annäherung, Austausch und Verständnis zwischen den Menschen.
Darüber hinaus findet seit 2010 das internationale Blasmusikfestival "Der böhmische Traum" in Brand-Nagelberg statt. Bei diesem Fest werden regelmäßig Blasmusikkapellen aus Südböhmen eingeladen. Dabei wird bewusst auch der Austausch des tschechischen und österreichischen Nachwuchses gefördert.
5.200 Dateien zusammengetragen
Für die Bewerbung als Immaterielles Kulturerbe wurden seit dem Jahr 2017 rund 5.200 Dateien (Dokumente, Fotos, Videos, etc.) in 116 digitalen Ordnern mit über 47 GB Speichervolumen als Dokumentation zusammengetragen und ausgewertet. "Neben einschlägiger Literatur haben auch zwei Interviews die Aufarbeitung wesentlich bereichert. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass uns dafür die Zeitzeugen und Ehrenmitglieder Othmar Langegger sen. (leider Anfang September 2021 verstorben), Franz Macho, Othmar Macho, Rupert Trisko sowie der Tscheche Bohuslav Marek (leider starb er wenige Monate nach seinem in Prag geführten Interview Ende Jänner 2019 im Alter von 96 Jahren) zur Verfügung standen", heisst es vonseiten der Trachtenkapelle Brand.
Traditionen sind wichtig
Das Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich zählt nun insgesamt 147 Eintragungen. Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer begrüßt das Engagement so vieler Menschen: "Die aktuelle Aufnahmerunde in das nationale Verzeichnis hat erneut die tiefe Verwurzelung des immateriellen Kulturerbes in der Lebensrealität der Menschen gezeigt, etwa im Jahreskreis, im überlieferten beruflichen Wissen oder bei Festveranstaltungen. Die Bräuche und Traditionen stellen ein wesentliches identitätsstiftendes und verbindendes Element innerhalb der Gesellschaft dar."
Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, hebt hervor: "Das stetige Wachsen des Österreichischen Verzeichnisses verdeutlicht die Bedeutung, die dem Immateriellen Kulturerbes in Österreich, nicht nur durch die Trägerinnen und Träger der gelisteten Traditionsformen, beigemessen wird. Ich freue mich über die elf Neuaufnahmen, die nun das Österreichische Verzeichnis bereichern und dessen Vielfalt nur noch deutlicher machen."
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