Lehrlingssituation in der Region
Mangel nicht von Branche abhängig
Im Bezirk Grieskirchen gibt es viel mehr offene Lehrstellen als Suchende – die Gründe dafür sind vielfältig, so Vertreter der Wirtschaftskammer und des AMS.
BEZIRKE. Die Zahlen im Bezirk Grieskirchen sind durchaus brisant: Derzeit gibt es 198 offene Lehrstellen, aber nur 40 Personen, die auf der Suche nach einer Ausbildungsstätte sind. "Diese Zahl der Suchenden setzt sich aus den Lehr- und Schulabbrechern sowie den Schülern ab der neunten Schulstufe zusammen. Diese Zahl steigt mit Schulbeginn aber wieder, da sich viele mit dem Wunsch, einen Lehrberuf zu ergreifen, bei uns vormerken lassen", sagt Ger-#+linde Einsiedler von der Jugendberatung des AMS in Grieskirchen. Derzeit sei der Stand der Lehrstellensuchenden aber auf einem sehr niedrigen Niveau. "Viele Schüler und Eltern hatten wohl den Eindruck, dass aufgrund der Corona-Krise die Lehrstellensuche schwieriger wird. Deshalb haben sich viele für den Verbleib an einer Schule entschieden", erklärt Einsiedler. Die Zahl der offenen Lehrstellen zeige aber, wie die Firmen händeringend nach Lehrlingen suchen.
Demografie als Problem
Ein besonderer Mangel in speziellen Branchen sei nicht festzustellen, meint Hans Moser, Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer in Grieskirchen und Eferding. "Der Lehrstellenmangel ist eine Sache des einzelnen Unternehmens, unabhängig von der jeweiligen Branche", weiß Moser. "Jeder Betrieb, der Wachstumspläne hat, braucht Lehrlinge." Ein Problem sieht Moser im Hinblick auf die demografische Situation in der Region. Es sei Fakt, dass die Anzahl der Jugendlichen weniger werde. "Das zeigen nicht nur die Daten im Lehrstellensektor, sondern auch die Klassengrößen in den Schulen." Was können Unternehmen also tun? "Es gibt von der Wirtschaftskammer zahlreiche Angebote, wie die Aktion ‚OÖ schnuppert‘ oder die Duale Akademie. Außerdem sind auch Lehrlingsmessen eine gute Möglichkeit, um sich in der Öffentlichkeit präsentieren zu können." Es sei für die Betriebe wichtig, tagtäglich am Unternehmens-Image zu arbeiten, so Moser.
Laut Silke Aistleitner, Leiterin des AMS in Eferding, seien die Gründe, warum sich viele Jugendliche aktuell gegen eine Lehre entscheiden, vielfältig:
"Oft gehen die Jugendlichen heutzutage in eine weiterführende Schule. Für uns als AMS, aber auch für die Gesellschaft ist es aber wichtig, bei jenen jungen Menschen anzusetzen, die sich gegen eine Ausbildung entscheiden."
Die Lehre vermindere das Risiko der Arbeitslosigkeit um ein Vielfaches. Laut Aistleitner ist es von Vorteil, sich so früh wie möglich über den Lehrberuf und die Anforderungen dafür zu interessieren. Interesse an allen Facetten eines Berufs sei Grundvoraussetzung bei der Suche nach der passenden Lehrstelle. In dieselbe Kerbe schlägt auch Moser: "Freude und viel Interesse am Lehrberuf sollen die Auszubildenden auf jeden Fall mitbringen. Von Vorteil ist auch ein bestehendes soziales Umfeld." Dazu zählt Moser beispielsweise die Mitgliedschaft bei Vereinen oder freiwilligen Organisationen. Die Anforderungen haben sich zum einen geändert: "Die Technik schreitet voran, da müssen sich auch die Lehrlinge mitentwickeln." Zum anderen müssten laut Moser aber genauso wie früher die Grundvoraussetzungen Lesen, Schreiben und Rechnen gegeben sein, um in der Berufswelt Fuß fassen zu können.
Zur Sache
Im Bezirk Grieskirchen stehen aktuell 40 Lehrstellensuchende 198 offene Lehrstellen gegenüber (Stand: 1. September). Das ist annähernd das Fünffache. Aktuell werden in 300 Lehrbetrieben 950 Jugendliche ausgebildet. "Die Rückgänge bereiten uns große Sorgen", sagt Wirtschaftskammer-Obmann Günther Baschinger.
Wer eine Lehre beginnen will, sollte sich laut AMS frühzeitig informieren:
• Jugendplattform des AMS:
arbeitszimmer.cc
• Details zu allen Berufen in Österreich
ams.at/berufslexikon
• Alles über die Lehre:
lehrlingsportal.at
• Lehrbetriebe finden:
lehrberuf.info
• Alle Lehrbetriebe auf einen Blick:
lehrebetriebsuebersicht.wko.at
• Lehre und Matura:
wko.at/service/bildung-lehre/lehre-matura
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