Die vergessene Branche
Fitnessbetriebe leiden enorm unter Lockdown

Die Fitnessbetriebe müssen weiter geschlossen bleiben. Auch mit Maske darf nicht trainiert werden. | Foto: Peter Atkins - Fotolia
  • Die Fitnessbetriebe müssen weiter geschlossen bleiben. Auch mit Maske darf nicht trainiert werden.
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Die Fitnessbranche verzeichnet für das Jahr 2020 einen Kundenverlust von 25 Prozent. Abos laufen aus und werden nicht mehr erneuert. Zudem kommen kaum Neukunden hinzu. Damit werden Betriebe nachhaltig geschädigt.

EFERDING. Die Fitnessbranche ist der große Leidtragende der Lockdowns. Betriebe müssen geschlossen bleiben und verlieren durch auslaufende Abonnements kontinuierlich an Kunden. „Die österreichischen Fitnessbetriebe mit 1,2 Millionen Trainierenden wären Teil der Lösung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Alle Experten sind sich einig, dass gezieltes Muskeltraining das Immunsystem und die Abwehrkräfte des Körpers stärkt und somit ein wesentlicher Baustein bei der Vorbeugung gegen Volkskrankheiten ist. Es ist die Grundlage zur Bewältigung des privaten und sportlichen Alltags, das Verletzungsrisiko wird durch eine gute Grundkonstitution minimiert. Trotz dieses Wissens bleiben, durch ausstehende und aktuelle Entscheidungen der Politik, die Fitness-Betriebe geschlossen und werden in ihrer Existenz gefährdet“, kritisiert der Fitness-Branchensprecher der WKOÖ, Christian Prechtl. Der WKO-Obmann leitet ein Fitnessstudio in Eferding. Fitnessbetriebe seien die einzigen Unternehmen, die zur Erhaltung der Gesundheit beitragen. Das Gesundheitssystem mit Reha-Zentren und Spitälern greife erst, wenn der Mensch schon krank sei, betont Prechtl.

Keine Cluster in den Studios 

Es habe keinen einzigen Cluster in einem gewerblichen Fitnessbetrieb gegeben, laut Sanitätsdirektionen der Länder liege das Infektionsgeschehen unter einem Prozent. In Fitnessbetrieben sei die Ansteckungsgefahr etwa so niedrig wie im Handel. Das Contact Tracing ist in Betrieben der Fitnessbranche jedoch jederzeit lückenlos möglich, die Leitung der Besucherströme und die Abstandsregeln sind realisiert, die Hygienestandards extrem hoch. Umso irritierender sei es, dass bei den Lockerungen die Fitnessbetriebe nicht berücksichtigt wurden. Im Gegenteil, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wurden nochmals verschlechtert.

Kaum Neukunden

Fitnessbetriebe haben im Durchschnitt im Jahr 2020 mehr als 25 Prozent ihrer Kunden verloren. Normalerweise weisen Studios jährlich eine Fluktuationsquote von zirka 15-20 Prozent auf. Das bedeutet, 20 Prozent der Kunden beenden in einem Jahr ihr Abonnement. Etwa gleich viele Neukunden kommen nach.
Die Fitnessbetriebe müssen nun aber in einem Moment wieder eröffnen, in dem sie besonders wenige Abos verzeichnen. Die Kompensation durch Neukundengewinnung wird bis zu fünf Jahre dauern. Dieses Umsatzminus wird die Betriebe einige Jahre belasten, wenn sie die Krise überhaupt überleben.

Umsatzersatz zu niedrig

Fitnessstudios bekommen aktuell während der Zwangsschließung 50 des Umsatzes ersetzt und sind damit den Gastronomen gleichgestellt. Anders als diese können Studiobetreiber allerdings keine Liefer- und Abholservices anbieten. Prechtl betont: „Die Reduzierung des Umsatzersatzes auf 50 Prozent ist eine Bedrohung. Die Kalkulationen und Kostenrechnungen in der Fitnessbranche sind nicht mit denen in anderen Branchen vergleichbar. Die 50 Prozent decken nicht einmal die Betriebskosten. Deswegen fordern wir 80 Prozent Umsatzersatz. Es braucht auch die definitive Zusage zur Öffnung am 7. Jänner 2021, um Planungssicherheit zu haben." Der Jänner ist traditionell der stärkste Monat für die Kundengewinnung. Fitnessbetriebe profitieren von Neujahrsvorsätzen und kalten Temperaturen.

Forderungen der Branche

Schon im März wurden drei Forderungen an Bund und Länder übergeben: Erstens die Senkung der Mehrwertsteuer für die Mitgliedsbeiträge auf zehn Prozent, zweitens die Abschreibfähigkeit der Beiträge für Unternehmen im Rahmen der Firmenfitness ohne Sachbezug für die Mitarbeiter und drittens die Absetzbarkeit von Fitnessbeiträgen im Einkommenssteuerbescheid. Prechtl: „All das, um Chancengleichheit am Markt zu haben. Viele Branchen und Vereine sind besser gestellt, so haben zum Beispiel Gastronomiebetriebe bis Ende 2021 einen reduzierten Mehrwertsteuersatz von fünf Prozent auf ihre Haupteinnahmequelle, bei den Studios ist dieser Satz unverändert 20 Prozent. Weder im März, noch aktuell hatten wir Branchenvertreter die Möglichkeit, mit einem zuständigen Vertreter aus der Politik über diese Forderungen und Lösungen zumindest zu diskutieren.“

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