Ausständige Renovierung
Kastell Sulz im Mittelpunkt eines Rechtsstreits

- Die Renovierung des denkmalgeschützten, 1815 erbauten Kastells begann 2018 und wurde 2022 eingestellt. Nun ist ein Rechtsstreit ausgebrochen.
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Die seit 2022 auf Eis liegende Restaurierung des historischen Gebäudes ist nun vor Gericht gelandet. Die Kläger wollen die Rückabwicklung des Kaufs.
SULZ. Groß waren die Erwartungen, als das 1815 erbaute, aber seit Jahrzehnten verwaiste Kastell im Jahr 2018 einen neuen Besitzer erhielt. Die Erwartungen haben sich aber bis jetzt nicht erfüllt. Die Renovierung des alten Gemäuers ist noch lange nicht abgeschlossen, im Jahr 2022 wurde sogar ein behördlicher Baustopp verfügt. Nun wird die Causa vor Gericht ausgetragen.
Rückabwicklung angestrebt
Bei der ersten Verhandlung im Landesgericht Eisenstadt standen heute, Dienstag, einander Kastellbesitzer Sigurd Hochfellner und Gerhard Jandrisevits, der Obmann des Sulzer Kastellvereins, gegenüber. Der Verein, dem das Gebäude bis 2018 gehörte und der es bis dahin instandhielt, hat auf Rückabwicklung des Kaufs geklagt, weil das Kastell noch immer nicht vertragskonform renoviert und das zugesicherte, öffentlich zugängliche Kaffeehaus noch immer nicht eingerichtet wurde.

- 2018 war der Vorstand des Kastellvereins erleichtert, mit Sigurd Hochfellner (2. von rechts) einen neuen Besitzer für das denkmalgeschützte Gebäude gefunden zu haben.
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"Als wir das Kastell übernommen haben, war es eine Ruine. Der Kastellverein hat dann mit Hilfe von Bund und Land über 800.000 Euro investiert", so Jandrisevits. Das Dach sei saniert, Decken seien eingezogen worden. Ursprünglich sollte das Kastell abgerissen werden, wurde dann aber unter Denkmalschutz gesetzt. Vom neuen Besitzer Hochfellner, mit dem mehrere Jahre kooperativ zusammengearbeitet wurde, fühlt sich der Verein mittlerweile bewusst getäuscht.
Seit drei Jahren Dornröschenschlaf
Auch der 2022 verhängte Baustopp kam vor Gericht zur Sprache. Vom Bundesdenkmalamt wurde Hochfellner vorgeworfen, einen nicht denkmalschutzkonformen Fassadenanstrich für die Renovierung verwendet zu haben. Die Bezirkshauptmannschaft Güssing verfügte daraufhin die Einstellung der Arbeiten.
Hochfellners Anwalt Andreas Ladstätter bestritt die Vorwürfe. Es gebe eine Auflistung darüber, was bereits alles gemacht wurde, sowie eine Begutachtung, dass Investitionen getätigt wurden. Dazu zählen neue Fenster, die renovierte Fassade und ausgetauschte Böden. "Dass mein Mandant bewusst Auflagen nicht einhält, stimmt nicht", sagte Ladstätter.

- 2022 waren noch Renovierungsfirmen am Werk.
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Käufer beharrt
Der Wunsch, ein saniertes Kastell wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, bestehe auf beiden Seiten. "Ich glaube, dass ich besser geeignet bin, um das Haus in eine Richtung zu bringen, die es verdient hat", sagte Hochfellner. Er wolle es zum gegebenen Zeitpunkt aber nicht aus den Händen geben. "Der Zustand des Gebäudes ist schlechter als zu Anfang eingeschätzt, dadurch hat sich der Aufwand erheblich erhöht." Zudem habe der Verein Verschiedenes verschwiegen. Er rechne daher mit weiteren rund sechs Jahren, um eine komplette Sanierung des Gebäudes abzuschließen.
Pro und Contra
Auf die Frage der Richterin, wie es zu einer Lösung kommen könnte, entgegnete Hochfellner, er wünsche sich eine "praktische Unterstützung" des Kastellvereins und eine "Mitarbeit an der Verbesserung des Hauses. "Sie könnten Behördenwege für mich übernehmen oder reale Mithilfe leisten", so Hochfellner. Eine finanzielle Unterstützung erwarte er nicht, sehr wohl aber die Zurückziehung der Klage.

- Gerhard Jandrisevits, Obmann des Kastellvereins Sulz.
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Der Kastellverein hat aber bereits das Vertrauen in den Grundbesitzer verloren. "Unser Ziel ist die Revitalisierung des Kastells. Mit dem Herrn Hochfellner wird das aber nicht passieren. Es wäre daher sinnvoll, eine Erleichterung für alle Seiten zu schaffen", sagte Dieter Heine, der Anwalt des Vereins.
Fortsetzung im November
Die Verhandlung wird am 25. November mit der Einvernahme des Klägers und des Beklagten sowie weiterer Zeugen fortgesetzt. Der Kläger hat den Bürgermeister der Gemeinde Gerersdorf-Sulz, Landeskonservator Peter Adam und den Bürgermeister der Gemeinde Frantschach-St. Gertraud vorgeschlagen. Denn auch dort gibt es laut Anwalt Dieter Heine Beweise, dass Hochfellner beim Kauf des historischen "Hammer"-Gebäudes Versprechungen gemacht habe, die nicht eingehalten worden seien.
Aus der Geschichte des Hauses
Das Kastell Sulz wurde 1815 erbaut, diente als Witwensitz und als Zugang zu den heilsamen Kurquellen. Die Güssinger Mineralwasser AG verkaufte 1980 das leerstehende Gebäude an den eigens gegründeten Kastellverein, der sich die Erhaltung des Gemäuers zum Ziel setzte und es vor dem geplanten Abriss bewahrte. 2018 erfolgte der Verkauf des Gebäudes samt vier Hektar Grund um 15.000 Euro an Sigurd Hochfellner.
(Text: Martin Wurglits, Stefan Schneider)
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