Familienfreundliche Arbeitgeber
Wo Familie und Beruf vereinbar sind
Warum zählen Arbeitgeber aus der Region auf Familienfreundlichkeit? Wir haben bei zertifizierten Betrieben nachgefragt.
GRIESKIRCHEN & EFERDING. Vereinbarkeit von Familie und Beruf – das ist auch im Jahr 2022 nach wie vor für viele Arbeitnehmer eine tägliche Herausforderung. Umso wichtiger deshalb, dass Betriebe in der Region auf ihre Mitarbeiter achten und dieser Herausforderung begegnen. Wer das erfolgreich umsetzt, wird vom Staat Österreich sogar mit dem Gütezeichen "berufundfamilie" ausgezeichnet.
Ein Plus für Personalbeschaffung
Als solcher "familienfreundlicher Arbeitgeber" ist etwa die Institut Hartheim Gemeinnützige BetriebsgmbH zertifiziert. Seit 2004 hält der Betrieb in Alkoven die Auszeichnung, seither wurde sie regelmäßig geprüft und erneuert. Warum es für das Institut Hartheim überhaupt relevant sei, ein familienfreundlicher Arbeitgeber zu sein? "Wir verstehen uns als Kompetenzzentrum für die Betreuung und Begleitung von Menschen mit kognitiven und multiplen Beeinträchtigungen. Das bedeutet, dass der Mensch mit seinen individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten im Mittelpunkt unseres Tuns steht.
Wir gehen bestmöglich auf die einzelne Persönlichkeit der von uns begleiteten und betreuten Personen ein. Dies kann aber nur mit kompetenten und zufriedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelingen und so achten wir auch auf deren Anliegen und Wünsche"
, erklärt Sarah Lef. Als Zuständige für die Personalentwicklung im Institut Hartheim weiß sie: Zufriedene Mitarbeiter prägen nachhaltig den Ruf eines Unternehmens und haben damit einen wesentlichen Einfluss auf die Personalsituation, vor allem im Bereich der Personalbeschaffung. "Ebenso wichtig ist es aber auch für die bestehende Mitarbeiterschaft, denn es gilt ja nicht nur neue Kollegen zu finden, sondern diese auch zu halten."
Work-Life-Balance gewinnt an Bedeutung
Deshalb gibt es im Institut Hartheim unter anderem verschiedene Eltern- und Pflegekarenzmodelle, flexible Arbeitszeitmodelle oder diverse Veranstaltungen, zu denen auch Familienangehörige eingeladen sind. Bei der Gestaltung des Dienstplans wird auf familiäre Umstände Rücksicht genommen. Mit geplanten Maßnahmen wie einem Springerdienst-Pool für Aushilfskräfte oder Attraktivierungen im Ausbildungsbereich – etwa Stipendien für Umsteiger in den Pflegebereich – wollen die Verantwortlichen die familienfreundliche Philosophie weiter forcieren. "Neuere Studien belegen, dass das Kriterium Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Teil der Work-Life-Balance bei der Wahl des Arbeitsplatzes in Europa noch weiter an Bedeutung gewinnen wird", betont Lef.
Davon ist auch Stefanie Niederwimmer, Prokuristin und Geschäftsbereichsleiterin Projektionswände bei AV Stumpfl, überzeugt: "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eines der zentralsten Themen und beschäftigt jeden von uns, egal in welcher Position oder in welchem Arbeitsbereich. Grundsätzlich ist diese Eigenschaft eigentlich ein Minimum an Anspruch, dem sich ein Unternehmen stellen sollte um motivierte und erfolgreiche Mitarbeiter im Haus zu haben."
Ein Drittel des Tages wird gearbeitet
Der Betrieb mit Sitz in Wallern punktet beim Thema Familienfreundlichkeit etwa mit Väterkarenz oder der Möglichkeit zu Arbeitspausen und kurzfristigen Befreiungen bei familiären Anlässen. Darüber hinaus können beispielsweise auch Mehr- oder Minderstunden über einen bestimmten Zeitraum mitgenommen und kurzfristig konsumiert oder nachgearbeitet werden.
"Wir sehen hinter jeder Kollegin, hinter jedem Kollegen die Familien und da wir üblicherweise alle circa ein Drittel unserer Tageszeit arbeitend verbringen, spielt dieser Anteil eine sehr große Rolle. Dementsprechend sollte man sich über die Ausgestaltung dieser Stunden und die Abstimmung mit den anderen Lebensbereichen große Gedanken machen"
, gibt Niederwimmer zu bedenken.
"Kompass" für familienfreundliche Arbeitswelt
In Oberösterreich gibt es mit Kompass seit 2011 außerdem eine zentrale Anlaufstelle für Unternehmen, die vorhandene Aktivitäten zur Frauenförderung beziehungsweise aktives Karenzmanagement bündelt, firmenübergreifende Projekte dazu initiiert und Unternehmen bei deren Umsetzung unterstützt. Frauenreferentin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander meint dazu: „Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist für viele Menschen ein täglicher Balanceakt. Um zwischen Erwerbsleben und familiären Verpflichtungen einen Ausgleich zu finden, ist ein hohes Maß an Flexibilität und Organisationsgeschick notwendig. Dafür müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen gegeben sein und die täglichen Aufgaben im Beruf und im familiären Bereich dürfen nicht in einem unlösbaren Konflikt zueinander stehen. Darüber hinaus tragen Frauen- bzw. familienfreundliche Arbeitsbedingungen wesentlich zu gesundheitsfördernden Verhältnissen im Arbeitsleben bei und bringen sowohl für Betriebe als auch für Beschäftigte viele Vorteile.“
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