Erntezeit
Zum Start in die Spargelsaison herrscht Arbeitskräftemangel

- Neben der angespannten Personalsituation kämpfen die Spargelbauern auch mit hohen Lohnnebenkosten und einer Stagnation der Anbauflächen.
- Foto: LK OÖ
- hochgeladen von Valentin Berghammer
Corona, suboptimale Wetterbedingungen und nun Arbeitskräftemangel aufgrund des Ukraine-Krieg: Die oberösterreichischen Spargelproduzenten stehen und standen vor einigen Herausforderungen. Nichtsdestotrotz hoffen die Bauern in der Region auf eine erfolgreiche Erntezeit.
OÖ, PRAMBACHKIRCHEN. Die vergangenen beiden Jahre setzte es für die Spargelprdouzenten jeweils ein Ernteminus von knapp 25 Prozent. Nachdem in der Spargelsaison 2020 Corona die Einreise vieler Saisonarbeitskräfte und 2021 die nasskalte Witterung bis Anfang Juni eine lukrativere Ernte verhindert hat, stehen die Vorzeichen für die kommende Saison ebenfalls unter keinem guten Stern. Zwar habe sich das öffentliche Leben in Österreich inzwischen wieder großteils normalisiert, "nun liegt der begrenzende Faktor bei vielen oberösterreichischen Spargelbetrieben an Mangel des geplanten Stammpersonals", erklärte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. Gemeinsam mit Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger besuchte Waldenberger zum Auftakt der Spargelsaison den Betrieb von Bernhard Aichinger.
Wieder umdenken
Der Prambachkirchner Bauer kann ein Lied von der derzeitigen Situation singen. Im Normalfall beschäftigt Aichinger 25 bis 30 Saisonarbeiter zur Spargelernte. Rund zwei Drittel davon kommen im Regelfall aus der Ukraine. Aufgrund der aktuellen Lage muss er auf viele, jahrelang bewährte, Arbeitskräfte verzichten. Daher müssen die Planungen für die Erntezeit auf den Höfen wieder neu geordnet werden. "Für die Spargelbauernfamilien, die ukrainische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen, steht wieder eine unsichere und herausfordernde Spargelzeit an", so Waldenberger. Aichinger schafft sich zum Beispiel durch das Engagement von Saisonarbeitern aus dem Kosovo und die Hilfe ukrainischer Frauen Abhilfe. "Die meisten der oberösterreichischen Obst- und Gemüsebaubetriebe versuchen so, die ursprünglich geplanten männlichen Arbeitskräfte so gut wie möglich zu ersetzen", weiß der LK-Präsident.
Hohe Lohnnebenkosten
Neben der angespannten Personalsituation, stehen die Spargelbetriebe auch vor weiteren Herausforderungen hinsichtlich der Spargelproduktion. Diese stagniert in Österreich seit einigen Jahren auf einer Fläche zwischen 750 und 800 Hektar. Die Landwirtschaftskammer sieht das unter anderem in den vergleichsweise hohen Lohn- und Lohnnebenkosten für Saisonarbeiter begründet. Während in Deutschland der Mindestlohn je Stunde bei 9,82 Euro liegt, sind in Österreich 12,63 Euro zu zahlen. "Pro Hektar Spargel sind, je nach nach Betriebsorganisation und technischer Ausstattung zwischen 1.000 und 1.200 Arbeitskraftstunden zu leisten. Das bedeutet alleine zu Deutschland einen Wettbewerbsnachteil von zumindest 2.810 Euro pro Hektar", sagt Waldenberger.
Potential vorhanden
Derzeit produzieren 19 oberösterreichische Gemüsebaugetriebe Spargel. Hinter dem führenden Spargel-Bundesland Niederösterreich belegt Oberösterreich den zweiten Platz mit einer Gesamtanbaufläche von 138 Hektar, die im Vorjahr um zehn Prozent gestiegen ist. "Im Gegensatz zum niederösterreichischen Spargel – der rund zur Hälfte über Lebensmittelketten vermarktet wird – finden in Oberösterreich mehr als 90 Prozent der Spargelstangen den Weg über Direktvermarkter zum Konsumenten", so Landesrätin Langer-Weninger. Bei diesen sieht sie auch noch Potential, "da der Pro-Kopf-Verbrauch in Österreich mit rund einem Kilogramm pro Jahr noch immer erst bei der Hälfte der deutschen Nachbarn mit rund 1,9 Kilogramm liegt."
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