Theater Szenario – „Falscher Hase“
Spannendes Ermitteln

Foto: Theater Szenario Hall

Witzig, schlagfertig, szenenreich: gelungene Improaufführung des „Theater Szenario“ im Sudhaus Lobkowitz Hall mit „Falscher Hase“.

Auch im Improtheater gibt es vorgegebene Strukturen, aber den nicht unbedeutenden Rest müssen die Protagonisten im Stück frei interpretieren, die Koordinaten hiefür bestimmt im vorliegenden Fall das Publikum, zugegeben kein leichtes Unterfangen. In der Aufführung am 3. November gab es noch eine zusätzliche Herausforderung, weil Spielleiter und Impresario Wolfgang Klingler den Part der ansonsten mit einer Frau besetzten Rolle „Ermittelnder Kommissar“ kurzfristig übernehmen musste. Aus einem Pool von 16 Akteuren wählte man in dieser Aufführung vier junge Damen sowie drei junge Herren, das Publikum lieferte die Stichworte, die da hießen: Die männliche Leiche heißt Luka Karlheinz, ist Kampfflieger, 38 Jahre alt, Federballfan und wurde offenbar zu Tode gekitzelt! In 18 Szenen (mit Pause nach der 9.) ergaben sich durch Verhöre, Streitgespräche, Verwicklungen, Verbindungen untereinander, Erpressbarkeiten, politische Kabalen, geheime Liebesaffären, Eifersüchteleien, falsche Alibis, Drogen- und Dopingskandale vielfältige Indizien, aber wenig endgültige Beweise, welche eine eindeutige Schuldzuweisung zugelassen hätten. In der Schlussszene analysiert Kommissar Wolf mit dramatischem Gestus die möglichen Beweggründe jedes Einzelnen, um am Ende den wahren Mörder (oder Mörderin? Ich sag’s nicht) zu entlarven.

Wolfgang Klingler legte seine Ermittlerfigur recht nahe à la Inspektor Columbo an, hinreißend persiflierend in seinem Trenchcoat und dem nassen Zigarrenstummel im Mund, Andrea Frenademetz glänzte als kaltblütige Neowitwe und Heiratsschwindlerin mit nachgewiesen enormem Männerverschleiß, Sophie Czerny glaubte man durchgehend die hartnäckige und ehrgeizige Reporterin Grünschnabel, Celina Moser ging ganz in der Rolle der intrigengeübten Bürgermeisterin Cosima Fink auf, Lena Middeldorf vermochte der fanatischen Fliegerin Jessie Fankhauser überzeugend Figur und Stimme leihen. Schlussendlich der einzige verdächtige Mann, Benjamin Oberforcher, der glaubhaft die Rolle des eifersüchtigen und verliebten Giovanni vermittelte. Und da ist natürlich, last not least, der Assistent des Kommissars – eben der Hase, brillant komödiantisch umgesetzt von Felix Söllner. Begleitet wird das Geschehen durch die dezenten Töne aus dem Keyboard Oliver Soms, die sparsamen, aber wirkungsvollen Raum- und Ausstattungszitate lieferte das gesamte Team. Wer nun glaubt, Improtheater wäre in Leichtes, irrt, denn Spontanität und Kreativität werden in diesem speziellen Genre in hohem Maße eingefordert. Theater Szenario hat sich hier in den letzten Jahren eine besondere Kompetenz erarbeitet und kann natürlich bis zum 8. Dezember immer neu entstehende Variationen anbieten, die auch zu wiederholtem Theaterbesuch verführen könnten.

Eine Theaterrezension von
Peter Teyml

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