Kellerviertel wird so schnell kein Weltkulturerbe
Kulturministerin Schmied winkt ab
Die Bemühungen von Land und Gemeinde, das denkmalgeschützte Kellerviertel von Heiligenbrunn in die UNESCO-Liste der Weltkulturerbestätten aufzunehmen, haben einen herben Rückschlag erlitten. Das Kellerviertel habe "keinen außergewöhnlichen universellen Wert“, erklärte die zuständige Kulturministerin Claudia Schmied in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung.
Die Anfrage war von NR-Abg. Franz Glaser eingebracht worden, nachdem das Ministerium auf den vor eineinhalb Jahren eingebrachten Antrag des Landes Burgenland nicht reagiert hat.
Schmied beruft sich dabei auf die Einschätzung von Christoph Machat, einem Experten für ländliche Bauten.
"Wir selbst haben schon 2009 ein Gutachten von ungarischen Experten erstellen lassen, die im internationalen Rat für Denkmalpflege tätig sind. Dieses Gutachten, das wir dem Ministerium übermittelt haben, stuft Heiligenbrunn sehr wohl als welterbewürdig ein", berichtet Richard Giefing, der in der Landesregierung für UNESCO-Fragen zuständig ist.
Eine Hintertür lässt sich das Ministerium allerdings noch bis zum Jahresende offen. Dann soll eine offizielle Stellungnahme des Denkmalrates ICOMOS vorliegen.
"Kein Museumsdorf"
"Das Ministerium würde sich überhaupt nichts vergeben, wenn es uns auf die nationale Vorschlagsliste für Welterbestätten setzt. Die endgültige Entscheidung trifft ja sowieso die UNESCO", schüttelt Helmut Kedl, Obmann des Heiligenbrunner Weinbau- und Kellereivereins, den Kopf.
"Unser Kellerviertel ist kein Museumsdorf. Hier wird in denkmalgeschützten Gebäuden immer noch Wein produziert. Das ist einzigartig in Europa. Ich habe das Gefühl, wir werden vom Ministerium einfach nur hingehalten", so Kedl.
150 historische Gebäude
Das Kellerviertel umfasst 150 historische Gebäude, die als Weinkeller, Kellerstöckl oder Lagergebäude noch heute in Nutzung stehen. Von den 108 denkmalgeschützten Kellern sind 54 mit Stroh gedeckt, viele sind mehrere hundert Jahre alt.
Alle Gebäude im Kellerviertel befinden sich in Privatbesitz. Die meisten Keller stammen aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. Da das gesamte Viertel unter Schutz steht, dürfen die Keller nicht dauerhaft bewohnt oder vermietet werden.
Laut Weinbauverein werden rund 60 % der Keller noch immer für Weinherstellung oder Lagerung genutzt. Viele sind aber sanierungsbedürftig.
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