6. März – Tag der Logopädie
Logopädin Sabine Kolbitsch im BB-Interview

Sabine Kolbitsch ist seit 38 Jahren Logopädin in der Stadt Hall. | Foto: Kendlbacher
  • Sabine Kolbitsch ist seit 38 Jahren Logopädin in der Stadt Hall.
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HALL. Am 6. März war der europäische Tag der Logopädie. Sabine Kolbitsch ist seit 38 Jahren Logopädin und spricht im BB-Interview über Sprachstörungen, ihre Aufgaben in den Therapiestunden und Herausforderungen im Beruf.

BezirksBlätter: Frau Kolbitsch, was ist Logopädie  und was machen LogopädInnen?
Kolbitsch:
Logopädie beschäftigt sich mit der Sprache und mit Stimmen. Bei Kindern speziell mit dem Erwerb der richtigen Sprache. Wenn Kinder Schwierigkeiten mit einzelnen Lauten oder mit der Satzgestaltung haben, dann versucht man zu unterstützen. Ich arbeite aber auch mit Menschen, die aufgrund eines Schlaganfalls ihre Sprache verloren haben und sich nicht mehr richtig ausdrücken können.

Was sind die häufigsten Gründe, warum jemand zu Ihnen kommt?
Meistens sind es Kinder mit kleinen Sprachschwierigkeiten, aber ich habe auch Patienten, die Stimmtherapien brauchen, wie Lehrer oder Schlaganfallpatienten.

Wie wichtig ist Sprache für Kinder?
Sprache ist sehr wichtig. Ohne Sprache tun wir uns in unserer Gesellschaft sehr schwer uns auszudrücken. Wenn Kinder sich nicht mitteilen können, merkt man oft, wie sich manche zurückziehen und andere werden aggressiv, weil sie nicht mitteilen können. Daher ist Sprache in unserem Kreis sehr wichtig.

Wie und wann erkennen Eltern, dass ihr Kind sprachliche Defizite hat?
Manche Eltern merken es, wenn sie die normale Entwicklung von Kindern beobachten und wenn eins ihrer Kinder sprachlich nicht so weit ist wie andere. Andere Eltern werden erst im Kindergarten darauf aufmerksam gemacht, das ist ganz unterschiedlich. Dann gibt es Fälle, wo Eltern zum Kinderarzt geschickt werden, wenn der feststellt, dass die sprachliche Entwicklung noch nicht so ist, wie sie sein sollte.

Wie schaut so eine Therapiestunde mit Kinder aus?
Wenn die Kinder kommen, machen wir zuerst mundmotorische Übungen. Zum Beispiel verwenden wir dünne Schläuche, wo die Kinder das Saugen üben, oder kleine Gummiringe, um die Zunge zu trainieren. Nach den Übungen wird ein Spiel ausgesucht – zum Beispiel wird der S-Laut geübt oder ganze Wörter und Sätze. Wenn Kinder Laute falsch verwenden oder eine falsche Aussprache haben, spricht man von einer sogenannten Artikulationsstörung (Dyslalie).

Was unterscheidet die Arbeit mit Kindern von der mit Erwachsenen?
Bei den Erwachsenen fällt der spielerische Rahmen weg, da werden dann Sprachübungen gemacht. Bei Schlaganfallpatienten, denen Wörter nicht einfallen, macht man Mundübungen. Oft sind es Frage- und Antwortübungen. Bei Kindern hat man meistens sehr große Erfolge, andere lernen ganz schnell, andere brauchen etwas länger, bis es dann auch in der Spontansprache funktioniert.

Was sind die Herausforderungen in ihrem Beruf?
Eine große Herausforderung sind jene Kinder, die keine Sprache haben bzw. nicht sprechen. Da muss man zuerst herausfinden, warum sie das nicht tun und ob auch andere Faktoren dahinterstecken.

Abschließend: Was möchten Sie betroffenen Eltern von Kindern und auch Erwachsenen mitgeben, die unter einer Sprechstörung leiden?

In den meisten Fällen kann gut geholfen werden, wenn man rechtzeitig Hilfe in Anspruch nimmt.

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