FF Eferding
"Was ist, wenn im Ernstfall keiner mehr kommt?"

Die Jugendgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Eferding konnte 2020 nur üben. Coronabedingt fanden weder Bewerbe noch Jugendlager oder der Jugendwissenstest statt.  | Foto: FF Eferding
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  • Die Jugendgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Eferding konnte 2020 nur üben. Coronabedingt fanden weder Bewerbe noch Jugendlager oder der Jugendwissenstest statt.
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Seit mittlerweile 151 Jahren hilft die Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr (FF) der Stadt Eferding, ohne zu fragen, was sie dafür bekommt. Doch die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement nimmt ab.

EFERDING. Die Gründung der zweitältesten Feuerwehr im Bezirk – nach Aschach – erfolgt am 14. August 1869. „Auslöser dafür war das Großfeuer im Jahr zuvor und die Erkenntnis, dass man Ereignissen wie diesen mit den vorhandenen Maßnahmen machtlos gegenübersteht“, blättert Pflichtbereichskommandant und Hauptbrandinspektor Johannes Edtmayr in der Chronik. Seit März 2017 führt er das Kommando der Freiwillige Feuerwehr der Stadt Eferding. „Das Einsatzgebiet ist mit dem Gemeindegebiet von Eferding relativ klein, aber dicht besiedelt. Es umfasst die historische Altstadt ebenso wie große Industriebetriebe“, skizziert Edtmayr den Handlungsraum. Außerhalb des Pflichtbereichs werden die Eferdinger Feuerwehrtaucher zu überörtlichen Einsätzen gerufen. Einsatzbefehle zum Katastrophenschutz, wie etwa 2019 nach Rosenau am Hengstpass, kommen direkt vom Landesfeuerwehrkommando.

Den Ernstfall üben

Am 22. September fand eine große Einsatzübung statt, um den Ernstfall zu proben. Das Szenario war ein brennendes E-Autos in einer Tiefgarage – der Worst-Case. Mit Zunahme der Neubauten steigt die Zahl der Tiefgaragen. Die Elektromobilität bedeutet für die Freiwilligen Feuerwehren eine besondere Herausforderung. Am 3. November kommt Tesla für eine Schulung nach Eferding, nach und nach folgen Schulungen weiterer Hersteller von E-Autos. „Ich lege großen Wert darauf, dass man die benachbarten Feuerwehren ins Boot holt und gemeinsam übt. Und auch theoretische Übungen gemeinsam macht“, betont Edtmayr. Ein Vorteil etwa für die Feuerwehren von Fraham, Hinzenbach und Pupping, die zwar geübt sind, aber teilweise nicht über das entsprechende Gerät verfügen. „Durch gemeinsame Übungen werden sie im Umgang geschult. Diese Zusammenarbeit besteht schon seit vielen Jahren und wird immer enger und besser“, betont Eferdings FF-Kommandant.

Mitglieder gesucht

Der Zuzug in Eferding schlägt sich nicht in steigenden Mitgliederzahlen nieder. „Wir stagnieren und der Altersschnitt steigt. Die Feuerwehr braucht Quereinsteiger im Alter von 25 bis 40 Jahren“, ruft Edtmayr zum ehrenamtlichen Engagement auf. „Was ist, wenn es brennt und keiner kommt?“ Er bedauert auch, dass unter den 55 Aktiven aktuell keine einzige Frau tätig ist. „Jede Gruppe von Mädchen ist sehr herzlich willkommen. Es gibt seit jeher getrennte Duschen, WCs und Garderoben - wir sind bereit.“ Seit Anfang der Siebziger Jahre hat das Tauchwesen in der FF Eferding einen Stützpunkt mit vier bis sechs Mitgliedern. „Jeder, der einen Rettungsschwimmer gemacht hat, kann sich melden. Wenn jemand schon Taucherfahrung mitbringt, schadet das nicht“, so Edtmayr. Zufrieden ist der Feuerwehrkommandant mit der Jugendgruppe. Diese umfasst 13 Mitglieder im Alter von acht bis 16 Jahren. Sie wurde von der Corona-Krise besonders getroffen. Es fanden weder Bewerbe noch Jugendlager oder der Jugendwissenstest statt. Gemeinsam wurde von den Freiwilligen Feuerwehren Eferding, Fraham und Pupping eine Übung für ihre Jugendgruppen organisiert. Bei der Ausbildung der Mannschaften wird ein ebenso hoher Standard angelegt wie bei Fahrzeugen und Gerätschaften. „Übungen konnten nur während des Lockdowns nicht stattfinden, da hier die Anwesenheit im Feuerwehr-Haus auf feuerwehrrelevante Tätigkeiten beschränkt war“, blickt Edtmayr auf diese außergewöhnliche Zeit zurück. Interessantes Detail am Rande: Während des gesamten Lockdowns gab es keine einzige Alarmierung für die FF Eferding.

Im Dienst der Allgemeinheit

10.902 Stunden haben die Mitglieder der FF Eferding 2019 ehrenamtlich geleistet. Diese Stunden ergaben sich aus 84 Einsätzen, Ausrückungen, Ausbildungs- und Übungstätigkeiten sowie Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten. "Die Anforderungen, aber auch der Verwaltungsaufwand werden, speziell in einem Wachstumsgebiet wie Eferding, mehr“, sagt Edtmayr. Auch im Kommando gibt es keine monetäre Entschädigung für den Dienst an der Allgemeinheit. Was hier aber mehr zählt ist die Kameradschaft und der Zusammenhalt. „Seit ich zwölf bin, bin ich bei der Feuerwehr. Aus dieser Zeit sind wir noch um die sieben Personen, die bis heute gemeinsam bei der Feuerwehr tätig sind“, so Edtmayr. Er hat von Beginn an eine Aufgabe übernommen und war viele Jahre sowohl Gruppenkommandant als auch Tauchgruppenleiter. Neben seinem Haupt-Hobby, wie er die Feuerwehr selbst bezeichnet, ist Edtmayr rund 10.000 Kilometer pro Jahr auf seiner BMW 1200 GS unterwegs. Als „Bikender Zweiradprinz Johannes I . von Feuer, Rauch und Asche“ war er gemeinsam mit Gattin Manuela alias „“Die walkende Zweiradqueen von Stiefel, Schuh und Tasche“ bis 11. November als Faschingsprinz in Amt und Würden. Den Kommandoposten behält er auf jeden Fall noch bis zu den Wahlen 2023.

Geplante Veranstaltungen

Zum Zeitpunkt des Interviews bereitete man sich auf den Schmidtstraßen-Advent am 21. und 22. November vor. Ob dieser stattfinden wird und es die legendäre Feuerwehr-Bosner und Punsch gibt, hängt von der Entwicklung der Corona-Infektionszahlen und den verhängten Maßnahmen ab. Darüber hinaus gibt es keine fixen Veranstaltungen im Jahreskalender der FF Eferding. „Wir ersuchen mittels Erlagschein um Spenden für die Feuerwehr und sind froh, dass wir hier einen guten Rücklauf haben“, ist Edtmayr dankbar. Spenden werden hauptsächlich für den Kauf von Feuerwehrgeräten genützt. Oder für Anschaffungen außerhalb des Gemeindebudgets, wie etwa eine neue Hütte für den Weihnachtsmarkt, einen Gasgrill und ähnliches.

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