Hänsel und Gretel am TLT: Zuckersüßer Märchenstoff
Anette Leistenschneider inszenierte Humperdincks Märchenoper unglaublich kitschig. Und das ist gut so.
Ja, was könnte man nicht alles in dieses Märchen hineininterpretieren. "Hänsel und Gretel", jeder kennt die Geschichte. Arme Kinder, Vater säuft, Mutter versucht die Familie durchzubringen, die Kinder übermütig, hungrig und das gute Ende beginnt mit "… und wenn sie nicht gestorben sind".
Engelbert Humperdinck hat nach dem Libretto seiner Schwester und nach Vorlage der Gebrüder Grimm diese Märchenoper komponiert. Die spätromantische Musik vereint die musikalische Denkweise am Ende des ausgehenden 19. Jahrhundert. Zitate von Wagner und Strauß, volksliedhafte einfache Melodien und kunstvolle, feinsinnige Orchesterpassagen.
Alexander Rumpf und das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck gelang eine fein abgestimmte Interpretation. Frisch und lustvoll klingt es aus dem Orchestergraben, ideal in Tempi und Dynamik für die Sänger. Allen voran Susanne Langbein. Stimmlich ist diese Rolle nicht die Allerschwierigste, im schauspielerischen liegt die wahre Herausforderung. Die wunderbare Gretel wurde sehr bejubelt. Wie auch Lysianne Tremblay als Hänsel. Fein, wie ihr Mezzo perfekt zu Langbeins Sopran passt. Berührendste Szene ist der Abendsegen: Perfekte stimmliche Harmonie aber auch perfekte Begleitung durch das TSOI.
Joachim Seipp als Peter Besenbinder agierte energisch, stimmlich fast ein wenig überpräsent. Ohne Makel sang Susanna von der Burg die Rolle seiner Frau Gertrud.
Optisch eher einem Horrorfilm als einem Märchen zugehörig, agierte Dale Albright als Knusperhexe. Sophie Mitterhuber als Sandmännchen, Konrad Hochgruber in der stummen Rolle als Schutzengel und die Wiltener Sängerknaben überzeugten als Schauspieler genauso wie im Schlusschor.
Ein Satz zur Inszenierung: So darf Märchenoper sein, so müssen die Kostüme sein, so kitschig muss die Bühne den Rahmen geben. Nur eine Frage bleibt ungelöst: Warum müssen Hänsel und Gretel im Winter ausgerechnet Erdbeeren sammeln? Man wird es nie erfahren …Fazit: Familientaugliche Märchenstunde mit feiner Musik. Nächste Termine: 10. und 19. Oktober
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