Wenn in Schlössern die Kultur einzieht
Konzerte, Ausstellungen – Schloss Aschach ist auch im Wandel der Zeiten ein Ort der Kulturvielfalt.
BEZIRKE (raa). "Meine Eltern haben das Schloss Aschach vor genau 30 Jahren gekauft, quasi als Ruine", so Gordon Gerstner. "Eine Million Schilling, damals unvorstellbar viel, hat meine Eltern dieses verfallene Schloss gekostet, und noch heute, nach so viel Arbeit, sind wir mit der Renovierung nicht fertig", betont Gerstner. "Ein eigenes Schloss zu besitzen, war schon immer der Traum meines Vaters." Fast alles in dem riesigen Schloss mit über einhundert Zimmern renovierte Gerstner in Eigenregie. In unzähligen Stunden ging er ans Werk und nahm sich mit viel Herzblut Zimmer für Zimmer vor. "Dabei lernt man viel über Architektur und Geschichte." Von 1622 bis 1959 gehörte das riesige Schloss der Familie Harrach. Franz Graf Harrachs Auto war es, in dem der Thronfolger Österreichs, Franz Ferdinand, 1914 in Sarajevo ermordet wurde. Der Auslöser für den Ersten Weltkrieg. Harrach selbst saß mit im Auto und wollte die Katastrophe, die für einen Flächenbrand in Europa und der Welt sorgte, noch verhindern. Schon früh war Gerstner klar, dass dieses Haus eine Stätte der Kultur sein soll. Neben Konzerten sollen in Zukunft auch Kunstausstellungen die feudalen Räume erfüllen. "So ein Haus hat, wenn es leer ist, keinen Sinn", ist sich Gerstner sicher. "Meine Eltern und auch ich haben viel Herzblut in das Schloss gesteckt. Dieses Schloss für die Kunst zu öffnen, ist nur selbstverständlich. Denn wo sollte Kunst sonst hingehören?", so Gerstner, der selbst Künstler ist. Einen Teil der Räume widmet er seinen eigenen Kunstwerken; er bietet aber auch eine große Galerie im zweiten Stock für andere Ausstellungen oder eben musikalische Veranstaltungen im Erdgeschoß oder im Innenhof.
Konzerte im Schloss
Dem Verein "Lebenswertes Aschach" stellt Gerstner regelmäßig den prächtig renovierten Marmorsaal im Schloss zur Verfügung. Hilde Golker, die Gattin des Vereinsvorstands Adolf Golker, organisiert diese Konzerte. "Ich bin so dankbar, dass uns diese Räume für die Musik kostenlos zur Verfügung gestellt werden", sagt die 72-Jährige. Anfangs beschränkte sich das musikalische Repertoire auf Klassik. "Heute reicht das monatliche Programm von Mittelaltermusik, Klassik, Volksmusik, Kabarett, Dixieland bis hin zu Musik aus aller Welt", so die umtriebige Golker.
Viele Schlösser in den Bezirken Grieskirchen und Eferding öffnen sich für Kunst und Kultur. Im Schloss Tollet finden immer wieder Ausstellungen und Veranstaltungen statt. Die Schlösser in Peuerbach, Eferding und Haag am Hausruck können mit Museen aufwarten. Auch das Schloss Parz in Grieskirchen bietet viel Platz für Kunst und unterschiedliche Veranstaltungen. Diverse Räumlichkeiten, der Innenhof und die Parks des idyllischen Wasserschlosses in Aistersheim können für Events gebucht werden. Das Schloss Feldegg in Pram bietet ebenfalls Veranstaltungsräume. In Waizenkirchen ist das Schloss im Besitz der Gemeinde. Der Umbau mit einem geplanten Veranstaltungszentrum scheiterte bislang an den Finanzen und fehlenden Mietern. Das Schloss Dachsberg in Prambachkirchen ist ein Gymnasium. Im Saal finden immer wieder Veranstaltungen statt.
Kommentar zum Thema
Feudale Räume für heutige Kunst öffnen
Schlösser waren früher mitunter menschenverachtende Orte und doch gaben die Feudalherren der Kunst einen würdigen Rahmen. Der Adel ist abgeschafft, die Schlösser blieben. Die Kunst ebenso – mehr denn je. Und Kunst wird bekanntermaßen am liebsten in einem schönen Ambiente erlebt. Schlösser bieten diese Pracht und oftmals auch die nötige Größe der Räume. Jedoch stellen sie einen kostspieligen Rahmen dar, die Renovierung und der Erhalt verschlingen eine Menge Geld. Zudem sind viele der Schlösser in den Bezirken mittlerweile in Privatbesitz und können nur noch von außen bestaunt werden. Wenn jemand sein Schloss unentgeltlich für die Kunst öffnet, dient das den Künstlern und den Kunstliebhabern gleichermaßen. Immerhin sind die alten Schlösser selbst Kulturgüter, die allen zugänglich sein sollten.
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