„Das ist eine bodenlose Gemeinheit“

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Seit Bernold Dörrer an den Rollstuhl gefesselt ist, engagiert er sich dafür, dass Eingänge zu öffentlichen Gebäuden und Geschäften behindertengerechter werden. Jetzt musste er feststellen, dass eine Behindertenrampe bei der Konditorei Fuchs in Absam, für die er sich sehr eingesetzt hatte, gestohlen wurde.

ABSAM (sf). „Ehrlich gesagt habe ich früher auch nicht viel darüber nachgedacht, ob unsere Welt auf Menschen im Rollstuhl Rücksicht nimmt, ich habe nicht gedacht, dass mir so etwas passieren könnte“, erinnert sich der Milser Bernold Dörrer. Seit einem Motorradunfall vor ein paar Jahren ist der ehemalige Unternehmer querschnittsgelähmt. „Das war ein harter Schlag, aber ich habe mich wieder aufgerappelt“, erzählt Dörrer. „Ich hatte noch Glück im Unglück, weil die Lähmung weiter unten in der Wirbelsäule beginnt und ich den Oberkörper und die Bauchmuskeln bewegen kann.“ Tatsächlich ist Dörrer für einen Rolli-Fahrer sehr beweglich, er braucht etwa nur wenige Sekunden, um vom Rollstuhl in sein Auto umzusteigen. Dörrer ist öfters beim Konditor Fuchs in Absam zu Gast. „Die haben leckeren Kuchen und das beste Eis weit und breit“, ist er überzeugt. Leider ist dort auch der Hintereingang nicht völlig eben, eine Stufe stellt eine Barriere dar. „Bergab geht es leicht, aber zum Hinauffahren brauche ich Hilfe.“ Der Konditor Stefan Fuchs kennt das Problem. „Ich muss öfters behinderten Personen über diese Hürde helfen, auf Vorschlag von Herrn Dörrer habe ich dann eine Rampe gekauft.“

Diebe brachten Werkzeug mit
Eines Morgens war dann die Behindertenhilfe verschwunden. „Das hat mich sehr gewundert, die Rampe war nämlich mit langen Schrauben fest im Boden verankert, die Diebe müssen extra Werkzeug mitgebracht haben“, berichtet Fuchs.

Gar nicht glauben wollte Bernold Dörrer den Diebstahl: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Diebe damit etwas anfangen können. Das haben sie sicher nur aus Bosheit gemacht. Dabei hat man es als Behinderter schon schwer genug. Die ganzen Beteuerungen, dass bei Neubauten auf uns Rücksicht genommen wird, stimmen einfach nicht“, gibt Dörrer an. „Ich kenne etwa fast kein Wohnungsprojekt, welches in letzter Zeit errichtet wurde und das wirklich behindertengerecht ist. Ich selbst habe in Mils das Glück in einer behindertengerechten Wohnung zu leben, aber solche Projekte kann man mit der Lupe suchen.“ „Wir werden auf jeden Fall wieder eine Behindertenrampe errichten“, kündigt Stefan Fuchs an. Notfalls werden wir sie aus Beton gießen lassen, damit sie nicht mehr gestohlen werden kann. Ich habe viele positive Rückmeldungen wegen der Rampe bekommen, das ist ein Service, den man seinen Kunden heutzutage einfach anbieten sollte.“

Kommentar von Stefan Fügenschuh:
"Behinderten das Leben erleichtern"

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