Corona-Semester
Studierende zeigten Eigenverantwortung
Hybride Lehre und der Ausfall von für das Studentenleben typischen Festen – wie erlebten Studierende aus der Region die Corona-Pandemie?
GRIESKIRCHEN & EFERDING. Als "verlorene Corona-Generation" werden Studierende unter anderem bezeichnet. Geschlossene Universitäten und unsichere Zukunftsaussichten prägten die vergangenen eineinhalb Jahre. Viele Studenten zog es zurück ins Kinderzimmer – zu Eltern, Distance Learning und ganz auf sich alleine gestellt. Doch wer von den angehenden Akademikern große Beschwerden erwartet, wird enttäuscht. Das zeigt zumindest das Gespräch mit zwei jungen Studierenden aus Grieskirchen und Pötting.
Selbstdisziplin war gefragt
"Es war ungewohnt und herausfordernd, man hat viel Selbstdisziplin gelernt", erzählt Anna Wolfsberger. Die 22-Jährige studiert im fünften Jahr Medizin an der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz. Obwohl im ersten Corona-Semester viele Lehrveranstaltungen ausgefallen sind, konnte Wolfsberger alle erfordlichen Studienleistungen erbringen – so auch der Großteil ihrer Studienkollegen, wie sie berichtet. Das Wohnen in einer WG habe die Zeit wesentlich erleichtert: "Wir haben uns gegenseitig motiviert und gemeinsam für Prüfungen gelernt."
Weniger Glück mit Wohngemeinschaften hatte etwa Fabian Greifeneder, Student der technischen Mathematik an der JKU. In seiner Studentenwohnung war er nur eine Woche, dann kam der Lockdown. "Das war natürlich blöd", erinnert sich der 22-Jährige, "aber das Distance Learning habe ich gar nicht so schlecht gefunden. Es hatte keinen negativen Einfluss auf meine Leistungen." Obwohl laut eigenen Aussagen viel Eigenverantwortung gefragt war und hybride Lehre – Mischung aus Vor-Ort- und digitaler Lehre – den Studierendenalltag erschwerte, konnte auch er in seinem Studium im Plan bleiben. Das für ein Studentenleben charakteristische Feiern mit Studienkollegen blieb jedoch aus. "Ich habe zum Glück vor Corona zu studieren begonnen und kannte meine Studienkollegen deshalb schon vom ersten Semester", erzählt Greifeneder.
Von der Politik übersehen
"Ich habe das Gefühl, dass die Universitäten immer die letzten Einrichtungen waren, die aufgesperrt wurden. Es wurde in der Politik immer eher von den Schulen gesprochen, weniger von den Unis", meint Greifeneder. Er schließt sich dem allgemeinen Tenor an, die Hochschulen wären während der Corona-Pandemie von der Politik übersehen worden. Zudem kritisiert der Student die Kommunikation, nur von Ferien zu Ferien über die Fahrpläne der Universitäten informiert worden zu sein. Das sieht auch die Studentin Wolfsberger ähnlich: "Wir haben uns immer ganz gespannt die Verlautbarungen von Bildungsminister Faßmann angehört, aber es hat lange gedauert, bis die Regierung Richtlinien für die Universitäten herausgegeben hat."
Festivalbändchen für die Uni
Zum aktuellen Wintersemester sind die Studierenden an die Universitäten zurückgekehrt. Die JKU hat dazu ein Präventionskonzept erarbeitet, im Zuge dessen an den Eingängen eine 3G-Kontrolle gemacht wird. Wer diese Voraussetzung erfüllt, bekommt ein Festivalbändchen. "Durch das 3G-Bändchen-System sind wir weitgehend uneingeschränkt und ich hätte bis jetzt noch keine bessere Lösung festgestellt. Ich freue mich, dass wir wieder an der Uni sind. Es fühlt sich fast wieder normal an", so Wolfsberger. Jetzt bleibt darauf zu hoffen, dass die verlorenen Erfahrungen der vergangenen Monate so schnell wie möglich nachgeholt werden können. "Außerdem würde ich mir in Zukunft wünschen, dass es für alle Vorlesungen die Möglichkeit auf digital oder Präsenz gebe", ergänzt Greifeneder. Immerhin habe man die vergangenen Semester gesehen, dass auch bisher ungewohnte Konzepte funktionieren.
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