Händels "Almira" auf Zeitreise bei den Festwochen der Alten Musik in Innsbruck

Klara Ek (Almira) | Foto: Rupert Larl
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Zugegeben: So manche Textzeile der ersten Händel-Oper (uraufgeführt 1705) würde so heute wohl nicht mehr geschrieben werden, oft gar fremd klingt die Sprache aus jener Zeit. (Wie muss Raymondo singen: "Betrübte, quillt aus deinen Augen gleich eine salze Flut, so muss ich doch nur Flamm’ und Glut aus den kristallnen Tropfen saugen.")
Die Handlung selbst könnte einer Soap-Opera als Stoff dienen oder großes Bollywood-Kino füllen. Alessandro De Marchi erklärt kurz: Die junge Almira wird Königin und soll einen Nachkommen ihres Ratgebers Consalvo heiraten, so hat es ihr Vater in seinem Testament verfügt. Doch ihr Herz gehört schon ihrem Sekretär Fernando, einem Findling, den sie heimlich liebt. Plötzlich werben diverse Herren um die junge Königin und es entspinnt sich ein Liebesreigen zwischen Melancholie und Macht.
Bereits heuer im Frühling wurde dieser Händel-Erstling in Hamburg aufgeführt und kam als Koproduktion nach Innsbruck. Die Regie – dieses nicht einfach auf die Bühne zu bringenden Werkes – führt Jetske Mijnssen und das eher minimalistisch gehaltene Bühnenbild sowie die Kostüme stammen von Ben Baur. Almira musste auf eine Zeitreise von der Renaissance bis ins Heute, die Kostümwechsel waren fließend.

Großartige Musik

Musikalisch blitzt bereits die Genialität Händels auf, 74 aneinandergereihte Musiknummern zeigen die Ursprünglichkeit seiner Kompositionsgabe, bevor er nach seiner Italienreise die weiteren Opern im italienischen Stil komponierte.
Leidenschaftlich und sinnlich zieht sich der musikalische Faden durch das Werk. Königin Almira singt die Sopranistin Klara Ek, sauber aber ohne brillante Höhepunkte wird sie den Erwartungen gerecht. Frenetischen Applaus gab es nach der berühmten Arie "Lascia ch`io pianga" (Lass mich mein grausam Los beweinen) aus dem Londoner Rinaldo, die De Marchi in die Inszenierung einfließen ließ. Auf dieser Arie beruht die Sarabande der Almira.
Star der Damenriege war aber Mélissa Petit als Edilia. Ungemein fein nuancierte Spitzentöne, schwingende Koloraturen und perfektes Schauspiel setzten Glanzpunkte. Ohne Makel auch Rebecca Jo Loeb als Bellante.
Die Männerriege wirkte durchwachsen. Der Bass Wolf Matthias Friedrich überzeugte als Consalvo, seine schön gefärbte Stimme ließ warme Klänge verbreiten. Tenor Manuel Günther als Osman wirkte in der Höhe oft zu heldenhaft, wie auch Viktor Rud als Fernando. Eine saubere Partie sang Florian Spiess als Raymondo.
Am Pult der Academia Montis Regalis stand Maestro Alessandro De Marchi. Und er machte aus der genialen Musik Händels einen genialen Opernabend. Die feine Abstimmung der Register, die wunderbaren, brillanten Leistungen der MusikantInnen, das perfekte Zusammenspiel und die akzentuierte Dynamik ließen den SängerInnengroßen Freiraum. Herausragend: Mariangiola Martello am Cembalo. Selten so schön klang Barockmusik in Innsbruck. Frenetischer Jubel, Standing Ovations.

Almira wird noch am 14. und 16. August aufgeführt, Restkarten vorhanden, Karteninfo finden Sie hier:

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