Theaterkritik „#diewelle 2023“

Die Probe auf’s Exempel

Das Theater Szenario Hall zeigte am Donnerstag, 4. Mai eine hochmoderne Neufassung des Klassikers "Die Welle". Das Stück mit dem Theater Szenario U18 war eine kraftvolle und überzeugende Vorstellung. Theaterkritik von Peter Teyml: 

HALL. Das Realexperiment des kalifornischen Highschool-Lehrers Ron Jones führte 1981 zum Erfolgsroman „The wave“ und in der Folge zu Jochen Strauchs Stück „Die Welle“. Szenario - Impressario & Spielleiter Wolfgang Klingler konnte sich so ein Stück nicht entgehen lassen, zumal es geradezu ideal für die jugendlichen Darsteller des Ensembles U 18 wie geschaffen schien. Und so erarbeitete er zusammen mit Brigitte Neumaier diese hochmoderne Fassung des inzwischen zum Klassiker avan- cierten Stückes. Die Geschichtslehrerin Berit Rosenberg arbeitet zum Thema Faschismus und experimentiert in der Klasse mit Disziplinübungen, Hierarchien, Gruppendruck etc., wobei keine(r) der Schüler & Schülerinnen glaubt, zu faschistischem Gedankengut verführbar zu sein. Aber wie dem Zauberlehrling in Goethes Ballade entgleitet der Lehrerin das Experiment – kann sie es stoppen?

Einfache Mittel und dramatische Geschichten 

Mit einfachen Mitteln, wie verstellbare Würfel, wurden die optischen Zitate einer Ganztagesschule geschaffen, und in mehreren Sequenzen wird das dramatische Geschehen bis zur Auflösung abgearbeitet, suggestive Schlagworte, wie „Stärke durch Disziplin, Kraft durch Gemeinschaft, Macht durch Handeln“ schweißen plötzlich die verschiedensten Charaktere zusammen, der Gruppendruck gewinnt an enormer Bedeutung, der früher gemobbte Außenseiter Robert wird integriert und entpuppt sich in der Gemeinschaft nach und nach als fanatischer Anpassling, dem nach Auflösung des Experiments eine Welt zusammenbricht. Hannah Czerny & Alice Crepaz-Fuentes verkörpern die kritischen Schülerinnen Laura Landes (Doppelrolle), die in ihren blogs das Experiment hinterfragen, wobei beide junge Damen sehr überzeugend ihren Part, Crepaz temperamentvoll & leidenschaftlich, Czerny kritisch und nachdenklich, umsetzen. Sophie Czerny & Sophia Fankhauser verkörpern die Lehrerin Berit Rosenberg (auch Doppelrolle), wobei erstere sehr überzeugend die strenge Einpeitscherin mimt, letztgenannte hingegen die immer mehr verzagte Lehrerin, welche in Clara Mülleder die kritisch mahnende Partnerin findet. Sofia Rotter ist die sympathisch – warmherzige Alex, welche einerseits als kritische Schülerin und andererseits als Erzählerin überzeugt. Karin Gratzel kann der fanatisch gewordenen Schülerin Anna glaubwürdig Gesicht und Stimme geben, Tobias Grain mutiert vom großsprecherischen Benjamin zum angepassten Mitmacher, Benjamin Oberforcher wirkt ebenfalls sehr lebendig in seiner Rolle als zynisches Großmaul David, der sich jedoch von der Freundin letzten Endes überzeugen lässt, der Lehrerin zu widersprechen. Paul Metzler schlüpft sehr authentisch in die Figur des Außenseiters Robert, der nach Auflösung des Experiments wieder isoliert und verzweifelt zurückbleibt.

Videos, Visuals und Musik

Dass die jungen Männer zusätzliche Aufgaben, wie Videoproduktion & Visuals übernommen haben, soll nicht verschwiegen werden, auch die Musikgestaltung durch Gabriel Neumaier und die sensible Lichttechnik Arthur Bliems sowie Maria Kollreiders Kostümschneiderei sind zu loben. Eine tolle, hoch engagierte Produktion mit einem erstaunlich professionellem Auftritt, in vorliegender Aufführung von Schulklassen des BORG Innsbruck inklusive begleitendem Lehrpersonal begeistert gefeiert.

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