Fleischwarnung als "Panikmache"
Die Gesundheitswarnung der WHO vor Fleischkonsum halten heimische Verarbeiter für überzogen.
Die Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die übermäßigen Fleischkonsum als krebserregend einstuft, hat enormen Wirbel ausgelöst. Viele Fleischesser und -verarbeiter fühlen sich an den Pranger gestellt.
Beim Güssinger Fleischermeister Hans Steindl löst die WHO-Warnung Kopfschütteln aus: "Fleisch wird damit auf dieselbe Stufe gestellt wie Zigaretten oder Formaldehyd." Österreich habe ein strenges Lebensmittelgesetz, das auch konsequent kontrolliert werde.
Eigentliches Problem Massenproduktion
Steindl sieht die wahre Problemlage in der Massenproduktion. "Die Zusatzstoffe in der industriellen Produktion, die Inhaltsstoffe der Tiefkühlware und der Fertiggerichte sind das eigentlich Bedenkliche. Und wenn ein Kilo Extrawurst beim Diskonter 2,20 Euro kostet, weiß ich nicht, was da alles drin ist. Bedenklich ist es, wenn Fleisch zum Kochen weniger kostet als Hundefutter."
"Lobby-Aktion"
Fleischermeister Alois Brunner aus Minihof-Liebau ärgert sich ebenfalls über die WHO-Kampagne: "Wer weiß, welche Lobby da dahintersteckt. Aber die Kunden lassen sich gottseidank von solchen Aussagen eh nicht abhalten."
Als von der AMA ausgezeichneter Handwerker setzt Brunner auf regionale Zutaten und regionale Produktion. Das schaffe Vertrauen bei der Kundschaft.
Keine Panik
"Panikmache" ortet auch Claudia Kroboth vom gleichnamigen Direktvermarktungsbetrieb in Krottendorf bei Güssing, in dem geschlachtet, verarbeitet und verkauft wird.
Wichtig sei vor allem, dass Fleischwaren ohne chemische Zusätze erzeugt werden und dass die Konsumenten beim Essen Maß halten. "Man muss nicht jeden Tag Fleisch essen", hält Kroboth fest.
Fleisch in Maßen
Die gewerblichen Fleischer sind der selben Meinung. "Gezielt einkaufen, nicht von supergünstigen Preisaktionen verleiten lassen, maßvoll essen", rät Hans Steindl.
"Jede einseitige Ernährung ist schlecht, das wissen auch unsere Kunden sehr wohl", pflichtet Alois Brunner bei.
Was die WHO sagt
Die WHO hat wissenschaftliche Untersuchungen der letzten Jahre ausgewertet und ist zu dem Schluss gekommen, dass verarbeitetes Fleisch wie Wurst oder Schinken das Risiko vor allem auf Darmkrebs erhöht. Wer täglich 50 Gramm verarbeitetes Fleisch zu sich nimmt, erhöht laut Studie sein Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, um 18 Prozent.
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