Der Erler Marathon im Wagner-Kosmos – Tiroler Festspiele Erl zu Ende

Die Baumeister des Erler Erfolges: Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner und Maestro Gustav Kuhn.
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  • Die Baumeister des Erler Erfolges: Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner und Maestro Gustav Kuhn.
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Unübersichtliche Handlung, 30 tragende Figuren und 16 Stunden Musik. Auch an vier Tagen hintereinander gehört, sind diese Wagner-Opern nichts für den "Ichgehmalindieoper-Konsumenten". Darum traf sich am Wochenende die Gemeinde des Meisters in Erl, denn Gustav Kuhn tat es wieder.
Zum letzten Mal, wie er betont. Walküre, Siegfried und Götterdämmerung in 24 Stunden, davor zum Auftakt Rheingold am Freitag. Ja, man kennt die Partituren, man kennt die feine, innige, prächtige und kraftvolle Interpretation von Gustav Kuhn. Und am Ende des freitäglichen Rheingolds ist das ausverkaufte Passionsspielhaus aus dem Häuschen. Jubel und eine tiefe innere Vorfreude auf den Samstag breiten sich aus.

Samstag, 17 Uhr

Siegmund eröffnet die Walküre mit „Wes Herd dies auch sei, hier muss ich rasten.“ Und die nächsten knapp fünf Stunden sind eine Achterbahn aus Musik und kraftvollen Regiebildern, Walkürenritt auf Mountainbikes eingeschlossen. Aufgewühlt und müde, in knapp einer Stunde beginnt Siegfried.
Maestro Kuhn betritt das Pult, es ist 23 Uhr. Es knistert im Passionsspielhaus, es herrscht Anspannung pur. Noch halten die Augen was die Ohren versprechen, es ist lange nach Mitternacht, als das wunderbare „Waldweben“ erklingt. Augen zu und genießen? Nein, wahrscheinlich würden die müden Lider zubleiben. Aber die Musik Wagners trägt erstaunlich mühelos ins Finale, Brünnhilde und Siegfried im Liebestaumel. Dass Siegfried die Stimme versagt, ist zweitrangig. Es ist mittlerweile Sonntag, 3.39 Uhr, ergriffen, psychisch und physisch fertig, der Geist ist Walhalla näher als der Weg zum Auto.

Sonntag, 11 Uhr

Ausgeschlafen, erholt, bereit für das Finale, der „Götterdämmerung“? Nein, nein und nochmals nein. Die feinen Klänge beginnen die Kräfte wieder zurückzuholen. Es braucht nur Sekunden, bis der noch müde Geist wieder eins ist mit Wagners Musik. Und es bleibt. Um 16.01 winkt Kuhn ab. Irgendwie wirkt er entrückt. Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner, dem zum 70. Geburtstag dieser Ring gewidmet wurde, verneigt sich vor dem Orchester und Gustav Kuhn.
Wagner schrieb auf die letzte Seite der Partitur der Götterdämmerung nach der Vollendung: "Vollendet in Wahnfried; ich sage nichts weiter!! R.W." Am Sonntag um 16.10 Uhr verlasse ich das Passionsspielhaus in Erl. Und auch ich sage nichts weiter! Außer: Danke den Künstlern, danke dem Orchester und danke Maestro Kuhn.

Das waren die Tiroler Festspiele Erl 2014:

Premiere: Erstmalig wurden bei den Sommerfestspielen 2014 beide Häuser - Passionsspielhaus und Festspielhaus - gleichzeitig genutzt und bespielt.
Besucher: Mit gut 23.000 Besuchern konnte die Auslastung im Hauptprogramm (Opern und Symphoniekonzerte) auf gut 96 Prozent gesteigert werden.
Einnahmen: Die verzeichneten Nettoeinnahmen von gut 1,2 Mio. Euro führen zu einem Rekordergebnis für die Festspiele in ihrer Geschichte.
Erfolg mit Kammermusik: Diese Konzertreihe konnte heuer über 3.000 Besucher mehr verzeichnen als im Vorjahr.
Auslastung: Lucio Gallo gelang es mit seiner "Hommage an Sinatra", das Festspielhaus komplett auszuverkaufen. Ausverkauft waren ebenfalls die beiden Ring-Zyklen, die Brucknermatineen und das Eröffnungskonzert.

Weiteres Sommer-Highlight: Derzeit laufen die Proben mit José Carreras für die Oper "El Juez" von Christian Kolonovits, die am 9. August 2014 Uraufführung im Festspielhaus feiern wird.

Kartenvorverkauf: Während sich die Karten für die Wintersaison wieder gewohnt gut verkaufen, ist es für die Verantwortlichen der Festspiele Erl eine besondere Freude, dass der für 2015 angesetzte Wagner-Ring an vier aufeinander folgenden Tagen bereits drei Wochen nach Verkaufsstart über 50 Prozent verkauft ist. Das komplette Programm für den Sommer 2015 wird Anfang November präsentiert.

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