Circus Lumineszenz
"Wintersonne" leuchtet im Herrensee
Seit dem 7. Dezember 2022 leuchtet das Projekt "Wintersonne" von Circus Lumineszenz im Herrensee in Litschau.
LITSCHAU. Die Sonne hat für alle Lebewesen einen ganz besonderen Stellenwert - und in der dunklen Jahreszeit einen noch größeren als sonst. Darauf macht die neue Lichtinstallation von Lichtkünstler Leo Bettinelli (Circus Lumineszenz) im Herrensee aufmerksam. "Neben Aspekten, welche auf die Sonne anspielen ‐ die runde Form und die Ausrichtung der Lichter nach aussen ‐ nutzen wir in der Installation 'Wintersonne' das komplette Spektrum der Farben, wie die Sonne selbst, welche das gesamte Farbspektrum in sich trägt. Ohne Licht keine Farbe", erklären Leo Bettinelli und Nina Fountedakis, die hinter dem Projekt stecken.
Einkehr & Entschleunigung
Da es im Winter am Dunkelsten ist und es in unseren Breitengraden nur circa zwei Sonnenstunden pro Tag gibt - im Gegensatz zu bis zu neun Sonnenstunden im Sommer - ist die Bedeutung des Lichts noch eine Spur größer als zu anderen Jahreszeiten. "Im Winter gibt es weniger natürliche Energie, weniger Farbe, weniger Licht. Er war schon immer und ist nach wie vor eine wichtige Zeit, kulturell und auch individuell gesehen, um unsere Beziehung zur (inneren und äußeren) Sonne und unserer Aktivität auf diesem Planeten sowie in unserem Umfeld zu reflektieren. Wir kehren ein, wir werden langsamer."
Die Installation soll zur Reflektion anregen: "Da wir durch unsere schnelllebige Zeit, das Vorhandensein von Energie und Licht zu jeder Tages‐ und Nachtzeit, durch das ständige Nutzen von Medien und unzähligen weiteren Aspekten diese Reflektionsfähigkeit etwas eingebüßt haben, wollten wir eine Arbeit schaffen, die diese Räume der Auseinandersetzung, der Ruhe, der Kontemplation und Einkehr bzw. Innenschau öffnet", wird erklärt.
Diese angesprochenen Faktoren des modernen Lebens seien es auch, die man angesichts des Klimawandels und unserer Rolle darin überdenken müsse. Das starke Bildnis von künstlichem Licht, der Sonne als Symbol, umgeben von Eis in welchem sich das Licht spiegelt, spielt auf diese Ebene an.
Ganz ganz langsam verändern sich die Farben der Installation und nur durch eine erhöhte Aufmerksamkeit und Wahrnehmung kann der Beobachter dies bemerken. "Es ist nichts, was man schnell konsumieren kann ‐ nur durch die notwendige Achtsamkeit können wir die Qualität des Lichts und des Farbspektrums erkennen und wertschätzen." So werde ein Raum der Kontemplation geöffnet, den unsere Gesellschaft bitter bedarf: "Es handelt sich um herausfordernde Zeiten. Wir müssen unsere Position als Mensch zum großen Ganzen evaluieren und reflektieren. Mit unserer Installation wollen wir dazu beitragen, denn wir sind vom Konzept 'über die Sinne zum Sinn' überzeugt", so Bettinelli und Fountedakis.
Zudem ist die Installation vollkommen abhängig von den Gezeiten. Sie wird auf einer runden Plattform im Wasser installiert und mit der Zeit von Eis umgeben und eingefangen. Sobald dies passiert, wird sie in Betrieb genommen. "Der Zeitpunkt der Umsetzung kann nicht nach Belieben ausgewählt werden - wie so vieles in unserer bequemen Welt, in der wir es gewohnt sind, zu bestimmen - sondern hängt von der Natur selbst ab. Dies fordert Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von uns – Eigenschaften, die wir als Menschen wieder stärken müssen. Wir verbeugen uns vor der Natur und gestalten achtsam etwas in ihren 'Armen', um auf wesentliche Thematiken hinzuweisen und über die Kunst die Menschen zum Denken, zum Fühlen und zum Reflektieren anzuregen."
Andere Blickwinkel
Aus der ganzheitlichen Kunsttherapie kommend, arbeiten Bettinelli und Fountedakis ebenso im Sinne Friedrich Schillers Idee der "ästhetischen Bildung". Ästhetische Bildung versteht Bildung nicht in erster Linie als Wissensaneignung, bei der das Denken der Wahrnehmung übergeordnet ist, sondern als Ergebnis sinnlicher Erfahrungen, die selber Quelle von Wissen und Erkenntnis sein können. Sie zielt auf die Bildung der reflexiven Wahrnehmungs‐ und Empfindungsfähigkeit in allen Lebensbereichen ab.
"Kunst ist hierbei ein Mittel, um unsere Position und unsere Haltung als Menschen von anderen Blickwinkeln und teilweise einer Metaebene wahrzunehmen. Licht ist ein wunderbares Medium, um dieser Idee gerecht zu werden. Durch dessen oft abstrakten Charakter in Kunstwerken, können wir innere Räume und Erfahrungen machen, die nicht durch 'mentales Verständnis' blockiert werden", so die Künstler.
Wird das Projekt von der Bevölkerung gut angenommen, soll die "Wintersonne" über die nächsten Jahre im Winter auf Wanderschaft zu anderen Seen oder Teichen in Niederösterreich gehen.
Zeitrahmen der Ausstellung:
- Installation im Teich vor dem Zufrieren des Wassers (Anfang Dezember)
- Sobald das Wasser gefroren ist, wird die Installation in Betrieb genommen
- Laufzeit während der kalten Jahreszeit
- Sobald das Wasser auftaut, wird die Installation abgebaut
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